Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
nicht Leid.
     
    Es fehlt der alten Hülle
    In Breite schon und Läng',
    Der Geist tritt in die Fülle,
    Der Leib wird ihm zu eng;
    Gesegnet sei dein Wille,
    Herr Gott, in letzter Not!«
    Er sprach's und wurde stille –
    Der alte Held war tot.
     
     

Der alte Dessauer
     
    Ich will ein Lied euch singen!
    Mein Held ist eigner Art:
    Ein Zopf vor allen Dingen,
    Dreimaster, Knebelbart,
    Blitzblank der Rock vom Bürsten
    Und jeder Knopf wie Gold –
    Ihr merkt, es gilt dem Fürsten,
    Dem alten
Leopold
.
     
    All' Wissenschaft und Dichtung
    Sein Lebtag er vermied,
    Und sprach er je von »
Richtung
«,
    Meint' er in Reih und Glied;
    Statt Opern aller Arten
    Hatt' er nur einen Marsch,
    Und selbst mit Schriftgelahrten
    Verfuhr er etwas barsch.
     
    Nicht mocht' er Phrasen türmen
    Von Fortschritt, glatt und schön,
    Er wußte nur zu stürmen
    Die Kesselsdorfer Höhn;
    Er hielt nicht viel vom Zweifel
    Und wen'ger noch vom Spott,
    Er war ein dummer Teufel
    Und glaubte noch an Gott.
     
    Ja, ja, er war im Leben
    Beschränkt, wie man's so heißt,
    Und soll ich Antwort geben,
    Warum mein Lied ihn preist?
    Nun denn, weil nie mit Worten
    Er seine Feinde fraß,
    Und weil ihm rechter Orten
    So Herz wie Galle saß.
     
    Wir haben viel von Nöten,
    Trotz allem guten Rat,
    Und sollten schier erröten
    Vor solchem Mann der Tat;
    Verschnittnes Haar im Schopfe
    Macht nicht allein den Mann –
    Ich halt' es mit dem Zopfe,
    Wenn solche Männer dran
.
     
     

Der alte Zieten
     
    Joachim Hans von Zieten,
    Husarengeneral,
    Dem Feind die Stirne bieten,
    Er tat's wohl hundert Mal;
    Sie haben's all' erfahren,
    Wie er die Pelze wusch,
    Mit seinen Leibhusaren
    Der
Zieten
aus dem Busch.
     
    Hei, wie den Feind sie bläuten
    Bei Hennersdorf und Prag,
    Bei Liegnitz und bei Leuthen,
    Und weiter Schlag auf Schlag;
    Bei Torgau, Tag der Ehre,
    Ritt selbst der
Fritz
nach Haus,
    Doch
Zieten
sprach: »Ich kehre
    Erst noch mein Schlachtfeld aus.«
     
    Sie kamen nie alleine,
    Der
Zieten
und der
Fritz
,
    Der Donner war der eine,
    Der andre war der Blitz.
    Es wies sich keiner träge,
    Drum schlug's auch immer ein,
    Ob warm', ob kalte Schläge,
    Sie pflegten gut zu sein. –
     
    Der Friede war geschlossen,
    Doch Krieges Lust und Qual,
    Die alten Schlachtgenossen
    Durchlebten's noch einmal.
    Wie Marschall
Daun
gezaudert,
    Und
Fritz
und
Zieten
nie,
    Es ward jetzt durchgeplaudert
    Bei Tisch, in Sanssouci.
     
    Einst mocht' es ihm nicht schmecken,
    Und sieh, der Zieten schlief,
    Ein Höfling wollt' ihn wecken,
    Der König aber rief:
    »Laßt schlafen mir den Alten,
    Er hat in mancher Nacht
    Für uns sich wach gehalten,
    Der hat genug gewacht.« –
     
    Und als die Zeit erfüllet
    Des alten Helden war,
    Lag einst, schlicht eingehüllet,
    Hans Zieten
, der Husar;
    Wie selber er genommen
    Die Feinde stets im Husch,
    So war der Tod gekommen
    Wie Zieten aus dem Busch.
     
     

Seydlitz
     
1. Herr Seydlitz auf dem Falben
    Herr
Seydlitz
auf dem Falben
    Sprengt an die Front heran,
    Sein Aug' ist allenthalben,
    Er mustert Roß und Mann,
    Er reitet auf und nieder
    Und blickt so lustig drein,
    Da wissen's alle Glieder:
    Heut wird ein Tanzen sein.
     
    Noch weit sind die Franzosen;
    Doch
Seydlitz will
zu Ball,
    Die gelben Lederhosen,
    Sie sitzen drum so prall;
    Schwarz glänzen Hut und Krempe,
    Im Sonnenschein zumal,
    Und gar die blanke Plempe
    Blitzt selbst wie Sonnenstrahl.
     
    Sie brechen auf von Halle,
    Die Tänzer allbereit,
    Bis Gotha hin zu Balle
    Ist freilich etwas weit.
    Doch
Seydlitz,
vorwärts trabend,
    Spricht: »Kinder, wohlgemut!
    Ich denk', ein lust'ger Abend
    Macht alles wieder gut.«
     
    Die Nacht ist eingebrochen;
    Zu Gotha, auf dem Schloß,
    Welch Tanzen da und Kochen
    In Saal und Erdgeschoß,
    Die Tafel trägt das Beste
    An Wein und Wild und Fisch –
    Da, ungebetne Gäste
    Führt
Seydlitz
an den Tisch.
     
    Die Witz- und Wortspieljäger
    Sind fort mit einem Satz,
    Die Schwert- und Stulpenträger,
    Sie nehmen hurtig Platz;
    Herr
Seydlitz
bricht beim Zechen
    Den Flaschen all' den Hals,
    Man weiß, das Hälsebrechen
    Verstund er allenfalls.
     
    Getrunken und gegessen
    Hat jeder, was ihm scheint,
    Dann heißt es: »Aufgesessen
    Und wieder nach dem Feind!«
    Der möchte sich verschnaufen
    Und hält bei Roßbach an,
    Doch nur, um fortzulaufen
    Mit neuen Kräften dann. –
     
    Das waren
Seydlitz'
Späße;
    Bei Zorndorf galt es Zorn,
    Als ob's im Namen säße,
    Nahm man sich da aufs Korn;
    Das slawische Gelichter –
    Herr
Seydlitz
hoffte traun
    Noch

Weitere Kostenlose Bücher