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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Wieder meinte Steenhoff ein Zögern zu spüren. Er nahm sich vor, sie am nächsten Tag noch einmal allein zu befragen.
     
    Die zweite Besprechung dauerte bis kurz vor Mitternacht. Einige Ermittler waren noch in dem Neubaugebiet unterwegs, um Anwohner zu befragen. Doch bislang hatten sie nichts Neues erfahren. Steenhoff hatte Andrea Voss’ Bemerkung sofort aufgegriffen und einen Kollegen an die Universität geschickt. Tatsächlich hatte es am Tatabend im Wohnheim eine Feier von Studenten der Soziologie gegeben. Aber der Gastgeber, der seinen 28 . Geburtstag an dem Abend feierte, hatte irgendwann den Überblick verloren. Zwischen 50 und 80  Leute hätten sich zur frühen Stunde in den Gemeinschaftsraum gedrängt. Er hatte nur gelacht, als man ihn bat, eine Liste der anwesenden Frauen anzufertigen.
    «Offenbar kannte er die Hälfte der Mädels auf seiner Geburtstagsparty gar nicht», referierte der Beamte in der großen Runde.
    «Notfalls müssen wir die Frauen über die Medien suchen lassen», sagte Steenhoff. Schließlich sei es wahrscheinlich, dass das spätere Opfer freiwillig in den Wagen ihres Mörders gestiegen sei.
    «Entweder kannten sie sich vorher, oder sie war eine Anhalterin oder eine Prostituierte. Ich möchte, dass ihr eine Liste der Frauen auf der Feier zusammenstellt. Fangt bei irgendeiner Frau an. Die soll euch ihre Freundinnen nennen, mit denen sie da war, und dann fragt ihr die nach weiteren Frauen, die sie kannte und so weiter.»
    Der Beamte nickte ergeben. Der Auftrag würde Tage in Anspruch nehmen.
    Petersen und Rüttger dagegen hatten Glück gehabt. Die Intensivschwester, die Petersen schon einmal befragt hatte, war im Dienst gewesen und hatte sich in einer kurzen Pause mit ihnen unterhalten.
    «Sie konnte sich noch daran erinnern, wie ‹Sven› plötzlich bei ihnen auf der Intensivstation aufgetaucht war», berichtete Petersen.
    «Er hat tatsächlich mehrfach nach den Angehörigen von Birgit Lange gefragt. Vor seinem zweiten Besuch hatte er zuvor auf der Intensivstation angerufen und sich erneut nach den Eltern von Birgit Lange erkundigt. Die Schwester hatte damals nicht selbst mit ihm gesprochen, aber da sie alle zuvor von der Polizei gehört hatten, dass die Eltern noch nicht in den USA gefunden worden waren, glaubt die Krankenschwester, dass ihre Kollegin dies ‹Sven› gegenüber auch geäußert hat.»
    Petersen machte eine fast entschuldigende Geste. «Die Frau, die damals das Telefonat mit ‹Sven› geführt hat, kriegen wir erst morgen. Sie hält sich zurzeit bei ihren Eltern in Osnabrück auf.»
    Steenhoff nickte und notierte auch diesen Ermittlungsansatz.
    Sie verabredeten, sich am nächsten Morgen um halb acht wieder zu treffen. Vielleicht würde bis dahin die Befragung der Anwohner etwas Neues gebracht haben, oder es hätten sich nach den Aufrufen in den Medien Zeugen gemeldet.
    Der Raum leerte sich schnell. Alle wollten jetzt so schnell wie möglich nach Hause. Trotz der späten Stunde bat Steenhoff Petersen, noch kurz zu bleiben. Steenhoff spürte, wie Petersen sofort auf der Hut war. Alles an ihr wirkte angespannt. Einen Augenblick genoss er ihre Unsicherheit. Dann schalt er sich einen Idioten.
    «Keine Sorge. Ich will nicht mitten in der Nacht über unseren Zusammenprall von heute Morgen sprechen. Das können wir machen, wenn wir den Typen gefasst haben. Ich wollte wissen, ob sich junge Frauen heutzutage eigentlich stark schminken?»
     
    Petersen sah ihn irritiert an. «Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.»
    «Na, ich habe zwar eine Tochter, aber die ist erst 15  Jahre alt und ist eher so der Naturtyp. Und außer zu Ihnen und ein paar anderen jungen Beamtinnen habe ich wenig Kontakt zu der jüngeren Generation.»
    «Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht», sagte Petersen.
    «Laut Gerichtsmediziner war das Opfer nicht nur von ihrem Mörder geschminkt worden, sondern trug auch darunter eine ziemlich dicke Schicht Make-up sowie falsche Wimpern. Außerdem hatte sie gold lackierte Fingernägel.»
    Petersen ließ die Information einen Augenblick auf sich wirken. «Sie denken in Richtung Prostituierte?», fragte sie skeptisch.
    Steenhoff zuckte mit der Schulter. «Vielleicht ein Indiz. Was meinen Sie?»
    Entschieden schüttelte Petersen den Kopf.
    «Vielleicht könnte Ihre Einschätzung auf junge Bremer Frauen zutreffen, die sich stark schminken. Aber schon in Düsseldorf oder Köln werfen sich die Frauen, wie auch übrigens die Männer, sehr viel mehr in Schale

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