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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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auch.«
     
    Illo nur, Herz wie Kehle
    Hält er bei Laune sich,
    Dicht ist seine Seele
    Gegen Hieb und Stich,
    Trägt ein Büffelkoller
    Wie sein Körper traun,
    Lustiger und toller
    War er nie zu schaun.
     
    Und vom Trunke heiser
    Ruft er jetzt und lacht:
    »Das erst ist der Kaiser,
    Wer den Kaiser macht;
    Eid und Treue brechen,
    Taten wir's allein?
    Hoch der König der Tschechen,
    Herzog Wallenstein!« –
     
    Burg- und Schloßbewohner
    Ruhen ... Da sieh, in Stahl,
    Buttlersche Dragoner
    Dringen in den Saal;
    Buttler selbst, im Helme,
    Tritt an den Illo: »Sprich,
    Seid ihr Schurken und Schelme
    Oder gut kaiserlich?! «
     
    Hei, da fahren die Klingen
    Wie von selber heraus,
    Von dem Pfeifen und Schwingen
    Löschen die Lichter aus;
    Weiter geht es im Dunkeln,
    Nein, im Dunkeln nicht:
    Ihrer Augen Funkeln
    Gibt das rechte Licht.
     
    Tertschka fällt; daneben
    Kinsky mit Fluch und Schwur;
    Mehr um Tod wie Leben
    Ficht selbst Illo nur,
    Schlägt blindhin in Scherben
    Schädel und Flaschen jetzt,
    Wie ein Eber im Sterben
    Noch die Hauer wetzt.
     
    Licht und Fackel kommen,
    Geben düstren Schein:
    Ineinander verschwommen
    Blinken Blut und Wein;
    Überall im Saale
    Leichen in buntem Gemisch,
    Stumm, vor seinem Mahle,
    Sitzt der Tod am Tisch.
     
    Buttler aber, wie Wetter,
    Donnert jetzt: »Laßt sie ruhn!
    Das sind erst die Blätter,
    An die Wurzel nun.«
    Bald in Schlosses Ferne
    Hört man's krachen und schrei'n; –
    Schau nicht in die Sterne,
    Rette dich, Wallenstein!
     
     

Jan Bart
     
    Jan Bart geht über den Vlissinger Damm.
    »Hür', Katrin, wi trecken tosamm;
    En Huus, en Boot, 'ne Zieg' un 'ne Kuh,
    Wat mienst, Katrin? Sy miene Fru.«
     
    Katrin an ihrem Friesrock zog:
    »Ne, Jan, bist mi nich Mynherr 'noog.«
    Der nickt und lacht: »Na, denn Adje.«
    Und nach Frankreich geht er und sticht in See.
     
    Matrose, Maat, so fängt er an,
    Auf der zweiten Reise: Steuermann,
    Auf der dritten: Leutnant unter Du Quesne,
    Auf der vierten: Flottenkapitän.
     
    Und als es mit England kommt zum Krieg,
    Wo Jan Bart erscheint, erscheint der Sieg,
    Wie stolz das britische Banner auch weh',
    Jan Bart ist Herr und fegt die See.
     
    Heut aber tritt er vor seinen Herrn,
    Vor Louis quatorze. Der sieht ihn gern.
    »Willkommen, Jan Bart, in diesem Saal,
    Ich ernenn' Euch zu meinem Groß-Admiral.«
     
    Jan Bart verneigt sich: »Majestät,
    Was klug und recht ist, kommt nie zu spät.«
    Alles starrt auf den König, der aber lacht –
    Jan Bart hat sich wieder heim gemacht.
     
    Und am Vlissinger Damm, an alter Stell',
    Sitzt wieder Katrin auf ihrer Schwell',
    Ihren Ältsten hält sie bei der Hand,
    Der Jüngste liegt und spielt im Sand.
     
    Er grüßt sie lachend und noch einmal:
    »Katrin, ich bin nu Groß-Admiral,
    Katrin, w'rüm biste nich mit mi goahn?«
    »Joa, wenn ick't
wußt
hätt', hätt' ick't doahn.«
     
     

Bienen-Winkelried
     
    Nur kein Gegrübel,
    Was es sei;
    Wohl oder Übel –
    Der Scherz ist frei.
     
    Die Wespen und die Bienen,
    Sie haben sich entzweit:
    Guelfen und Ghibellinen,
    So stehen sie im Streit.
    Schon um die heimische Linde,
    Wie um ihr letztes Haus,
    Sammelt das Bienengesinde
    Sich zum entscheidenden Strauß.
     
    Eine (sie stund auf Wache,
    Und das Weinen war ihr nah)
    Schwur: »Eine herrliche Sache
    Sei dies mori pro patria!
    Daß ihr Stand so ein harter,
    Freue sie fast zu sehn,
    Wie die dreihundert Sparter
    Würden sie untergehn.«
     
    Sprach da eine Zweite:
    »Wohl, sie stimme dem bei,
    Daß zu fallen im Streite
    Süß und löblich sei;
    Nur sie wäre verwundert,
    Daß man auf Sparta säh',
    Pforzheim und seine Vierhundert
    Hätte man ja in der Näh'.«
     
    Sprach es. Da schwarz am Himmel,
    Wie Heuschreckenzug,
    Nahte das Wespengewimmel
    Sich im Siegesflug.
    Solche Schwärme und Flüge
    Nimmer der Garten sah,
    Wahre Hunnenzüge
    Waren's des Attila.
     
    Bald in gebogenem Horne,
    Bald in gespitztem Keil
    Stürmten sie – aber nach vorne
    Immer den Stachelteil;
    Ach, die Bienen, in Demut
    Wurden sich des bewußt,
    Und unendliche Wehmut
    Schlich in ihre Brust.
     
    Siehe, da schnell ein Sasse
    Tritt hervor aus den Reih'n:
    »Mach' euch eine Gasse,
    Liebe Genossen mein!«
    Und als ob es ihm wäre
    Heldischer Zeitvertreib,
    Drückt er dreizehn Speere
    Sich in Brust und Leib.
     
    Da, die Bienen klammern
    Grimm an den Feind sich an,
    Alle Wespen jammern:
    »Rette sich, wer kann!«
    Aber mit Waffen, schartig,
    Hummeln und andere mehr
    Fallen jetzt landsturmartig
    Über die Flüchtigen

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