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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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weltberühmten Arche: „Von allem, was lebt, von allen Wesen aus Fleisch, führe je zwei in die Arche, damit sie mit dir am Leben bleiben; je ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein.“ Das zeugt von einem sehr traditionellen Familienbegriff und wenig biologischer Sachkenntnis. Beispielsweise gibt es bei Schnecken sehr viele Hermaphroditen, da hat man mit einer einzigen der Schrift eigentlich schon Genüge getan, braucht aber trotzdem zwei für die Fortpflanzung. Noch komplizierter wird es bei Clownfischen. Die leben in Gruppen zusammen, je ein Weibchen und ein Haufen Männchen. Das Weibchen ist immer am größten und dominant und paart sich mit dem stärksten Männchen. Wenn aber das Weibchen stirbt, ändert das stärkste Männchen sein Geschlecht und wird zum Weibchen, und ein ursprünglich schwächeres Männchen rückt nach. Das heißt, wenn ein Clownfisch früh ins Heim kommt oder adoptiert wird, und er sucht später seine Eltern, dann kann es sein, dass sein Vater mittlerweile seine Mutter ist. Wäre interessant zu wissen, ob das aktive, starke Männchen ein Bewusstsein hat, ob es weiß, was passiert, wenn das Weibchen stirbt. Dann könnte es nämlich sein, dass es ihm bei Mondenschein was Nettes sagt wie: „Ich wünsche mir, dass wir für immer zusammenbleiben!“ In Wirklichkeit denkt es aber: „Hoffentlich kratzt sie nicht vor mir ab, sonst muss ich es im Alter mit einem der anderen Typen treiben.“ Das ist übrigens auch für Menschenmännchen eine ganz reale Option, wie wir später noch beim Studium der Klosterstudien (Seite 149) sehen werden.
    Darüber hinaus klingt „zwei von jeder Art“ zwar wie eine präzise Anweisung, ist aber leichter gesagt als getan. Denn nach aktuellen Schätzungen gibt es auf der Erde etwa zehn Millionen Arten. Und das ist sehr konservativ geschätzt. Selbst wenn die „Wesen aus Fleisch“ wirklich alle von selber zur Arche gekommen und wie ein geölter Blitz eingestiegen sein sollten, sagen wir fünf Sekunden pro Tierpaar, was wirklich äußerst knapp bemessen ist, dann kann man sich ausrechnen, dass die Beladung der Arche mehr als 578 Tage in Anspruch genommen hat. Ohne Mittagspause. Angeblich hatten Noah und seine Frau aber nur sieben Tage Zeit, um die wertvolle Fracht an Bord zu bringen vor dem großen Wetterumschwung. Und Noah war zum Zeitpunkt der Zwangsumsiedlung durch seinen Herrn schon 600 Jahre alt, also nicht mehr der Jüngste. Ungeachtet dessen hat ihm sein Schöpfer, vermutlich aus reinem Übermut und Egoismus, das Pensionsalter noch einmal angehoben. Wer die Bibel wörtlich nehmen will, was viele Kreationisten tun, darf sich mit Kleinigkeiten also nicht lange aufhalten. Trotzdem hat man in Lausanne gewusst, dass die Maikäfer nicht an Bord der Arche waren, und sie damit kriminalisiert.
    Heute sind Maikäfer bei uns selten, und wenn sie doch wieder einmal in größerer Zahl auftauchen, dann werden sie mit Insektiziden gefügig gemacht. Obwohl sie auch eine hervorragende Suppe abgäben, wie gesagt wird.

    Maikäfersuppenrezept nach Johann Joseph Schneider von 1844
    Maikäfersuppen, ein vortreffliches und kräftiges Nahrungsmittel.
    Man sollte nicht glauben, dass der gemeine Maikäfer ( MELOLONTHA VULGARIS FABR. SCARABAEUS MELOLONTHA LINN .), welcher oft, namentlich wieder in diesem Jahre, eine verderbliche Landplage ist, und Alles verheert, eine so gute Suppe liefern könnte wie solche wirklich von ihm gewonnen hier von Vielen bereitet und mit Vergnügen gegessen wird. […]
    Die Maikäfersuppe wird bereitet, wie jene der Krebse. Die Käfer, von welchen man 30 Stück auf eine Person rechnet, werden, so wie sie gefangen sind, gewaschen, dann ganz in einem Mörser gestossen, in heisser Butter hart geröstet und in Fleischbrühe aufgekocht fein durchgeseiht und über geröstete Semmelabschnitte angerichtet. Ist die Bouillon auch schlecht, so wird sie doch durch die Kraft der Maikäfer vorzüglich, und eine Maikäfersuppe, gut bereitet, ist schmackhafter, besser und kräftiger, als eine Krebssuppe; ihr Geruch ist angenehm, ihre Farbe ist bräunlich, wie die der Maikäferflügel. Nur Vorurtheil konnte dieses feine und treffliche Nahrungsmittel, namentlich für sehr entkräftete Kranke, diesen entziehen, und ist das Vorurtheil dagegen einmal besiegt, so wäre diese Suppe eine gute Acquisition für Hospitäler und Kasernen, wo sie auch ohne Bouillon, mit Wasser bereitet, herrliche Dienste thun wird, und ich sehe gar nicht ein, warum man die Maikäfer bisher so

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