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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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hier zu sehen, aber das war Kate egal. Irgendwie war sie sogar darüber froh. Lulus ausgeprägtes Selbstbewusstsein, ihre dreiste Schlagfertigkeit waren ein passendes, wenn nicht gar das ideale Heilmittel gegen Birdies Geringschätzung. Von dem jungen Mädchen konnte man tatsächlich noch etwas lernen.
    Chelsea lief auf ihre Großmutter zu, die sie zur Begrüßung herzlich umarmte. Seltsamerweise ging Birdie, früher eine ausgesprochen strenge Mutter, mit Kates Kindern sehr liebevoll um. Wahrscheinlich hatte auch Birdie sich weiterentwickelt. Oder vielleicht konnte sie den Kindern unvoreingenommen begegnen, weil sie sie, anders als Kate, nicht als schlechte Neuauflage ihrer selbst betrachtete.
    »Hallo Liebes«, sagte Birdie und drückte Kate einen trockenen Kuss auf die Wange.
    »Hallo Mom.« Kate schlug den Kofferraum zu und bückte sich nach dem Gepäck, um dem kritischen Blick ihrer Mutter zu entgehen.
    »Gut siehst du aus«, sagte Birdie, »nicht mehr so breit in den Hüften.«
    »Äh, danke, Mutter«, sagte Kate.
    Chelsea und Lulu wechselten einen vielsagenden Blick. Lulu musste husten, Chelsea bekam einen Lachanfall. Nur ein Experte hätte das Wort »Zicke« aus Lulus Hustenstakkato herausgehört. Bei Lulus Anblick erstarrte Birdie.
    »Oh«, sagte sie, »was für eine Überraschung.«
    Kate erklärte, dass Sean und Brendan später kämen und sie deswegen Lulu auf die Reise eingeladen habe.
    »Die Mädchen könnten in der Hütte wohnen«, sagte sie. »Und Sean und Brendan wohnen dann mit mir im Gästehaus.«
    Birdie runzelte die Stirn.
    »Es wäre schön gewesen, wenn du mich im Voraus informiert hättest. Die Hütte dient seit Jahren als Lagerraum. Auf Übernachtungsgäste dort bin ich nicht vorbereitet.«
    »Ich habe versucht, dich anzurufen«, verteidigte sich Kate, »genau genommen warst du seit Freitagabend nicht mehr erreichbar. Wir kriegen das schon hin.«
    »Nun«, sagte Birdie, »die Telefonleitung ist unterbrochen.«
    »Seit wann?«
    »Seit Tagen schon.« Kate wusste sofort, dass Birdie log. »Na ja, seit gestern Abend.«
    »Hallo Mrs. Burke!«, sagte Lulu mit gespielter Begeisterung, »darf ich Sie Grandma nennen?«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Birdie.
    Wieder fingen Chelsea und Lulu zu kichern an. Birdie schaute sie verwundert an und fragte sich, was so komisch war. Sie legte sich eine Hand an den Hals.
    »Nun lässt es sich wohl nicht mehr ändern. Wie wir das mit dem Essen regeln sollen, weiß ich allerdings nicht.«
    »Das wird kaum ein Problem sein, wo die Männer noch nicht hier sind«, sagte Kate. Auch wenn es ihr schwerfiel, versuchte sie, sich ihre Verärgerung, die sie zu überwältigen drohte, nicht anmerken zu lassen. Warum konnte Birdie nicht gelassener reagieren?
    »Keine Sorge, Grandma«, sagte Chelsea. Sie umarmte Birdie und gab ihr einen Kuss. Im Gegensatz zu Kate ging sie sehr entspannt mit ihr um. Birdie verzog den Mund unwillkürlich zu einem schmalen Lächeln. »Lulu«, erklärte Chelsea, »isst grundsätzlich nicht.«
    Die vier schleppten die Koffer zum Boot. Birdie verteilte die Schwimmwesten, und alle kletterten an Bord. Kate machte die Leinen los.
    »Möchtest du das Kommando übernehmen, Kate?«, fragte Birdie spöttisch.
    Immer schon hatte es in dieser Frage Streit zwischen ihnen gegeben. Kate war wasserscheu, auf Booten fühlte sie sich unwohl. Das Geschaukel verstörte sie, und Birdies kleines Boot kam ihr besonders unsicher vor – was es natürlich nicht war. Kate konnte zwar schwimmen, aber es zählte nicht zu ihren Lieblingshobbys. Wasser war heimtückisch. Es verschluckte die Menschen, vor allem wenn man unachtsam war und sich in Sicherheit wiegte. Man trieb nichtsahnend an der Wasseroberfläche dahin, nur um im nächsten Augenblick kläglich zu ersaufen. Der panische Todeskampf war von kurzer Dauer. Schon bald musste man sich dem tödlichen Gewicht der stillen Wassermassen geschlagen geben.
    »Klar«, sagte Kate. Ihre überraschte Mutter zog ein skeptisches Gesicht. Birdie trat vom Ruder zurück. Kate nahm ihren Platz ein, manövrierte das Boot mühelos aus der Lücke und steuerte es aufs offene Wasser.
    »Die Überraschungen«, sagte Birdie, »nehmen kein Ende.«
    Kate hatte nicht damit gerechnet, ihre Mutter zufriedenzustellen. Denn richtig zufrieden war Birdie nur, wenn andere versagten. Aber Kate und Chelsea hatten den Bootsführerschein gemacht.
    Als sie die Bucht hinter sich gelassen hatten, tauchte am Horizont der Umriss der Insel auf. In Kates Augen sah

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