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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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verachtet hat und noch verachtet. Sehen sie ekelhafter aus, als die Schildkröten, aus welchen die so berühmten und theuren Kraftsuppen bereitet werden? Alle Gäste, welche bei mir, ohne es zu wissen und ohne es zu erfahren, Maikäfersuppen genossen haben, verlangten doppelte, ja dreifache Portionen! – Will man täuschen, so thut man zu benannter Käfersuppe einige Krebse, ihre Farbe wird dann roth, und die Suppe passirt für die vorzüglichste Krebssuppe, besonders wenn sich in derselben noch einige Krebsschwänzchen vorfinden. Zu bemerken ist noch, dass, da die Käfer, wie sie sind, genommen werden, man jene nicht so lieb hat, welche das Laub von Eichbäumen gefressen haben, weil sie einen adstringirenden Beigeschmack geben; auch müssen sie lebend und frisch vom Baume hinweggenommen werden. Wer in diesen Suppen ein Stimulans sucht, der irrt sich sehr; sie sind blos ein herrliches Nahrungsmittel. Der Hirschkäfer Schröter Hornschröter ( LUCANUS CERVUS LINN. ) soll zu solchen und noch kräftigeren Suppen, als der Maikäfer, dienen; ich habe damit bis jetzt aber noch keinen Versuch gemacht.
    Dr. Schneider

Das kalte Herz der Schildkröten
    Viel intensiver als am Rezept der Maikäfersuppe haben sich Menschen in den vergangenen Jahrhunderten bemüht, das der Schildkrötensuppe zu verfeinern. Was sie dabei übersehen haben, war der, leider unsichtbare, Warnhinweis auf den Schildkröten: solange der Vorrat reicht. Deshalb ist die Suppenschildkröte heute Stammgast der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere und vielleicht genau aus diesem Grund auf ihre Umwelt nicht besonders gut zu sprechen. Zumindest hat es den Anschein. Denn von Schildkröten brauchen Sie sich keine Hilfe zu erwarten. Das weiß man heute. Wenn Sie die Notfallnummer 112 rufen, dann kommt sicher kein Schildkrötensanitäter mit der Ambulanz. Nicht einmal, wenn Sie selber eine Schildkröte sind. Mit Zusatzversicherung. Das weiß man, weil Schildkröten nicht mitgähnen. Weder mit Menschen noch mit anderen Tieren, auch nicht mit Artgenossen. Allein gähnen können sie, das bringen sie handwerklich ohne Weiteres zustande, allerdings ohne Handvorhalten. Falls Sie also davon ausgehen, dass Benimm und Hilfsbereitschaft gerne Hand in Hand gehen, dann werden Sie sich von Schildkröten zurecht, aber aus falschen Gründen nicht viel erwarten. Woran liegt das? Vermutlich an den Spiegelneuronen.
    Spiegelneuronen sind, wie der Name schon sagt, Neuronen. Neuronen sind die Nervenzellen, die für die Verarbeitung von Informationen im Gehirn zuständig sind. Sind sie genug erregt, dann feuern sie, so nennt das die Fachwelt, und dann wird ein elektrisches Signal weitergeleitet. Wenn Sie einmal auf einer Cocktailparty in einen Small Talk mit einem Neuron geraten: Das macht es beruflich, da brauchen Sie nicht zu fragen. Das wissen wir. Interessant wäre, welche Hobbys es hat. Wenn Sie das bitte fragen könnten.
    Spiegelneuronen unterscheiden sich zunächst einmal nicht grundsätzlich von den ganz normalen Neuronen. Ein bisschen wie Beamte, die wie normale Menschen aussehen, aber im Bundesnachrichtendienst arbeiten. So arbeiten die Spiegelneuronen nur für das Spiegelneuronensystem. Sie könnten auch jeden anderen Neuronenjob, aber als gute Christen funktionieren sie dort, wo sie ihr Herrgott hingesetzt hat. Wie atheistische Spiegelneuronen sich ihre Geworfenheit erklären, ist momentan Gegenstand intensiver Forschung.
    Eigentlich war man in der Welt der Neurowissenschaft der Meinung, das menschliche Gehirn weitgehend genau kartografiert zu haben. Das Gehirn besteht aus vier Teilen: Großhirn, Kleinhirn, Zwischenhirn und Hirnstamm. Der größte Teil, das Großhirn, besteht aus Neuronen und den Verbindungen zu anderen Neuronen, angeordnet in sechs Schichten. Das müssen Sie sich nicht merken, aber es schadet auch nicht, wenn Sie es wieder einmal gehört haben.
    Deshalb war das Hallo auch entsprechend groß, als man in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts auf einmal ein neues System im Gehirn entdeckte, eben das Spiegelneuronensystem. Was machen diese Spiegelneuronen?

    FACT BOX | Spiegelneuronen
    Das Gehirn besteht aus Neuronen. Es gibt rund 127 verschiedene Arten von Neuronen, trotzdem gibt es nur zwei wesentliche Arten unter ihnen: erregende und hemmende. Ansonsten unterscheiden sich die Neuronen im Aufbau. Ein durchschnittliches Neuron kann von rund 8.000 Neuronen Signale empfangen. Es gibt aber auch andere Neuronen, wie zum Beispiel die Purkinje-Zellen,

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