Gedankenmörder (German Edition)
gestiegen, Bremer Kennzeichen. Augenblick …» Sie schien nach etwas zu suchen. «Hier habe ich es. Das genaue Kennzeichen lautet: ‹ HB - DR - 234 ›.»
Steenhoff war wie vom Donner gerührt.
«Woher wissen Sie das so genau?»
«Eine der Frauen hat sich die Nummer notiert. Sie stand erst gestern wieder auf der Straße. Sie geht nur gelegentlich anschaffen, wenn die Kohle am Monatsende nicht reicht oder eines ihrer Kinder auf Klassenfahrt gehen will.»
«Ich muss mit ihr sprechen», sagte Steenhoff und versuchte, die Aufregung in seiner Stimme wegzudrücken.
«Unmöglich», sagte Mona fest. «Ich habe der Frau versprochen, dass sie in nichts hineingezogen wird.»
«Aber warum hat sie sich gerade diese Nummer gemerkt?», bohrte Steenhoff nach.
Mona seufzte.
«Irina hatte wohl ein mulmiges Gefühl, nachdem sie mit dem Freier um den Preis verhandelt hatte. Bevor sie zu ihm in den Wagen stieg, hatte sie der Frau neben sich mit einem Zeichen zu verstehen gegeben, sich das Kennzeichen des Wagens aufzuschreiben. Das ist unsere Lebensversicherung, wenn mal was aus dem Ruder läuft. Im Notfall kann man den Freiern damit drohen.»
«Aber diesmal hat es nicht geklappt», stellte Steenhoff nüchtern fest.
«Nein, diesmal nicht», erwiderte Mona, und Steenhoff spürte, dass sie um ihre Fassung rang.
«Konnte sich Ihre Freundin auf Deutsch ausreichend verständlich machen?»
«Ja. Sie sprach nicht perfekt, aber ausreichend, um alles sagen zu können, was ihr wichtig war. Aber ich …, ich muss jetzt Schluss machen. Ich hoffe, Sie kriegen den Kerl.»
Bevor Steenhoff noch etwas sagen konnte, hatte Mona aufgelegt. Er hätte noch viele Fragen gehabt, aber fürs Erste musste er akzeptieren, dass Mona ihren Kontakt zur Bremer Kripo vor allen verheimlichen wollte. Notfalls müsste er in den nächsten Tagen die Frauen vom Straßenstrich unter einem Vorwand vorübergehend festnehmen lassen, nur um mit Mona eine Weile ungestört im Präsidium reden zu können.
Aber das konnte warten. Wichtiger war jetzt, den Halter des Wagens festzustellen.
Als er in sein Büro zurückkehrte, sahen ihn seine Kollegen erwartungsvoll an. «Wir haben sein Autokennzeichen», sagte Steenhoff und bemerkte irritiert, dass seine Stimme für einen Moment einen feierlichen Unterton angenommen hatte. In wenigen Sätzen gab er das Gespräch mit der Prostituierten wieder.
«Bingo», rief Wessel und schlug freudig mit der Faust auf Steenhoffs Schreibtisch. Rüttger reagierte verhaltener. ‹Nur nicht zu früh freuen›, ermahnte sich auch Steenhoff innerlich.
Zehn Minuten später hatten sie über das Zentrale Verkehrsinformationssystem den Namen des Fahrzeughalters herausgefunden. Eine halbe Stunde später wussten sie mit Hilfe des Stadtamtes, dass Heiko Schneider von Beruf Ingenieur war und zwei Kinder hatte. Die beiden Mädchen lebten bei der Mutter, von der sich Schneider vor drei Jahren hatte scheiden lassen. Beide hatten das Sorgerecht. Der Mann war in einem der wohlhabenderen Stadtteile Bremens zu Hause, in Oberneuland. In ihrem «Informationssystem Anzeigen», das alle nur kurz ISA nannten, gab es keine Einträge über Heiko Schneider. «Das stimmt doch mit dem überein, was die Fallanalytiker geschrieben haben», sagte Wessel überzeugt.
Steenhoff informierte Tewes, der sofort das Mobile Einsatzkommando einschaltete. Sobald sich Schneider zeigen würde, sollten die Beamten ihn festnehmen. Ausdrücklich hatte Tewes angeordnet, dass die Festnahme durch Spezialkräfte erfolgen sollte.
«Der Kerl ist ein Sadist und Mörder. Der hat nichts mehr zu verlieren. Ich will nicht, dass er womöglich noch einen von euch verletzt.»
Steenhoff hatte zugestimmt und zugleich darauf bestanden, bei der Festnahme dabei zu sein.
Sie warteten bis spät in die Nacht auf eine positive Nachricht vom Mobilen Einsatzkommando. Tewes hatte für alle Pizza bringen lassen. Die Stimmung war angespannt. Am optimistischsten schien Tewes.
«Und ich hatte schon befürchtet, ich müsste diesen Fall mit in die Sommerferien nehmen», sagte der Kommissariatsleiter, während er das letzte Stück Pizza Margherita verschlang.
«Abwarten», sagte Steenhoff trocken. «Noch wissen wir nur, dass es sein Auto war.»
Erstaunt sah ihn Tewes an.
«Aber du hast doch bereits überprüft, dass es nicht als gestohlen gemeldet worden ist?»
Steenhoff nickte nur.
«Und dann hast du immer noch Zweifel, dass er unser Mann ist?» Steenhoff zuckte mit den Schultern.
Von ein Uhr an
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