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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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    Auch wenn der britische Terriermischling Jaytee, wie viele andere Hunde auch, vermutlich einfach nur zutraulich ist, gern mit dem Schwanz wedelt und erbärmlich stinkt, wenn er nass wird, ist es nicht ganz falsch, dass manche Tiere Ereignisse früher spüren, von ihnen früher wissen als wir. Das gibt es, für die Erklärung braucht man allerdings keine morphogenetischen Felder und telepathischen Fähigkeiten, es geht auch anders und einfacher und ist deshalb nicht weniger faszinierend.
Törööööö!
    Als am 26. Dezember 2004 nach einem Seebeben im Indischen Ozean ein Tsunami die Küstengegenden rundherum verheerte und über 200.000 Menschenleben forderte, haben manche Menschen deshalb überlebt, weil sie von Tieren rechtzeitig gewarnt wurden.
    Lange bevor die tödliche Flutwelle eintraf, wurden etwa Elefanten unruhig und rissen sich schließlich mit aller Vehemenz los, um landeinwärts Hügel zu erklimmen, auf Erhöhungen zu fliehen. Menschen, die ihnen gefolgt sind, können heute gerade deshalb davon erzählen. Woher haben die Elefanten das gewusst? Hat es ihnen das Universum erklärt? Können sie alte Informationsquellen anzapfen, deren Zugang uns Menschen im Laufe der Evolution verloren gegangen ist? Die Erklärung ist, wie so oft, relativ simpel und lautet: Der Infraschall hat es ihnen gesagt.
    Hörbarer Schall, das ist das, was wir Menschen hören können, findet zwischen 16 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) und 16 Kilohertz statt Ultraschall, den unter anderem Hunde vernehmen können und mit dem Fledermäuse arbeiten, liegt zwischen 16 Kilohertz und zehn Megahertz. Infraschall, wie der Name schon sagt, reiht sich in der Skala unten ein und schallt mit einer Frequenz unter 16 Hertz. Das heißt, Teilchen werden mit unter 16 Hertz zur Schwingung angeregt. Besonders gut breitet sich Infraschall in Flüssigkeiten aus. Hier verhält er sich wie in einem Gas, mit dem wesentlichen Unterschied, dass sich Gase komprimieren lassen, Flüssigkeiten jedoch nicht, wodurch die Schallweiterleitung in Flüssigkeiten viel effektiver ist. Ohne Dämpfung wird der Schall im Wasser von einem Molekül zum anderen weitergegeben. Dass Menschen unter der Dusche besonders gern und laut singen, hat aber andere Gründe.
    Blauwale arbeiten mit Infraschall, Giraffen, Spinnen und eben Elefanten. Hören können Elefanten Infraschall vermutlich auch nicht besonders gut, aber sie können die damit einhergehenden Vibrationen fühlen. Die verwenden sie nämlich als Kommunikationsmittel, indem sie auf den Boden stampfen, was andere, weiter entfernte Elefanten „hören“ können, besser gesagt mit den Füßen ertasten. Quasi eine sehr rohe Form des Tastentelefons. Ein Seebeben der Stärke 9,1 ist nun eine gewaltige Vibration. Die können Elefanten über sehr weite Strecken „hören“ und denken sich dann sinngemäß: „Wenn was so arg vibriert, dann schaue ich mir das lieber aus der Ferne an.“ Aber auch auf dem Gebiet kämpfen manche Tiere mit der Keule und manche mit dem Florett. Die vor allem in Südamerika heimische Jagdspinne Cupiennius salei hat ein derart empfindliches Tastsystem entwickelt, dass bereits eine Veränderung des Untergrunds um nur 4,5 Nanometer genügt, damit sie ertasten kann, ob sich ein Beutetier in der Nähe befindet. Wenn Sie als Mensch nur ruhig stehen, bewegt sich der Boden in Ihrer Umgebung schon um mehr als 4,5 Nanometer. Wenn Sie dabei husten, glaubt die Spinne, die Welt geht unter. 4,5 Nanometer sind wirklich sehr, sehr kurz. Selbst wenn Sie sich das vorstellen wollten, Sie würden es nicht schaffen. Menschen können das gerade einmal messen, haben aber beim Ertasten keine Chance. Derartige Phänomene waren in früheren Jahrhunderten unerklärlich, weshalb Menschen Tieren gerne übersinnliche Fertigkeiten angedichtet haben. Nicht immer zu deren Vorteil. Manchmal wurden Tiere deshalb nämlich auch angeklagt und vor Gericht gestellt.
The People of Lausanne vs. Melolontha
    Einer der vermutlich kuriosesten Prozesse gegen Tiere hat, wie Georg Christoph Lichtenberg berichtete, 1478/79 in Lausanne stattgefunden, und auf der Anklagebank saßen Maikäfer. Und zwar Maikäferengerlinge. Was hatten sie sich zuschulden kommen lassen? Sie hatten sich in der Öffentlichkeit wie Maikäferengerlinge verhalten, das heißt wie Schädlinge am menschlichen Erntegut. Das klingt absurd, und das fanden auch schon damals einige Zeitgenossen übertrieben. Natürlich hat es auch vor Hunderten von Jahren schon jede Menge

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