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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Dann ruft dich Frank Steenhoff von der Kripo heute Nachmittag zu Hause an», sagte sie und beendete das Gespräch.
    «Du hast ihn unter Druck gesetzt», stellte Steenhoff fest.
    Überrascht sah ihn die Reporterin an. «Klar, was hättest du denn gemacht?»
    Steenhoff grinste. «Ihn unter Druck gesetzt.»
     
    Freimütig verriet ihm Andrea Voss anschließend, wie sie an den Informanten gekommen war. Es war einer der vielen Zufälle, von denen Journalisten oft genug leben. Sie hatte in der Kantine des Weser-Kuriers in der Schlange gestanden, als sie einer der Boten aus dem Zeitungshaus auf den Krankenhaus-Artikel ansprach.
    «Ich hab schon mal so eine ähnliche Geschichte gehört», hatte er beiläufig bemerkt, während er sich zwei Würstchen mit einer großen Portion Senf bestellte.
    Andrea Voss war sofort hellhörig geworden.
    Umständlich hatte er von einem «Kumpel» aus seinem Fußballverein berichtet, der bis vor kurzem in einem Beerdigungsinstitut beschäftigt war. Angeblich war dort vor einem Jahr eine Leiche geschändet worden. Aus Sorge um seinen Ruf hatte der Inhaber alle Mitarbeiter verpflichtet, Stillschweigen darüber zu wahren.
    Andrea Voss hatte den Hausboten so lange bearbeitet, bis er die Nummer seines Bekannten herausgerückt hatte.
    «In einer Redaktion bündeln sich jeden Tag viele Informationen. Gerade auf den Schreibtischen von uns Polizeiredakteuren landen oft die kuriosesten Geschichten», hatte Andrea Voss zum Abschied bemerkt und hinzugefügt: «Also Frank, halt mich auf dem Laufenden.»
     
    Auf dem Weg ins Präsidium rief sich Steenhoff noch einmal in Erinnerung, was er der Reporterin alles erzählt hatte. Er wusste, seine Kollegen hätten diesen Schritt nie gebilligt. Ab sofort würde er morgens noch unruhiger die Zeitung aufschlagen. Er konnte nur hoffen, dass sich Andrea Voss an ihre Vereinbarungen hielt und nicht mehr veröffentlichte, als sie in dem Lokal abgesprochen hatten.
    Am frühen Nachmittag meldete sich Steenhoff bei dem Informanten der Reporterin. Er schien seine Skrupel überwunden zu haben und wirkte überraschend redselig am Telefon. Der Mann hatte seine Arbeit verloren, als der Sohn des Bestattungsunternehmers nach einem verpatzten Studium in der Firma seines Vaters anfangen wollte. Da man ihn als langjährigen Mitarbeiter nicht einfach rauswerfen konnte, suchte man nach einem Vorwand. Das verschwundene Schmuckstück einer toten Frau lieferte den Anlass.
    «Mein Chef hat mich sofort beschuldigt, die Halskette mitgenommen zu haben», sagte der Mann. Seine Stimme klang bitter. «Dabei habe ich mir in zehn Jahren nie etwas zuschulden kommen lassen. Von einem Tag auf den anderen saß ich auf der Straße.»
    Als er Wochen später von einem früheren Kollegen erfuhr, dass sich die Angehörigen schon wenige Tage nach dem Vorfall bei dem Bestatter gemeldet hatten, weil sie das Schmuckstück zu Hause wiedergefunden hatten, konnte er vor Wut nächtelang nicht schlafen. So fühlte er sich denn auch nicht mehr an sein Wort gebunden, als vor wenigen Tagen die Reporterin anrief und ihn auf den Vorfall mit der toten Radfahrerin ansprach. Der Einbruch lag schon länger zurück. «Das war im Spätsommer vergangenen Jahres. Am 29 . September.»
    «Wieso können Sie sich so genau erinnern?», fragte Steenhoff.
    Die Antwort überzeugte Steenhoff sofort: «An dem Tag hat meine Tochter Geburtstag, und ich hatte wegen des ganzen Ärgers auf der Arbeit kaum noch Zeit, die Getränke für ihre Party einzukaufen.»
    Der Mann versprach, seine Aussage im Polizeipräsidium zu wiederholen. Steenhoff bat ihn, so schnell wie möglich in sein Büro zu kommen. Nachdem sich Steenhoff noch den Namen des Beerdigungsinstituts und seines Inhabers notiert hatte, rief er seine Kollegen an. Sie verabredeten, sich am frühen Abend im Präsidium zu treffen und ihre neusten Ermittlungsergebnisse auszutauschen.
    Nachdenklich befestigte Steenhoff das Foto mit der toten Radfahrerin an seiner Pinnwand. Direkt darüber hing der Wellensittich, rechts davon die Frau, der der Täter die Brust abgeschnitten hatte, sowie drei Nahaufnahmen von der geschändeten Birgit Lange.
    Eine Ansammlung von Widerwärtigkeiten. Plötzlich hatte er die Worte von Gerhard Marlowski, dem Leiter der Tatortgruppe, im Ohr. «Sieh zu, dass ihr den kriegt. Der macht weiter.» ‹Marlowski hat recht›, dachte Steenhoff und fühlte, wie ihn fröstelte. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und legte seine Füße auf einen Unterschrank des

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