Gedichte (Ausgabe 1898)
regnet's Fürsten noch ein Jahr,
Das macht nicht Furcht uns und Gefahr,
Er soll uns krümmen nicht ein Haar,
Nach Hause soll er reisen.
Und kommt zu Fuß er oder Pferd,
Mit Büchse, Tartschen oder Schwert,
Uns dünkt es keinen Heller wert,
Er muß dem Land entsagen.
Und will er nicht, es tut nicht gut;
Wir stehen mutig seinem Mut,
Zehn Schlösser sind in unsrer Hut,
Er soll uns nicht verjagen.«
Als das die Fürstenschaft vernahm,
In Hasten alles zusammenkam;
Einem jeden wär' es Schimpf und Scham,
Wär' er da
nicht
gekommen.
Der Bischof von Magdeburg war zur Hand,
Günter von Schwarzburg war er genannt,
Nach
Plaue
hat er sich gewandt
Und die »Grete« mitgenommen.
Dann zog heran ein Sachsenhauf',
Herzog Rudolf allen vorauf.
Nach
Golzow
nahm er Ziel und Lauf
Und stellte sich vor die Feste.
Da ließ er schwenken seine Fahn':
»Ich denke, rasch ist gut getan,
Laßt uns an ein Stürmen gahn,
Und jeder tue das beste.«
Burggraf Friedrich aber vor
Friesack
zog,
Der Graben war tief, die Mauer war hoch,
Aber die Franken stürmten sie doch,
Alle wollten sie Ritter werden.
Ein Hagel von Pfeilen sie flugs empfing,
Da schützte nicht Schiene, nicht Panzerring,
Mancher Pfeil bis in das Herze ging,
Und viele sanken zu Erden.
Ja, Pfeile flogen und Kugel und Stein,
Da riefen die Franken: »Tritt für uns ein,
Maria
, woll' uns gnädig sein,
Auf daß der Hochmut erliege.«
Die heilige Jungfrau, sie war es gewillt,
Sie lieh den Stürmenden ihren Schild,
Ein jeder sah ihr Himmelsbild,
Und so schritten sie zum Siege.
Das Wetter war kraus und ungestalt,
Es regnete, schneite und war kalt,
Die Schlösser kamen in unsre Gewalt,
Weil Gott im Himmel es wollte.
Friesack, Plaue, Rathenow,
Und Golzow und Beuthen ebenso,
Sie huldigen Friedrich, und alle sind froh,
Daß Recht Recht bleiben sollte.
Die Fürsten lenkten heimwärts ein,
Desgleichen die Städte, groß und klein;
Viele waren geschossen durch Hüft' und Bein
Und hinkten nach Haus an Krücken.
Ach, reicher Gott, den Fürsten gut,
Nimm ihn gnädig in deine Hut
Und woll' ihn durch dein heilig Blut
Erquicken und beglücken.
Auch seiner edlen Fraue zart
Sei'n deine Gnaden aufgespart,
Dann sind allbeide wohlbewahrt
In deinem Himmel droben.
In deinem Himmel, nach dem wir schaun,
Auf den wir all in Hoffnung baun,
Um willen Unsrer lieben Fraun,
Die wir rühmen und preisen und loben.
Die Gans von Putlitz und die Erstürmung von Angermünde
25. März 1420
(Nach dem Alt-Pommerschen)
Ein neues Lied gesungen sei:
Nach dem Winter, da kommt der Mai,
Das haben wir wohl vernommen;
Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward,
Das soll dem Markgrafen frommen!
Johann von Briesen ließ sich jagen
Von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen,
All' Mut war ihm gebrochen;
Da ging er zu Hofe nach Alten-Stettin
Und hat zu dem Herzog gesprochen:
»Gnäd'ger Herre, was zu halten stand:
Kettr-Angermünd und das Stolper Land,
Ist verloren und verdorben;
Der
Markgraf
hält es jetzt in Hand,
Und doch hieß es: er sei gestorben.«
Da ließ der Herzog entbieten und holen
All seine Mannschaft, Pommern und Polen,
Nach Vierraden ritt man zu Tische;
Da setzten sie sich und hielten Rat
Und aßen süße Fische.
Dann ritten sie weiter, und kaum heran,
Angermünde
ward ihnen aufgetan,
Alle haben dem Herzog geschworen,
Und alle riefen: »Stettin, Stettin!«
Und Brandenburg war verloren.
Aber draußen hinter Wall und Graben,
Die Märkischen schon sich gesammelt haben,
Vierhundert Reiter und Knechte;
Die
Gans von Putlitz
führet sie,
Zischend, auf daß sie fechte.
Ja, die
Gans
, der wollt' es nicht behagen –
Sie streckte zornig ihren Kragen
Über die Pommern alle;
Da schwebte der märkische Adler hoch,
Und die Greifen kamen zu Falle.
Die Gans aber wuchs im Grimme noch,
Sie schlug mit den Flügeln ein Brescheloch,
Und da stand sie nun zwischen den Steinen,
Und als sie bis zum Markte kam,
Waren sie zehn gegen einen.
Da gingen die Schwerter die Klinker die Klang,
Herr Detleff Schwerin mit dem Putlitz rang
Und wollte den Preis erwerben;
Da mußte Herr
Detleff von Schwerin
Für seinen Erbherrn sterben.
Das war des Herzogs schwerster Tag,
Als da Herr Detleff vor ihm lag,
Zerhackt, in Blut und Wunden,
Und er rief: »O hätt' ich über den Damm
Erst wieder zurücke gefunden!«
Er sprach es und ritt im
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