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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Besatzungen von zwei Streifenwagen vor Petersens Wohnung ein. Ihr Anruf hatte ihn erreicht, als er gerade von dem Gelände des Präsidiums fahren wollte. In Höhe von Petersens Haus ließ er seinen Wagen mit offener Fahrertür mitten auf der Wohnstraße stehen, ignorierte den wütenden Kommentar eines Autofahrers hinter sich und stürmte die Sandsteintreppe hoch. Der Windfang war offen, aber die Haustür war verschlossen. Steenhoff griff sich seine Dienstwaffe, die er seit dem Vorfall auf dem Straßenstrich wieder bei sich trug, und nahm Anlauf, um sich gegen die Tür zu werfen. In dem Moment wurde ihm geöffnet. Im Eingang stand eine blonde Frau mit zerrissener Bluse, die ihn entfernt an Petersens Freundin erinnerte. Am Ende des Flurs entdeckte er seine Kollegin. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und hielt die Waffe auf jemanden in der Küche gerichtet, den er nicht sehen konnte. Mit drei Schritten war er bei ihr.
     
    Sanft drückte er den Lauf ihrer Waffe zu Boden und durchsuchte mit wenigen Handgriffen den stöhnenden Mann, der sich auf dem Küchenboden wand. Ohne dem Verletzten einen weiteren Blick zu gönnen, richtete sich Steenhoff auf, nahm seiner Kollegin die Pistole aus der Hand und schloss die junge Frau in seine Arme. Sie ließ es stumm geschehen.
    Wenig später war die Wohnung voller Beamter. Ein Notarzt und zwei Sanitäter kümmerten sich um den angeschossenen Mann und um Vanessa.
    Petersen stand immer noch in der Tür, zu keiner Bewegung fähig. Steenhoff hatte ihren Kopf an seine Schulter gedrückt und strich ihr immer wieder zärtlich über den Kopf.
    «Es ist vorbei, Navideh. Es ist vorbei», murmelte er beruhigend.
    Als er sie vorsichtig zu dem Sofa ins Wohnzimmer führen wollte, strauchelte Petersen. Steenhoff konnte sie gerade noch auffangen. Er sah, dass ihr Gesicht langsam zuschwoll. Aus ihrer aufgeplatzten Unterlippe lief Blut. Mühsam versuchte sie zu sprechen: «Wo ist Vanessa?»
    «Du kannst beruhigt sein. Sie ist unverletzt, hat aber einen Schock erlitten. Der Arzt kümmert sich gerade um sie», sagte Steenhoff leise. Plötzlich begann Petersen am ganzen Körper zu zittern. Kraftlos sackte ihr Körper zu Boden. Dann verlor sie das Bewusstsein.
    Wütend schrie Steenhoff die Helfer in der Küche an.
    «Verdammt, lasst endlich den Kerl da liegen. Ich brauche den Arzt für die Frau.»

20
    Steenhoff blieb bis kurz vor Mitternacht an Petersens Bett sitzen. Dann endlich schlief sie ein. Im Flur traf er auf den Oberarzt.
    «Ihre Kollegin hat viel Glück gehabt, auch wenn sie übel zugerichtet aussieht», sagte der Mediziner. «Sie ist durchtrainiert. Das hat sie vermutlich vor inneren Verletzungen geschützt.»
    Steenhoff erinnerte sich, dass Petersen ihm von Taekwondo, ihrem geliebten Kampfsport, erzählt hatte, mit dem sie bereits vor vielen Jahren in Hamburg begonnen hatte. Gegen die überraschenden Angriffe ihres Bruders hatten ihr die asiatischen Fußtritte und Handkantenschläge jedoch nichts genützt.
    Petersen würde mehrere Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung und vier gebrochene Rippen. Zudem war ihr linker Arm doppelt gebrochen, würde aber nach Ansicht der Ärzte wieder gut heilen. Ihr ganzer Körper war übersät mit Blutergüssen. Trotz ihrer Verletzungen hatte Petersen Steenhoff gebeten, noch ein wenig bei ihr zu bleiben.
    Sie wollte reden.
    Vanessa war so lange in der Nacht bei Navideh geblieben, bis feststand, dass sie nicht lebensgefährlich verletzt war.
    «Wenn du morgen aufwachst, bin ich wieder hier», hatte sie Navideh versprochen und ihr zugezwinkert. Trotz ihrer erschreckenden Blässe strahlte sie wieder Zuversicht aus. Aber Steenhoff wusste, dass sie sich nur für ihre Freundin zusammenriss. Er hatte gesehen, wie Vanessa zusammengebrochen war, als ihre von der Polizei alarmierte Schwester im Krankenhaus erschien. Minutenlang hatte sie hemmungslos geschluchzt, bevor sie schließlich in der Lage war, ihrer Schwester zu berichten, was in ihrer Wohnung passiert war.
     
    Petersen wirkte dagegen ruhig, zu ruhig, wie Steenhoff insgeheim fand. Sie erzählte Steenhoff von ihrem Vater, seinem plötzlichen Tod, und wie ihr Bruder immer mehr begann, sie zu kontrollieren. «Zuerst nannte er das ‹ein Auge auf mich haben›», sagte Petersen. «Im Gegensatz zu meinen Eltern erwischte er mich mehrmals dabei, wie ich gelogen hatte, nur um mir ein paar harmlose Freiheiten herausnehmen zu können. Wenn ich auf eine Party gehen wollte oder an

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