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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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zu hören.
    «Jetzt sagen Sie bloß, dass Sie dem Kerl die Gaspistole abgenommen haben?», fragte Steenhoff verblüfft und nahm die Waffe vorsichtig in die Hand.
    «Nein, nein. Aber ich war so wütend, dass ich ihn mit allem bewarf, was ich zu fassen kriegte. Ich fürchte, ich habe ihm mit meiner großen Bonbonniere eine ziemliche Beule am Kopf zugefügt.»
    Einen Moment wirkte die Frau bedrückt. Einem spontanen Impuls folgend legte Steenhoff seine Hand auf die knochige Hand der Alten. «Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Die Jungs können das ab. Aber die Pistole nehme ich lieber mit. Nicht, dass die Ihnen plötzlich losgeht.»
    Mit der Gaspistole in der Hand lief er zu seinem Auto. Als er den erschreckten Blick eines vorbeifahrenden Radfahrers sah, steckte er sie sich schnell in den Hosenbund. So hatte er früher jahrelang seine Dienstpistole getragen. Inzwischen lag sie fast das ganze Jahr über in einem verschlossenen Schrank in seinem Büro. Wo er hinkam, war die Dramatik längst vorbei. Die Mörder, wie sie in der Presse oft genannt wurden, waren meist nichts anderes als elende, heruntergekommene Stricher, Alkoholiker oder Menschen, die ihren Partner nach ewigen Streitereien im Affekt töteten. Einem echten Killer war er in seiner Dienstzeit bislang nur einmal begegnet.
     
    Er hatte sich länger als geplant an dem Kiosk aufgehalten. Petersen war schon da, als er sein Büro betrat.
    «Oh, Sie haben es schon gelesen», begrüßte sie ihn vorsichtig mit einem Blick auf die Zeitungen unter seinem Arm.
    «Ja, auch wenn ich es mir gern erspart hätte», entgegnete Steenhoff. Er schaltete seinen Computer an und fuhr stumm den Rechner hoch.
    «Die Voss hat uns ja ganz schön in die Pfanne gehauen», nahm Petersen den Faden wieder auf.
    «Ja», antwortete Steenhoff einsilbig. Er spürte, dass Petersen unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Sie blätterte fahrig in den anderen Berichten der Journalisten, zupfte braune Blätter von dem großen Benjaminibaum, der ihre Schreibtische trennte, und griff sich erneut die verschiedenen Zeitungsartikel.
    Steenhoff seufzte. «Nun spucken Sie es schon aus. Irgendwas liegt Ihnen doch quer.»
    «Ich finde, zumindest in einem Punkt hat die Voss recht. Wir sollten junge Frauen im Moment davor warnen zu trampen.»
    «Jetzt fangen Sie auch noch mit diesem Quatsch an», fuhr Steenhoff sie an. «Wir wissen nicht, wie diese Frau in das Auto unseres Täters gekommen ist oder ob sie überhaupt mit einem Fahrzeug in den Bürgerpark gebracht wurde. Sie kann eine Freundin sein, eine Prostituierte, eine Zufallsbekanntschaft, eine Spaziergängerin. Aber Sie wollen die Frauen davor warnen zu trampen!»
    Er sah sie gereizt an.
    «Vielleicht sollten wir die Bremerinnen auch noch vorsichtshalber davor warnen, im Bürgerpark zu joggen, Rad zu fahren oder sich auf neue Liebschaften einzulassen. Ich meine, wenn, sollten wir sie doch gründlich warnen. Am besten bleiben Frauen zwischen 15 und 65 die nächsten Tage und Wochen ganz zu Hause, bis wir den Kerl endlich haben.»
    Wütend stand Steenhoff auf. Petersen schwieg.
    «Wir sehen uns in einer halben Stunde bei der Besprechung», sagte Steenhoff und machte sich auf den Weg zur Kantine. Die paar Schritte an der frischen Luft würden ihm guttun. Während er die Stufen im Treppenhaus mit großen Schritten hinunterlief, nahm er sich vor, künftig beherrschter zu sein. Es war falsch, Petersen so herunterzuputzen.
     
    In der Kantine, die in einem anderen Gebäude auf dem weitläufigen Gelände untergebracht war, musste er nur kurz anstehen. Er ließ sich ein Schinkenbrötchen geben. Plötzlich bemerkte er, dass direkt hinter ihm die junge Kriminalbeamtin aus dem Kommissariat für Sexualdelikte stand.
    «Darf ich dich kurz auf einen Kaffee einladen?», fragte er sie direkt.
    Mit dem Tablett in der Hand steuerte Steenhoff auf einen Platz am Fenster zu. Die Frau nahm ihm gegenüber Platz.
    «Ich fürchte, ich habe gestern gar nicht nach deinem Vornamen gefragt», sagte Steenhoff zur Einleitung.
    «Macht nichts. Da ging es ja auch um Wichtigeres. Ich heiße Frauke, Frauke Behrens», antwortete die Beamtin ohne Umschweife. «Und wie geht es so die ersten Wochen bei deinen neuen Kollegen? Wie ich hörte, bist du noch nicht lange von der Schutzpolizei weg?»
    «Ja, das stimmt. Die Kollegen sind nett und helfen mir sehr, mich einzuarbeiten. Aber während der ersten Monate an einer neuen Dienststelle hat man doch immer das Gefühl, was falsch zu

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