Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
Vom Netzwerk:
einem Fall von großer Schrittspannung. Ob Sie, während Sie wie der Hase in der Grube hocken, das Mobiltelefon eingeschaltet haben oder nicht, spielt übrigens keine Rolle, der Blitz trifft Sie deshalb nicht eher. Das bedeutet für Ihren Betriebsausflug: Während der Chef im Unterstand die Hauptverantwortung zu übernehmen sich anschickt, hocken Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen in sicherem Abstand voneinander im Freien. Sie haben das Mobiltelefon auf „Filmen“ eingestellt und schauen, wer die Beine am weitesten gespreizt hat. Darauf richten Sie Ihre Linse. Wenn der Blitz einschlägt, verlieren Sie zwar vielleicht einen Arbeitskollegen, haben aber eine respektable Chance auf einen YouTube-Hit.
    Anhand von Blitzen lässt sich sehr gut veranschaulichen, welche großen Fortschritte wir Menschen beim Beschreiben unserer Umwelt im Laufe der Zeit gemacht haben. Vor Jahrtausenden war noch Zeus für Blitze verantwortlich, weil man sich das gewaltige Naturschauspiel nicht anders erklären konnte, dann wurden Frauen als Hexen verbrannt, wenn ein Hof nach einem Gewitter in Flammen aufgegangen war. Bis vor ein paar Jahrzehnten bekam man noch den gut gemeinten Tipp: Buchen suchen, Weiden meiden, Eichen weichen. Und heute können wir, wenn wir wollen, sogar ein einzelnes Elektron einsperren und untersuchen (siehe die Fact Box zur Penning-Falle). Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand kommt mit: „Wir Menschen haben den Kontakt zum alten Wissen verloren, wir müssen wieder zurück zur Natur!“, dann fragen Sie, wo ungefähr man da hinmuss, und ob man Regenschutz und gute Laune mitbringen soll. Nicht dass es eine gute Idee ist, die Ressourcen unseres Planeten aufzubrauchen, als ob es kein Morgen gäbe, aber dort, wo der Mensch strikt im Einklang mit der Natur lebt, ist es in der Regel nicht gemütlich.
    Dort schaut es dann im äußersten Fall aus wie bei den Mandala, einem afrikanischen Stamm, der am Ufer des Nils lebt und unter anderem Viehzucht betreibt. Die Mandala melken ihre Kühe zwar, schlachten sie aber nicht. Und wenn sie auf der Suche nach Weideflächen ins sehr trockene Landesinnere ziehen, dann duschen sich die Menschen aus Wassermangel auch mit dem Urin der Rinder. Und zwar indem sie sich hinter eine Kuh und in den Harnstrahl stellen. Die Kühe wissen, dass das gewünscht wird, und sind gerne behilflich. Das klingt nicht sehr appetitlich, aber sinnvoll, weil mangelnde Hygiene eher zu Krankheiten führt als übler Leibgeruch. Selbstverständlich schlachten die Mandala ihre Dusche genau aus diesem Grund nicht, um sie zu essen. 37 So leben die Mandala aber nicht aus freier Wahl oder weil sie das für den besseren Lebensstil halten und Fließwasser und regelmäßige Mahlzeiten als dekadent ablehnen, sondern weil sie keine andere Wahl haben. Weil sie in der Regel Analphabeten sind und am Fortschritt nicht teilnehmen dürfen. Naturnahes Leben, das man sich nicht aussuchen kann, ist überhaupt nicht romantisch oder besser als moderne Zivilisation. Es heißt vielmehr, der Natur ausgeliefert zu sein – und sehr oft auch denen, die sie in Besitz genommen haben.

    FACT BOX | Penning-Falle
    Mit der Penning-Falle, benannt nach dem holländischen Physiker Frans Michel Penning, ist es möglich, elektrisch geladene Teilchen zu speichern und sie zu untersuchen.
    Dazu werden in einem kleinen Raum von rund einem Kubikzentimeter ein Ring aus Metall und ober- und unterhalb des Ringes je zwei Platten aus Metall befestigt. Zwischen diesen drei Teilen befindet sich je ein kleiner Spalt. Nun werden die drei Bereiche elektrisch aufgeladen. Der Ring meist negativ, die beiden Polkappen positiv. Damit entsteht im Inneren ein elektrisches Feld. Elektrisch geladene Teilchen würden sich nun zu der passenden Elektrode hinbewegen, Elektronen zu den Polkappen, Protonen zum Ring. Um dies zu verhindern, wird noch zusätzlich ein Magnetfeld eingeschaltet. Dadurch müssen sich die eingebrachten elektrisch geladenen Teilchen auf einer Kreisbahn bewegen, sie bleiben im Inneren der Falle.
    Ein an sich sehr einfaches Prinzip. Auf seiner Basis führte Hans Georg Dehmelt extrem präzise Messungen an Protonen und Elektronen durch, wofür er im Jahr 1989 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

    Große Stromstärken sind für uns Menschen nicht gesund, kleine aber schon und sogar notwendig, denn auf ihrer Basis funktionieren wir. Entdeckt hat das Luigi Galvani im 18. Jahrhundert, dessen Leidenschaft den Vögeln gehörte und der eigentlich auf der Suche

Weitere Kostenlose Bücher