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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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keines Königs Hand dies Land zu Lehn genommen,
    Wir sind zudem vom Aufrechtgehn versteift in unsern Hälsen,
    Und wer seine Schlösser auf Marschgrund baut, der baut sie nicht auf Felsen.
     
    Dies Land ist unser, wir haben's im Kampf der Sturmflut abgerungen,
    Wir bangen vor keines Königs Zorn, wir, die wir das Meer bezwungen,
    Unser altes Recht, unser alter Mut – so werden wir nicht zu Schanden;
    Noch lebt der Gott, der bei Bornhövd auf unsrer Seite gestanden.«
     
    Da gingen die Boten. Bei Rendsburg war's, wo sie den König trafen,
    Der lagerte da, drei Nächte schon, samt seinen Fürsten und Grafen,
    Es stieß dazu viel kriegerisch Volk von Jütland und von Fühnen,
    All' wollten sie brechen den Bauernstolz und die Schmach des Königs sühnen.
     
    Von Deutschland auch viel edele Herrn hernieder ins Lager kamen:
    Zwei junge Grafen von Oldenburg, Adolf und Otto mit Namen,
    Mit ihnen zugleich manch Holsten-Geschlecht um den Danebrog sich scharte:
    Fünf Rantzaus, sieben von Ahlefeld und vierzehn Wackerbarte.
     
    Und Söldner auch; – Gesindel war's aus Rheinland, Franken und Sachsen,
    All' hatten sich längst, durch Mord und Brand, in die Schlinge hineingewachsen.
    Die ›sächsische Garde« hieß man sie, wohl auch die »
schwarze Bande
«,
    Verheerend, wie der schwarze Tod, zogen sie durch die Lande.
     
    Ihr Führer aber war der Junker Slenz, der maß sechs rheinische Schuhe,
    Heut brach er am Wege die Schlösser ab und morgen an der Truhe,
    In Flechten hing sein flachsenes Haar wie Stricke herab, zum Würgen,
    Er hatte zwei Feuerräder im Kopf und hieß – der lange Jürgen.
     
    Und Jürgen Slenz, an der Seite Johanns, vorauf die gepanzerten Glieder,
    So führt er heut, unter schmetterndem Klang, das Heer in die Marsch hernieder,
    Zwölftausend sind's, schon dringen sie vor auf der Marschen getrocknetem Schlamme –
    Um Rache schreit in die Nacht hinein brennender Dörfer Flamme.
     
    Die Bauern aber, kaum tausend Mann, zogen sich rasch zurücke,
    Bis daß sie kamen, um Mitternacht, an die Hemmingstedter Brücke,
    Sie fanden da Wall und Graben noch aus der Zeit der alten Sassen,
    Und es sprach Wolf Isebrand: »Hier sei's, hier wollen wir auf sie passen!«
     
    Man hielt. Nur einer murmelte bang: »Das mög' unser Heiland nicht wollen,
    Wir sind hier am Tausend-Teufels-Wall, wo die Moorelfen tanzen und tollen,
    Mit den Flammenbüscheln das Irrlichtvolk, es haust hier unterm Rasen,
    Und bei Vollmond kommt das Feuerpferd, um die Büschel abzugrasen. «
     
    Da stutzten die andern; Wolf aber rief: »Was Irrlicht und was Elfen,
    Wenn droben der Himmel mit uns ist, muß auch die Hölle helfen.
    Die Nacht ist schwarz, wir brauchen Licht, laßt's nur da unten flimmern,
    Wir wollen ein christlich Bollwerk hier trotzdem zusammenzimmern.«
     
    Da griffen sie freudig nach Spaten und Axt, vorbei war Murren und Stutzen,
    Sie schleppten das Brückengebälk herbei, als Pfahlwerk es zu nutzen,
    Sie füllten und stopften, mit Moor und Schlamm, des alten Erdwalls Lücken
    Und warfen zuletzt ihm Rasen und Sand, drei Fuß hoch, auf den Rücken. –
     
    So kam der Tag, und mit ihm kam, goldblinkend, die sächsische Garde,
    Hell spiegelte sich der Morgenstrahl auf Harnisch und Hellebarde,
    Die trotzige Schar, rasch rückte sie vor, gegliedert und dicht geschlossen,
    Nicht kümmerte sie der Hagelgruß von Steinen und Wurfgeschossen.
     
    Jetzt war sie heran, zwischen ihr und dem Wall war nur noch des Grabens Quere,
    Da schnürten die Vordersten schnell in eins je zwölf ihrer kantigen Speere,
    Sie warfen wie Balken querüber dann die Bündel aus Speer und Lanze,
    Und über die fliegende Brücke hinweg wollten sie gegen die Schanze.
     
    Umsonst; man stieß sie rücklings hinab – es fehlte das Brückengelände –,
    Da nahmen die Folgenden, springstockgleich, ihren Speerschaft in die Hände,
    Sie setzten ihn auf, und war es mißglückt, im Sturmschritt vorzudringen,
    So sollte nun Sprung- und Hebelkraft im Flug sie hinüber-schwingen.
     
    Umsonst auch das; sie sprangen zu kurz; wer dennoch das Ufer erklettert,
    Der ward, unter wildem Freudengeschrei, von den Bauern zu Boden geschmettert,
    Dumpf dröhnte die Axt – bis plötzlich jetzt die Freudenrufe verklangen,
    Wolf Isebrand murmelte vor sich hin: »Hilf Himmel, wir sind umgangen! «
     
    So war's. Zu schwanken begann der Kampf, immer mächtiger wurden die Dränger,
    Da trat Gott selbst für die Schwachen ein und rief: »Ich will es nicht länger! «
    Und er schickte

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