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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Rückbank ihres Autos saß. Dean fuhr, Brad saß neben ihm. Emily war so angespannt, dass sie fürchtete, sich demnächst übergeben zu müssen. Ihr Magen grummelte, und schon hatte sie den Geschmack von bitterer Galle im Mund. Schon als kleines Mädchen hatte sie so reagiert. Wann immer sie sich aufregte oder ängstigte, wann immer etwas schieflief, fing Emily zu kotzen an. Was meistens alles nur noch schlimmer machte.
    Im Restaurant saßen noch zwei Gäste. Emily erkannte das Ehepaar wieder, das sie in letzter Zeit öfter bedient hatte. Junge Eltern eines kleinen, süßen Mädchens. Heute Abend hatten sie Ausgang. Seit das Baby ein halbes Jahr alt war, gönnten sie sich alle zwei Wochen einen Babysitter. Sie wirkten jedes Mal so aufgekratzt und glücklich, auch wenn sie nur einen Burger im Blue Hen aßen. Wie liebevoll der Mann seine Frau ansah, als wäre sie das interessanteste Wesen auf Erden. Das Paar tuschelte und kicherte pausenlos. Einmal hatte die Frau einen Schuh abgestreift, um die Wade ihres Mannes mit den nackten Zehen zu berühren. Als sie ins Auto stiegen, vergaß er, ihr die Beifahrertür zu öffnen. Sie warf ihm einen bösen Blick zu, woraufhin er, lustige Grimassen schneidend, um den Wagen eilte und die Tür mit einer theatralischen Geste aufriss. Ihr helles Lachen hallte seltsam verzerrt durch die kalte Abendluft.
    »Ihr Mann ist noch da«, sagte Dean. »Da hinten steht sein Auto.«
    Pauls neuer Dodge Charger stand vor dem Blue Hen. »Park hinter dem Haus«,hatte Carol geschimpft, »diese Plätze sind für die Gäste da!«
    » Aber Baby, dann kann keiner sehen, was für ein schickes Auto meine Gönnerin mir geschenkt hat.«Carol musste jedes Mal lächeln. » Sei nicht so albern.«
    »Die sind nicht reich«, sagte Emily. Sie wusste, was Dean vermutete, und sie wollte es ihm ausreden. Er schien alle reichen Menschen zu hassen, so als besäßen sie, was eigentlich ihm zustand. Wenn sie ihn überzeugen konnte, dass Carol und Paul ein durchschnittliches berufstätiges Ehepaar waren, ließ er sie vielleicht in Ruhe.
    Dean drehte sich um und funkelte sie wütend an.
    »Blödsinn. Wir waren bei ihnen zu Hause.«
    Im Dezember hatten Carol und Paul eine private Weihnachtsfeier für Freunde, Verwandte und Angestellte geschmissen. Emily musste immer noch an das Haus denken. Nicht, dass es protzig gewesen wäre, nein. Im Vergleich zu den meisten Neubauten war es sogar recht klein. Es wirkte nicht wie ein überdimensionaler Schuhkarton aus dem Katalog. Paul und Carol hatten jedes einzelne Möbelstück, jedes Bild und selbst die Handtücher im Gästebad mit Bedacht ausgesucht. Paul war Hobbyfotograf, deswegen hingen überall Fotos von ihren Weltreisen, von ihren Kindern und Enkeln. Jedes Kissen, jeder Überwurf und jede Lampe war perfekt auf die Einrichtung abgestimmt. Zwei Französische Bulldoggen, Max und Ruby, schlichen zwischen den Gästen herum und holten sich Streicheleinheiten ab. Jeder Hund hatte im Schlafzimmer ein großes, weiches Liegekissen mit eingesticktem Namen.
    »Sieh dir das an«, hatte Dean gesagt. Er hatte seltsam geklungen, ihr war nicht ganz geheuer.
    Das ganze Haus strahlte. Zwei riesige Weihnachtsbäume erhellten die Zimmer voller Sammlerstücke und liebgewonnener Objekte. Zur Party waren Freunde, Angehörige, ehemalige Angestellte, Lieferanten und Nachbarn erschienen. Carol begrüßte jeden Gast herzlich. Dies war ihr Zuhause, hier hatten sie ihre beiden Kinder großgezogen. Sie steckten ihre Zeit, Energie und Liebe in das Häuschen und wollten, dass jedermann sich hier willkommen fühlte. Von so einem Zuhause hatte Emily immer geträumt, und irgendwann wollte sie selbst so wohnen. Als sie nun in der Dunkelheit auf der Rückbank saß, schien ihr Traum in weite Ferne gerückt.
    »Da kommt er«, seufzte Dean erleichtert.
    Emily beobachtete, wie Paul das Restaurant verließ und die Tür hinter sich abschloss. Am liebsten wäre sie schreiend aus dem Auto gesprungen. Sie stellte sich vor, wie sie kreischend auf Paul zustürmte. Aber sie unternahm nichts. Sie war starr vor Angst.
    »Was, wenn er mein Auto erkennt?«, fragte sie.
    »Von dahinten kann er uns nicht sehen«, sagte Dean.
    Er klang sehr selbstsicher. Er wirkte immer so überzeugt, dabei lag er mit seinem Urteil oft völlig daneben. Aber er gab nicht auf. Sie hatten ziemlich dicht am Restaurant geparkt, und die wenigen Bäume boten kaum Schutz. Emily betete, Paul möge einen Blick in ihre Richtung werfen. Sie flehte ihn an, aber

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