Gedichte (Ausgabe 1898)
preußische Musika!«
Kapellmeister aber winkt ab und spricht:
»Die Gardemusik ergibt sich nicht.«
Und keiner wankt und keiner weicht,
Posaun' und Tuba, die zwingt man nicht leicht,
Auch die Pauke hält sich wie ein Turm,
Und siehe, vorüber braust der Sturm.
Da hebt sich unsres Kapellmeisters Brust:
»Wer ist gefalln? Wie steht der Verlust?«
»Gefallen keiner; leicht zerhaun
Sind Pauke, Tuba und Posaun',
Gestreift, geschrammt bloß, sonst intakt,
Und nur das Fagott ist wie zerhackt!«
»Drei leicht, einer schwer, der Rest gesund –
Das
laßt uns preisen zu dieser Stund',
Und fehlt uns auch unser brav Fagott,
Wir blasen
doch
: ›Danket alle Gott‹
Und blasen es durch und blasen es ganz,
Und zum Schlusse: ›Heil dir im Siegerkranz.‹«
Einzug
(7. Dezember 1864)
Wer kommt? wer? –
Fünf Regimenter von Düppel her.
Fünf Regimenter vom dritten Korps
Rücken durchs Brandenburger Tor;
Prinz Friedrich Karl, Wrangel, Manstein,
General Roeder, General Canstein,
Fünf Regimenter, vom Sundewitt
Rücken sie an in Schritt und Tritt.
Wer kommt? wer? –
Zuerst die
Achter
. A la bonne heure!
Die Achter; Hut ab, Sapperment,
Vor dem Yorkschen Leibregiment;
Schanze neun und Schanze drei
Waren keine Spielerei.
Hut ab und Hurra ohne End',
Allemal hoch das Leibregiment!
Wer kommt? wer? –
Hurra, die Vierundzwanziger.
Guten Tag, guten Tag und gehorsamster Diener!
Ei, das sind ja meine Ruppiner;
Flinke Kerle, ohne Flattusen,
Grüß' Gott dich, Görschen und Brockhusen!
Möchte manchen von euch umhalsen,
Düppel war gut, besser war Alsen –
's war keine Kunst, euch half ja die Fee,
Die Wasserfee vom Ruppiner See.
Wer kommt? wer? –
Hurra, die Vierundsechziger.
Hurra, die sind wieder breiter und stärker,
Das macht, es sind richtige Uckermärker,
Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel,
Conferatur Wester- und Oster-Düppel,
Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre,
Siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Öre –
Fünfzig dänische Feuerschlünde
Können nichts gegen Prenzlau und Angermünde.
Wer kommt? wer? –
Füsiliere, Funfunddreißiger.
Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder,
Hurra, das sind
Berliner
Kinder!
Jeder, als ob er ein Gärtner wäre,
Trägt drei Sträußer auf seinem Gewehre.
Gärtner freilich, gegraben, geschanzt,
Dann sich selber eingepflanzt,
Eingepflanzt auf Schanze zwei –
Die flinken Berliner sind vorbei.
Wer kommt? wer? –
Hurra, unsre Sechziger.
Oberst
von Hartmann
, fest im Sitze,
Grüßt mit seiner Säbelspitze.
Hut ab und heraus die Tücher!
Das sind unsere Oderbrücher.
Keine Knattrer und bloße Verschluser,
Lauter Barnimer und Lebuser;
Fest ihr Tritt, frank und frei –
Major
von Jena
ist nicht mehr dabei.
Wer kommt? wer? –
Artillerie und Ingenieur';
Elfte Ulanen, Zieten-Husaren,
Paukenwirbel und Fanfaren.
Halt! – Der ganze Waffenblitz
Präsentiert vor König
Fritz
.
Alles still, kein Pferdegeschnauf,
Zehntausend blicken zu ihm auf;
Der neigt sich leise und lüpft den Hut:
»Konzediere, es war gut.«
Einzug
(20. September 1866)
Viktoria hat heute Dienst am Tor:
›
Landwehr
, zeig deine Karte vor,
Paßkart' oder Steuerschein,
Eins von beiden muß es sein.«
»Alles in Ordnung. Jedenfalls
Zahlten wir Steuer bei Langensalz,
Wir zahlten die Steuer mit Blut und Schweiß« –
»Landwehr passier', ich weiß, ich weiß.«
Viktoria hat heute Dienst am Tor:
»
Linie
, zeig deine Karte vor,
Paßkart' oder Steuerschein;
Ein
Paß
, das wird das beste sein.«
»Wir haben Pässe die Hände voll,
Zuerst den Brückenpaß bei Podòll,
Dann Felsenpässe aus West und Ost:
Nachod, Skalitz und Podkòst,
Und wenn die Felsenpässe nicht ziehn,
So nimm noch den Doppelpaß von Gitschin,
Sind allesamt geschrieben mit Blut« –
»Linie passier', is gut, is gut.«
Viktoria hat heute Dienst am Tor:
›
Garde
, zeig deine Karte vor,
Preußische Garde, willkommen am Ort,
Aber erst das Losungswort.«
»Wir bringen gute Losung heim
Und als Parole 'nen neuen Reim,
Einen neuen preußischen Reim auf
Ruhm
.«
»Nenn' ihn, Garde!«
»Die Höhe von
Chlum
.«
»Ein guter Reim, ich salutier',
Preußische Garde passier', passier'.«
Glocken läuten, Fahnen wehn,
Die Sieger drinnen am Tore stehn,
Eine Siegesgasse ist aufgemacht:
Östreich'sche Kanonen
zweihundertundacht
,
Und durch die Gasse die Sieger
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