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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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her.
     
    Abend kommt; es schattet;
    Letzte Röte schied;
    Siehe, da wird bestattet
    Bienen-Winkelried.
    Solch ein Gästegedränge,
    Alle mußten's gestehn,
    Und solch Leichengepränge
    Hatten sie nie gesehn.
     
    Rings auf Spitzen und Türmchen
    An dem Heckenzaun
    Glühten Johanniswürmchen
    Hell wie Fackeln traun;
    Taghell so beleuchtet
    Kam der Zug daher,
    Jedes Auge gefeuchtet,
    Jedes Herze schwer.
     
    Vorne drei Hummelbrummer
    Schritten ernst und barsch,
    Trommelten in Kummer
    Ihren Trauermarsch;
    Dann, mit Ruhm zu melden,
    Kam der wächserne Sarg,
    Der des Helden der Helden
    Irdische Hülle barg.
     
    Vier kohlschwarze Käfer
    – Allen wohlbekannt –
    Waren, als Rappen, dem Schläfer
    Drinnen vorgespannt;
    Auf dem Deckel oben
    Lagen, Schaft an Schaft,
    Alle die dreizehn Proben
    Seiner Ritterkraft.
     
    Still des Zuges Spitze
    Hat jetzt eingelenkt:
    In eine Mauerritze
    Wird der Sarg gesenkt.
    Dann, wie Kriegsgesinde
    Rasch den Gram vertauscht,
    Haben im Duft der Linde
    Alle sich berauscht.
     
     

Die Schlacht am Cremmer-Damm
     
    1334
     
    (Nach dem Alt-Pommerschen)
     
    Und als Herzog Barnim, der vielkleine Mann,
    Um mit Markgraf Ludwig zu fechten,
    War bis an den Cremmer-Damm heran,
    Sprach er zu Rittern und Knechten:
     
    »Das Cremmer Luch ist ein garstig Loch,
    Und den Feind daraus zu vertreiben,
    Ich denke, Leute, wir lassen's noch
    Und wollen diesseits bleiben.
     
    Wir schreiben aus eine große Steu'r,
    Und wer sich nicht will bequemen,
    Den zwingen wir mit Wasser und Feu'r
    Und wollen das Vieh ihm nehmen.«
     
    Der Rat gefiel den Pommern all,
    Und verquer an den beiden Ecken
    Gruben sie hastig Graben und Wall,
    Dahinter sich zu verstecken.
     
    Markgraf Ludwig aber, der tapfere Held,
    Drüben sah man ihn reiten,
    Er dachte: ›Die Pommern stehen im Feld
    Und werden den Damm überschreiten.‹
     
    Als aber keiner sich's unterwand,
    Ließ er seinen Trompeter kommen
    Und sagte: »Nimm deine Trompet in die Hand
    Und blas, bis sie's drüben vernommen.
     
    Und sage dem Herzog Barnim an,
    Ich hätte groß Verlangen,
    Ihn und seine Ritter, Mann für Mann,
    Hier diesseits zu empfangen.
     
    Und wenn es hier diesseits ihm nicht behagt,
    So wollt' ich ihm versprechen,
    Auch auf dem Luch-Damm unverzagt
    Eine Lanze mit ihm zu brechen.«
     
    Drauf
der
: Er woll' ihm Rede stehn;
    Nicht
-kommen, das dünk' ihm Sünde,
    Sie wollten sich treffen und wollten sehn,
    Wer das Spiel am besten verstünde.
     
    Da ging es vom Graben den Damm hinauf,
    Drauf standen dicht die Märker,
    Die wehrten sich einzeln und zu Hauf,
    Aber Herzog Barnim war stärker.
     
    Die Märkischen konnten nicht bestahn,
    Das Luch war ihr Verderben,
    Und viele mußten da liegen gahn
    Und ohne Wunde sterben.
     
    Und mählich wichen sie Schritt für Schritt,
    Vor Cremmen weiter zu fechten,
    Die Pommern folgten in festem Tritt,
    Die Ritter mitsamt den Knechten.
     
    Aber vor Cremmen hielt man an
    Und mußte draußen bleiben,
    Die Märkischen standen da Mann an Mann
    Und waren nicht zu vertreiben.
     
    Sie schossen hinunter aus Turm und Tor
    In das pommersche Gedränge,
    Dann drängten sie selber wieder vor,
    Tote gab es die Menge.
     
    Da sprach Schwerin: »Das tut kein gut,
    Laßt uns den Damm erfassen,
    Oder wir müssen unser Blut
    Hier alle vor Cremmen lassen.«
     
    So zogen sie wieder dem Damme zu,
    Heimwärts ohn' Schimpf und Schade,
    Zuletzt ging auch der Krieg zu Ruh' –
    Gott geb' uns seine Gnade.
     
     

Der Quitzowen Fall und Untergang
     
    1414
     
    (Nach dem Alt-Märkischen)
     
    Und Christ im Himmel erbarmte sich:
    Da gab er zum Trost uns männiglich
    Unseren Markgraf
Friederich
,
    Einen Fürsten lobesamen.
     
    Das ist ein Fürst von eigner Art,
    In ihm sind Kraft und Mut gepaart;
    Ob Laien oder wohlgelahrt,
    Alle
preisen seinen Namen.
     
    Zu loben ihn uns wohl ansteht,
    Ihn
, den so lange die Mark erfleht;
    Gott selber in seiner Majestät
    Hat ihn uns erwecket.
     
    Seit Kaiser Karl zu Prag uns starb,
    Das Land verkam, das Land verdarb,
    Bis
Friedrich
unsre Mark erwarb,
    Das hat die Räuber erschrecket.
     
    Und die ihm wollten widerstehn,
    Wie der Kuckuck waren sie anzusehn,
    Er
war der Adler, sie waren die Krähn.
    Er zerstäubte sie geschwinde.
     
    Die
Quitzowschen
schwuren einen Eid:
    »Wir machen ihm das Land zu Leid«,
    Und dazu waren sie wohl bereit
    Mit ihrem Ingesinde.
     
    »Was soll uns der Nürrenberger Tand?
    Ist Spielzeug nur in unsrer Hand,
    Wir
sind die Herren in diesem Land
    Und wollen es beweisen.
     
    Und

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