Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
Vom Netzwerk:
nach dem Fluidum des Lebens war. Er arbeitete auch mit Froschschenkeln, und eher durch Zufall berührten die Froschschenkel gleichzeitig zwei verschiedene Metalle, namentlich Kupfer und Eisen. Die Froschschenkel und die beiden Metalle stellen eine Batterie dar, die noch aktiven Neuronen der Froschschenkel wurden durch den Strom aktiviert, was dazu führte, dass die Schenkel zu zucken begannen. Der Muskel beziehungsweise seine Neuronen stellten ein Strommessgerät dar: ein zugegeben interessantes, das aber schwer abzulesen war, weil es kein Display hatte.
    Galvani erkannte nicht, dass er einen elektrischen Stromkreis aufgebaut hatte. Er glaubte, dem Hauch des Lebens auf der Spur zu sein, einer spezifischen Tierelektrizität, die sich von der Elektrizität unbelebter Materie unterschied, da es die Bewegungen der Muskeln ja nur am lebenden Frosch gebe.
    Trotzdem gilt er heute als Wegbereiter der Elektrophysiologie, die die elektrochemische Signalübertragung in unserem Nervensystem beschreibt. Denn jeder menschliche Gedanke ist ein elektrischer Impuls, jede Muskelkontraktion ebenfalls. Ohne elektrischen Impuls würde unser Herz stehen bleiben. Und dann wäre auch bald das Hirn tot. Galvanis Neffe Giovanni Aldini wollte wissen, ob man einen frischen Leichnam mit Strom tatsächlich wieder zum Leben erwecken könne oder ob es nur so aussah. Er war wie viele seiner Zeitgenossen fasziniert von der gerade aufkommenden Elektrizität. Da es aber noch eineinhalb Jahrhunderte dauern sollte, bis ihre grundlegenden Gesetzmäßigkeiten formuliert sein würden, muten seine Versuche noch roh und grausam an. Er machte sich an frisch Geköpften zu schaffen, indem er den abgeschlagenen Köpfen Elektroden in die Ohren steckte, woraufhin diese wilde Grimassen schnitten. Er versuchte dasselbe mit zwei Köpfen, die einander danach sozusagen schief anschauten, und war begeistert. „Die Grimassen, die beide Gesichter einander machten, waren wunderbar und beängstigend”, schrieb er in seinem Buch Essai théorique et expérimental sur le galvanisme , und dass bei diesem Anblick die ersten Zuschauer in Ohnmacht fielen. 38 Auf dem Höhepunkt seiner Experimente elektrisierte er am 18. Jänner 1803 den Leichnam des durch Erhängen hingerichteten englischen Mörders George Forster. Der Newsgate Calendar berichtete davon wie folgt: „On the first application of the process to the face, the jaws of the deceased criminal began to quiver, and the adjoining muscles were horribly contorted, and one eye was actually opened. In the subsequent part of the process the right hand was raised and clenched, and the legs and thighs were set in motion. Mr Pass, the beadle of the Surgeons‘ Company , who was officially present during this experiment, was so alarmed that he died of fright soon after his return home.“ 39
    Dass der Beadle der Surgeon‘s’ Company, so etwas wie ein Bote, der für die Chirurgenvereinigung die elektrifizierte Leiche begutachten kam und kurz darauf vor Schreck in der Nachhut des Gesehenen gestorben sein soll, ausgerechnet „Mr. Pass“ genannt wird, muss aber – wenn man bedenkt, dass to pass im Englischen für verscheiden steht – den Verdacht keimen lassen, dass nicht alles an der Geschichte wahrheitsgetreu und ohne Freude am Entsetzen rapportiert worden ist. Der von Aldini mit Strom behandelte Leichnam blieb natürlich trotzdem ein solcher. Doch mit diesen Experimenten, die Aldini auch wegen ihres Schauwertes durchführte, war bewiesen, dass unser Nervensystem mittels Elektrizität funktioniert und nicht mittels Hydraulik, wie man damals vielfach noch glaubte.
You Can’t Leave Your Head on
    Die Frage, wie, ob und wie lange ein Kopf beziehungsweise das Gehirn darin noch lebt, beschäftigt bis heute viele Menschen. Denn tatsächlich könnte es sein, dass in einem abgetrennten Kopf noch für ein paar Sekunden Bewusstsein herrscht. Zumindest legen das Tierversuche nahe. Die Augen in guillotinierten Ratten bewegen sich noch eine Zeit lang und das Gehirn von mit Stromstößen getöteten Hunden, deren Herz sofort still stand, zeigte erst nach zwölf Sekunden EEG-Funktionen, die sich von denen lebender Tiere unterschieden. 40 Der englische Seefahrer und Schriftsteller Sir Walter Raleigh soll kurz vor seiner Enthauptung angesichts des Beils, das ihm den Kopf vom Rumpf trennen sollte, gesagt haben: „Dies ist eine scharfe Medizin, doch es ist ein Medicus für alle Krankheiten.“ Und dann noch: „Wenn das Herz am rechten Fleck ist,

Weitere Kostenlose Bücher