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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und ein Junger,
    Doch jeder ein Hamilton.
     
    Der Junge focht zu Fuße,
    Der Alte focht zu Roß,
    Bis eine englische Kugel
    Ihn aus dem Sattel schoß.
     
    Hin reicht' er seinem Sohne
    Die Locke, rot von Blut,
    Er hatte nicht Zeit zu sprechen,
    Er sprach nur: »Wahre sie gut!«
     
    Er wahrte sie gut, der Junge,
    Manchen Mond und manches Jahr,
    Der Junge ward ein Alter –
    Das Herz blieb, wie es war.
     
    Und als in letzten Tagen
    Ihm Kunde kam ins Haus:
    »Sie trugen im fernen Süden
    Den
letzten
Stuart hinaus«,
     
    Da sprach er, als er sterbend
    Seinem Sohne die Locke gab:
    »Die Stuarts sind gestorben,
    Doch die Treue kennt kein Grab.«
     
    Und siehe, die Hamiltons wahren
    Bis heut ihren alten Ruhm,
    Doch eines mehr als alles:
    Der Locke Heiligtum.
     
     

General Sir John Moores Begräbnis
     
    (Rückzug von Corunna, 1809)
     
    Kein Trommelwirbel, kein Grablied hohl,
    Als wir an den Wallrand lenkten,
    Kein Schuß rief über ihn hin: »Fahr wohl«,
    Als wir ihn niedersenkten;
    Wir senkten ihn nieder um Mitternacht,
    Sein Grab, ohne Prunk und Flimmer,
    Wir hatten's mit Bajonetten gemacht,
    Bei Mond- und Windlicht-Schimmer.
     
    Viel Zeit zum Beten hatten wir nicht,
    Nicht Zeit zu Klagen und Sorgen,
    Wir starrten dem Toten ins Angesicht
    Und dachten: ›Was nun morgen?‹
    Kein Grabtuch da, kein Priester nah,
    Kein Sterbekleid und kein Schragen,
    Wie ein schlafender Krieger lag er da,
    Seinen Mantel umgeschlagen.
     
    Und kaum noch, daß unser Tun vollbracht,
    Heim rief uns die Glock' von den Schiffen,
    Und über uns hin jetzt, durch die Nacht,
    Des Feindes Kugeln pfiffen;
    So ließen wir ihn auf
seinem
Feld,
    Blutfeucht von Heldentume,
    Da liegt er und schläft er
allein
, unser Held,
    Allein mit seinem Ruhme.
     
    Wir dachten, als wir den Hügel gemacht
    Über seinem Bette der Ehre:
    ›Bald drüber hin zieht Feindes Macht,
    Und wir – weit, weit auf dem Meere;
    Sie werden schwätzen viel auf und ab
    Von Ehre, die kaum gerettet –
    Doch nichts von allem dringt in sein Grab,
    Drin wir Britischen ihn gebettet.‹
     
     

Walter Scotts Einzug in Abbotsford
     
    Sir Walter, er zieht von Edinburg her
    Gen Abbotsford, das noch öd' und leer,
    Drum führt er mit sich, für Hof und Haus,
    Was ein Schloßherr braucht jahrein jahraus:
    Kisten und Kasten, groß und klein,
    Diener, Doggen und Papagein,
    Und dazwischen
alles
, was jahrelang
    Er altertümernd erwarb, errang –
    Für ein Museum übergenug,
    Ein Dreiundzwanzigwagenzug.
     
    Der
erste
Wagen, erinnerungsvoll
    Ist er an Bruce und Balliol:
    Ein Steinkreuz, ein Kamm, eine Totenurn',
    Alles vom Felde von Bannockburn,
    Auch ein Lehnschwert mit Runenschrift auf und ab,
    Das König Robert dem Douglas gab.
     
    Auf dem
zweiten
: ein Felsstück aus dem Donjon,
    Drin gefangen saß Richard Coeur de Lion,
    Eine Harfe von Blondel (neu zu beziehn),
    Ein Säbel von Sultan Saladin,
    Eschenbogen und Tartsche von Robin Hood
    Und ein Stock Bruder Tucks aus dem Nottingham-Wood.
     
    Und auf dem
dritten
, von Nancy her,
    Das Zelt von Charles le Téméraire,
    Der Spieß, der dem Herzog, eh' er's gedacht,
    Von Bauernhand den Tod gebracht;
    Barbierzeug (Becken von goldener Bronze)
    – Prachtstück aus den Tagen von Louis onze –
    Zuletzt auch die Leiter, drauf, Strick in Hand,
    Ehren-Tristan des Winks gewärtig stand.
     
    Dann, bunt durcheinander, aus Heimat und Fremd',
    Erzne Schienen und ein Kettenhemd,
    Ein blutroter Mantel von Meister Hans,
    Ein Dragonersattel von Preston-Pans,
    Spinnrad und Spule von Königin Maud,
    Inful und Krummstab von Erzbischof Laud,
    Zwei Bildnisse, Kreid' und in Pastell,
    Von der weißen Dame von Avenell,
    Eine Spitzenkrause, die Darnley trug,
    Eine dito von Bothwell, der Darnley erschlug,
    Eine Schildpattwiege, drin
einen
Tag,
    (Als man sie taufte) Queen Mary lag,
     
    Ihr Hinrichtungsblock aus Fotheringhay,
    Gebetbuch der Johanna Gray,
    Kanzel und Sanduhr von John Knox,
    Eine Riesenperücke des älteren Fox,
    Eine Cromwell-Pistole mit Kugel im Lauf,
    Von Floddenfield ein verrosteter Knauf,
    Auf türmt sich's (und mehr noch) Zoll um Zoll,
    Dreiundzwanzig Wagen voll.
     
    Und auf dem letzten, sonnumblitzt,
    Sir Walter selber, ein Glücklicher, sitzt,
    Er lächelt und träumt und führt im Geist
    Den Stab schon, der allem die Stelle weist.
    Eine Stelle find't jedes irgendwo,
    Sei's in Quentin Durward, in Ivanho,
    Eine Stelle find't jedes, früh oder spat,
    In Abt oder Kloster oder Pirat,
    Eine Stelle haben, finden sie,
    Sei's in Woodstock oder in

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