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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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erzählte, schüttelte Ira immer wieder wütend den Kopf. «Das ist ja der blanke Horror. Furchtbar. Sie muss sehr stark sein. Andere Frauen wären schon längst zerbrochen oder hätten sich in eine Ehe zwingen lassen.»
    Steenhoff nickte. So hatte er das bislang noch gar nicht gesehen.
    «Aber der Mann wird nicht aufhören», gab Ira zu bedenken. «Jetzt erst recht nicht. Mein Gott, die kann ja nicht immer mit ihrer Dienstpistole in der Hand rumlaufen.»
    «Muss sie auch nicht», sagte Steenhoff.
    «Du willst doch nicht ihr persönlicher Bodyguard werden?», versuchte Ira zu scherzen.
    «Nein, aber Navideh wird einen Schutz bekommen», sagte Steenhoff grimmig – «und das wird Mahmuds Angst sein.»
     
    Am nächsten Morgen war die Bestürzung unter den Kollegen groß. Steenhoff fasste in wenigen Worten zusammen, was sich am Abend zuvor ereignet hatte. Dabei verschwieg er seinen Kollegen, dass Petersen in einer lesbischen Beziehung lebte. Sollte sie entscheiden, was sie den Einzelnen erzählen wollte und was nicht.
    «Navideh wird voraussichtlich die nächsten drei Wochen nicht zum Dienst kommen. Ihr könnt sie aber ab nächster Woche mal anrufen oder sie besuchen. Nur zurzeit fühlt sie sich noch sehr schwach», sagte Steenhoff.
    «Was können wir machen, dass dieser Mahmud ihr nicht wieder auflauert?», fragte eine Kollegin besorgt.
    «Gesetzlich sind uns die Hände gebunden.» Steenhoff dachte einen Augenblick nach. «Natürlich gibt es das Gewaltschutzgesetz und gerichtliche Auflagen – aber so einem fanatischen Typen sind Paragraphen und drohende Ordnungsstrafen völlig schnuppe. Aber ich glaube, die Kollegen werden ihm eine deutliche Ansage machen.»
    Nach der Besprechung fing ihn Lars Diepenau von der Pressestelle im Flur ab. Er kam direkt zur Sache. «Frank, wir müssen den Vorfall mit Petersen an die Medien melden. Wir machen das so knapp wie möglich. Aber uns wäre lieb, wenn du noch mal drübergucken könntest.»
    Steenhoff sah Diepenau wütend an. «Ich glaube, ich spinne. Ich will darüber nichts in der Presse lesen.»
    «Ich kann deine Empörung verstehen. Aber es war ein ziemlicher Auftrieb vor Petersens Wohnung, und die Journalisten fangen immer dann besonders an zu buddeln, wenn sie das Gefühl haben, wir verheimlichten ihnen etwas.»
    «Unsinn», schnaufte Steenhoff. «Das kann eine ganz normale Auseinandersetzung in einer Familie gewesen sein. Und darüber berichten wir sonst auch so gut wie nie.»
    «Aber diesmal wurde geschossen, Frank. Und das von einer halb totgeprügelten Polizistin, die zudem noch bildhübsch ist. Für viele Medien ist das die Geschichte.»
    «Eben. Und deswegen will ich darüber nichts lesen, hören oder sehen. Okay?» Herausfordernd sah Steenhoff Diepenau an.
    Der wirkte weniger beleidigt als zweifelnd. «Wir können es versuchen. Bislang haben die «Bild»-Zeitung oder die Voss auch noch keine Lunte gerochen. Aber es ist riskant, Frank. Wir können es uns nicht leisten, dass die uns erneut vorwerfen, wir würden Nachrichten unterdrücken.»
    «Ja, ja. Schon gut», sagte Steenhoff und ließ Diepenau vor seiner Bürotür stehen.
     
    Die kurze Auseinandersetzung mit dem Kollegen aus der Presseabteilung hatte ihn aufgewühlt. Vermutlich hatte Diepenau sogar recht mit seinen Bedenken. Doch zugleich wollte Steenhoff Petersen auf jeden Fall vor weiteren Nachfragen schützen. Ohne nachzudenken, hievte er die Stapel von Aktenordnern von seinem auf Petersens Schreibtisch. Die nächsten Wochen würde er viel Ruhe und Platz haben, um konzentriert zu arbeiten. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Solche Überlegungen verboten sich angesichts dessen, was Petersen erlebt hatte.
    Steenhoff setzte sich einen frischen Kaffee auf und begann, systematisch seine Notizen durchzuarbeiten. Vielleicht hatte er irgendwo einen Hinweis, eine kleine Auffälligkeit oder Ähnliches übersehen? Ein Täter, der so häufig zuschlug, musste irgendwann eine Spur hinterlassen. Er glaubte nicht an das perfekt geplante Verbrechen, auch wenn es in der Vergangenheit immer mal wieder Fälle gegeben hatte, bei denen sie den Täter nicht hatten ermitteln können. Vielmehr war er davon überzeugt, dass Täter bei unaufgeklärten Mordfällen schlicht Glück gehabt oder die Ermittler ihr Handwerk nur halbherzig betrieben hatten.
    Nur einmal, zu Beginn seiner Arbeit in der Mordkommission, hatte er einen Mehrfachmörder erlebt, der sich im Laufe der Monate an seiner

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