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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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blut'ge Siege
    Jedweden Fleck geweiht,
    Dort stand auch deine Wiege,
    Feldmarschall
Jakob Keith
.
     
    Es sang die Hochlandsamme
    Mit Schlachten dich in Ruh',
    Aus ihrem Clan und Stamme
    Pries sie die Helden dazu;
    Drum, ehe der Bart am Kinne
    Dir sproßte noch hervor,
    Standst du, voll Mannessinne,
    Schon mit bei Sherifmoor.
     
    Du standest bei den Schwachen,
    Die Stuarts mußten fliehn,
    Es trug auch dich ein Nachen
    Gen Frankreichs Küste hin;
    Ein Kunst- und Wanderleben
    Hob an, von Land zu Land:
    Gastrollen
tätst du geben,
    Den Degen in der Hand.
     
    Du spieltest alle Rollen,
    Den Höfling selbst, mit Glück,
    Doch schöpfen aus dem vollen
    Ließ dich das Ritterstück;
    Das war dein Fach, das Kühne,
    Der Mut bis in den Tod,
    Und mancher schlechten Bühne
    Halfst du aus arger Not. –
     
    Es gab nur eine Truppe
    Damals von gutem Ruf,
    Das war die glänzende Gruppe,
    Die
Friedrich
um sich schuf;
    Es suchte sein Theater
    Talente weit und breit,
    Und siehe, gewinnen tat er
    Auch dich auf Lebenszeit.
     
    Nur immer Musterdramen
    Gab's da, mal hier, mal dort:
    Vor lauter Handlung kamen
    Die Spieler kaum zu Wort;
    Abwechselnd zu Fuß und zu Rosse
    Gab's Lust- und Trauerspiel,
    Bei Roßbach, jene Posse
    Vor allen wohlgefiel.
     
    Da kam, voll Tod und Wetter,
    Von Hochkirch jene Nacht,
    Du mußtest auf die Bretter,
    O
Keith
, eh' du's gedacht,
    Das gab kein sichres Spielen,
    Nur Wirrwarr und Geschrei,
    Und wenn Stichworte fielen,
    War's vollends erst vorbei.
     
    Der Vorhang sollte fallen,
    Du aber, rings bedroht,
    Riefst: »Bestes Stück von allen
    Bleibt ehrenvoller Tod!«
    Und so, im Kugelregen,
    Tratst du vom Schauplatz ab –
    Laß auf dein Grab mich legen
    Dies Lied zum Feldherrnstab.
     
     

Alte Fritz-Grenadiere
     
1. Auf dem Marsch
    »Alter, was schleppst du dich noch mit?
    Humpelst und bist aus Schritt und Tritt:
    Warum bliebst du nicht zu Haus?
    Mit über sechzig is es aus.«
     
    »
Nich
aus! Ich kann noch im Feuer stehn –
    Und wenn dann die Jungen nach mir sehn
    Und sehen, der Alte blinzelt nicht
    Und rührt kein Haar sich in seinem Gesicht
    Und zielt in Ruh und gibt seinen Schuß,
    Da machen sie's auch, wie man's machen muß,
    Und halten aus in Donner und Blitz –
    Im Feuer nicht blinzeln, das kann ich noch, Fritz.«
     
     
2. Bei Torgau
    Auch die Grenadiere wollen nicht mehr.
    Wie ein Rasender jagt der König daher
    Und hebt den Stock und ruft unter Beben:
    »Racker, wollt ihr denn ewig leben?
    Bedrüger ...«
    »Fritze, nichts von Bedrug;
    Für fünfzehn Pfennig ist's heute genug.«
     
     
3. Rekruten-Korporal
    In Würzburg, bei den Bischöflichen,
    Sind ihm schon sieben Jahre verstrichen;
    Seiner Potsdamer Tage, manch liebes Mal
    Denkt der alte Korporal.
     
    Auf dem Platze, hart an der Würzburger Brück',
    Exerziert er Rekruten vor und zurück,
    Zählt und wettert: »Rechten, linken,
    Verfluchter Kerl, Speck und Schinken ...«
     
    Ein blutjunger Leutnant, neunzehn schon,
    Ärgert sich über den preußischen Ton
    Und fährt dazwischen: »Euer Rekrut
    Macht alles richtig, macht alles gut.
    Ihr
versteht nicht den Dienst ...«
    Der Alte grient:
    »
Ich habe dem König von Preußen gedient.
«
     
     
4. Erstes Bataillon Garde (1780)
    Erstes Bataillon Garde. Parad' oder Schlacht
    Ihm wenig »Differenzen« macht.
    Ob in Potsdam sie trommelnd auf Wache ziehn,
    Ob sie stehen und fallen bei Kolin,
    Ob Patronenverknattern, ob Kugelpfiff,
    Immer derselbe feste Griff,
    Dieselbe Ruh'. Jede Miene drückt aus:
    »Ich gehör' zur Familie, bin mit vom Haus.«
     
    Ihrer viere sitzen im Knapphans-Zelt.
    Eine Kottbuser hat sich jeder bestellt,
    Einen Kornus dazu; das Bier ist frisch.
    Ein Berliner setzt sich mit an den Tisch,
    Ein Berliner Budiker – da währt's nicht lange,
    Plappermühl' ist im besten Gange.
    »Wahrhaftig, ihr habt die schönste Montur,
    Litzen, Paspel, Silberschnur,
    Blechmützen wie Gold, gut Traktement,
    Und der König jeden von euch kennt.
    Erstes Bataillon Garde, Prachtkerle vor all'n,
    Solch Götterleben sollt' mir gefall'n.«
     
    Drei schwiegen. Endlich der vierte spricht:
    »Ne, Freund Berliner!
so
is es nicht.
    Eine propre Montur, was soll uns
die
geben?
    Unser Götter- is bloß ein Jammerleben.
    Potsdam, o du verfluchtes Loch,
    Führst du doch heut' in die Hölle noch
    Und nähmst
Ihn
mit mitsamt seinen Hunden,
    Da wär' auch
Der
gleich mit abgefunden,
    Ich mein' den da oben, – uns läg' nichts dran,
    Is doch bloß ein Quälgeist und Tyrann,
    Schont nicht Fremde, nicht

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