Gedankenmörder (German Edition)
wiederkomme, und drittens wollte er wissen, was ich für die Karten haben wolle. Wir haben dann noch ein bisschen gefeilscht und über Fußball und Heikos Exfrau geredet.»
Block sah seinen älteren Kollegen anerkennend an.
«Nicht schlecht.» Rüttger zuckte mit den Achseln. «Wenn es um Werder geht, fangen in Bremen alle an zu plaudern.»
Er seufzte. «Das ist der einzige Grund, warum ich regelmäßig die Fußballergebnisse verfolge. Man braucht etwas, um die Leute in Vernehmungen aufzuwärmen. Mir persönlich ist es völlig egal, ob Werder, Bayern München oder Schalke dieses Jahr Meister wird.»
«Das ist nicht dein Ernst», empörte sich Block. «Die Bayern und Schalke kaufen uns einen exzellenten Spieler nach dem anderen weg, und der Verein schafft es trotzdem, mit den jungen Talenten ganz vorne in der Bundesliga zu spielen.»
Block holte aufgewühlt Luft, um fortzufahren, doch in dem Moment kam Wessel zurück ins Büro.
«Also, Heiko Schneider ist nicht von Bremen in seinen Kurzurlaub gestartet. Den Abflugort und die Abflugzeit müssen wir noch herausfinden. Aber er wird heute um 17 . 20 Uhr hier landen.»
«Dann wird ihn das Mobile Einsatzkommando dort unauffällig empfangen und nach Hause geleiten, und wir warten in Oberneuland auf ihn», entschied Steenhoff.
«Richtet euch auf einen langen Abend ein. Michael, such bitte die Telefonnummer von der Mutter der beiden Mädchen raus. Ich will die Kinder hier nicht auf dem Präsidium sitzen haben, während wir ihren Vater in die Mangel nehmen.»
Er hielt einen Moment inne, um zu überlegen. «Michael, besorge dir außerdem beim Passamt ein Foto von diesem Schneider und gehe mit ein paar Kollegen über den Straßenstrich. Vielleicht erkennt eine der Prostituierten Schneider wieder.»
«Sollen wir nicht vorher eine Hausdurchsuchung bei ihm machen?», fragte Rüttger.
Steenhoff zögerte einen Moment.
«Besser nicht. Die Hausbesitzer in Oberneuland achten gegenseitig auf ihre Besitztümer. Gut möglich, dass jemandem unser Besuch auffällt und den ehrenwerten Ingenieur per Handy informiert. Aber ich werde gleich eine Telefonüberwachung beantragen. Vielleicht wohnt ja jemand bei ihm. Und wir sollten uns sein Haus zumindest vorher einmal unauffällig anschauen.» Er wandte sich an Block.
«Hat deine Freundin nicht einen Hund?»
Block nickte erstaunt.
«Okay. Dann bekommst du jetzt den offiziellen Auftrag, mit ihr und dem Hund in aller Ruhe spazieren zu gehen. Und zwar in Oberneuland.»
Block grinste und griff zu seinem Handy.
Bevor er die Nummer seiner Freundin eingeben konnte, fügte Steenhoff noch hinzu: «Und wenn ihr vor seinem Haus seid, dann lasst euch Zeit beim Küssen.»
22
Die Maschine aus Mallorca landete 20 Minuten später als geplant.
Tewes stand in permanentem Kontakt mit dem Leiter des Mobilen Einsatzkommandos. Die Bundespolizei war eingeschaltet und hatte zwei Beamte als Flughafenangestellte getarnt bei der Kofferausgabe platziert. Zwei weitere Teams hielten sich in der Ankunftshalle auf. Ein viertes Team sollte Schneider vom Flughafen bis zu seiner Villa in Oberneuland begleiten. Drei weitere würden in der Neuenlander Straße in unmittelbarer Nähe des Flughafens dazustoßen. Nichts konnte mehr schiefgehen.
«Spätestens in einer Stunde habt ihr ihn hier sitzen», sagte Tewes triumphierend.
Steenhoff ertappte sich dabei, wie er unentwegt Kreisel auf ein Stück Papier malte. Rüttger las Zeitung, und Block und Wessel unterhielten sich über eine gemeinsame Bekannte bei der Polizei. Am liebsten hätte Steenhoff Schneider gleich am Flughafen verhaftet oder ihn zumindest selbst bis nach Oberneuland verfolgt. Er hasste es, sich auf andere verlassen zu müssen.
Alle Beteiligten besaßen inzwischen ein Foto von Schneider. Sie wussten, dass er 40 Jahre alt und 1 , 85 Meter groß war. Die Telefonüberwachung hatte dagegen noch nichts ergeben. Das Haus schien während Schneiders Abwesenheit unbewohnt zu sein.
«Sie haben ihre Koffer und gehen jetzt Richtung Ankunftshalle. Er ahnt nichts und scheint gut gelaunt», gab Tewes den Kurzbericht des Einsatzleiters weiter.
«Okay. Los geht’s», sagte Steenhoff.
Gemeinsam mit Tewes wollte er in gebührendem Abstand vor Schneiders Haus parken und auf den Mann warten. Auf der anderen Straßenseite der Villa stand bereits ein als Umzugswagen getarntes Fahrzeug des Sondereinsatzkommandos.
Als besonders heikel galt bei der Festnahme, dass Schneider in Begleitung seiner beiden
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