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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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menschliche Gesichter
    Aus ihnen zuzuhaun.
     
    Des Krieges Blutvergeuden,
    Die Fürsten kriegten's satt;
    Nur Seydlitz wenig Freuden
    An ihrem Frieden hat;
    Oft jagt er drum vom Morgen
    Bis in die Nacht hinein,
    Es können dann die Sorgen
    So schnell nicht hinterdrein.
     
    Er kam nicht hoch zu Jahren,
    Früh trat herein der Tod:
    Könnt' er zu Rosse fahren,
    Da hätt's noch keine Not;
    Doch auf dem Lager, balde
    Hat ihn der Tod besiegt,
    Der draußen auf der Halde
    Noch lang' ihn nicht gekriegt.
     
     
2. Seydlitz und der Bürgermeister von Ohlau
    In Ohlau der Bürgermeister der Stadt
    Eine weiße Zippelmütze hat;
    Gegenüber im Kommandantenhaus
    Sieht
Seydlitz
morgens zum Fenster hinaus.
     
    Und jeden Morgen, unentwegt,
    Sich auch Zippelmütz' ins Fenster legt,
    Und wenn der Seydlitz drüben schmaucht,
    Auch Zippelmütze sein Pfeifchen raucht,
    Und wenn der Seydlitz zum Räuspern ruckt,
    Hat Zippelmütze schon ausgespuckt.
     
    Das ärgert den Seydlitz. »Philistergesicht.
    Affront dazu; das lieb' ich nicht.«
    Und er nimmt Pistolen links von der Wand,
    Zielt hinüber mit sichrer Hand,
    Zielt und schießt auf dreißig Schritt,
    Eine zweite Kugel und nun eine dritt',
    Es spritzt der Kalk – der drüben heiter
    Zieht seine Mütze, raucht aber weiter,
    Und Seydlitz lacht: »Verfluchte Visage.
    Aber der Kerl hat Courage.«
     
    Das war im Frieden. Nun steht die Schlacht:
    Seydlitz wartet und Seydlitz wacht,
    An strahlt ihn der Ruhm, er steigt zu Pferde,
    Hundert Schwadronen, es donnert die Erde;
    Gestern in Ohlau im Fenster liegen,
    Heute bei Zorndorf siegen, siegen –
    Wie kam der Wandel! Fragt nicht
wie
.
    Klein im Kleinen, im Großen Genie.
     
     
3. Und Calcar, das ist Sporn
    In Büchern und auf Bänken,
    Da war er nicht zu Haus,
    Ein Pferd im Stall zu tränken,
    Das sah schon besser aus;
    An schnallt er die silbernen Sporen,
    Blaustählern war der Dorn –
    Zu
Calcar
war er geboren,
    Und Calcar, das ist Sporn.
     
    Es sausen die Windmühlflügel,
    Es klappern Leiter und Steg,
    Da, mit verhängtem Zügel,
    Geht's unter dem Flügel weg,
    Und bückend sich vom Pferde,
    'nen vollen Büschel Korn
    Aus reißt er aus der Erde –
    Hei, Calcar, das ist Sporn.
     
    Sie reiten über die Brücken,
    Und Friedrich scherzt: »Je, nun,
    Hie Feind in Front und Rücken,
    Seydlitz, was würd' Er tun?«
    Der, über die Brückenwandung
    Spornt er halblinks nach vorn,
    Der Strom schäumt auf wie Brandung –
    Ja, Calcar, das ist Sporn.
     
    Und andre Zeiten wieder;
    O kurzes Heldentum,
    Zu Tode liegt er danieder
    Und lächelt: »Was ist Ruhm?
    Ich höre nun allerwegen
    Eines stärkeren Reiters Horn,
    Aber auch
ihm
entgegen –
    Denn Calcar, das ist Sporn.«
     
     

Schwerin
     
    Nun aber soll erschallen
    Dir Preis und Ruhm,
Schwerin
,
    Der du vor Prag gefallen
    Beim Sturme der Batt'rien;
    Es lebt in eins verschlungen
    »Schwerin« und »Schlacht bei Prag«,
    Drum sei dein Lob gesungen
    Durch deinen Ehrentag. –
     
    Des sechsten Maies Morgen
    Schwebt über Berg und Au,
    Der Feind ist wohlgeborgen
    Durch Gräben und Verhau;
    Es halten seine Flügel
    Die Höhen rings besetzt,
    Ein feuerspei'nder Hügel
    Ist jede Kuppe jetzt.
     
    Hier wird die Schlacht geschlagen!
    Steil ist die Bergesbahn,
    Doch siegen und nicht wagen,
    Das heißt nur halb getan;
    Die Grenadiere stürmen,
    Kartätschen prasseln drauf,
    Und
vor
den Hügeln türmen
    Sich Leichenhügel auf.
     
    Am Boden liegt vernichtet
    Schwerins Leibbataillon;
    Ein Eichwald, tief gelichtet,
    So steht ein zweites schon;
    Getroffen sinkt danieder
    Gen'ral
von Winterfeld
,
    Und die zerschoßnen Glieder
    Nichts mehr im Feuer hält.
     
    Sie fliehn. Die alte Erde
    Bebt selbst, als ob ihr's graut,
    Da steigt
Schwerin
vom Pferde:
    »Mir nach!« so ruft er laut;
    Er faßt die alte Fahne,
    Noch nie zur Flucht gewandt,
    Daß er den Sieg erbahne
    Mit seiner Greisenhand. –
     
    Die Hügel sind erstiegen,
    Die Kaiserlichen fliehn,
    Doch trauervolles Siegen,
    Im Sterben liegt –
Schwerin
;
    Vier Kugeln, erzgegossen,
    Sie haben ihn zerfetzt,
    Die Fahne, die zerschossen,
    Sein Bahrtuch ist sie jetzt.
     
    Die Truppen ziehn vorüber
    Mit dumpfem Trommelschlag,
    Solch Tag des Glücks ist trüber
    Als mancher Unglückstag;
    Wie Wetterwolkenschwere
    Sieht man's am Himmel ziehn,
    Sie ziehen vorauf dem Heere,
    Sich lagernd über –
Kolin
.
     
     

Keith
     
    Da, wo der Strom der Schotten,
    Der Tay vom Felsen springt,
    Wo's noch in Schlucht und Grotten
    Von Bruce und Wallace klingt,
    Am Tay, wo

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