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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Geistliche aber spricht:
    »Herr, Du bist unsre Zuversicht!
    Da ist kein Jäger, der uns schreckt,
    Solange uns Dein Fittich deckt,
    Ob tausend fallen an unsrer Seit',
    Du bist unser Schirm in jedem Streit,
    Du stellst Deinen Engel an unsre Tür,
    Uns zu behüten für und für,
    Wir rufen Deinen Namen an,
    Hilf uns, wie Du so oft getan,
    Zersplittre unsrer Feinde Spott,
    Du bist unsre Burg, Du bist unser Gott,
    Blende die Wächter, wälz' ab den Stein« –
    Er schwieg. Wie Trommeln klang es herein,
    Lustiger preußischer Trommelschlag,
    Heller Mittag über Schleswig lag,
    Heller Mittag über Schloß und Schlei, –
    Ostern war, und das Land war frei.
     
     

Der Tag von Düppel
     
    Still!
    Vom achtzehnten April
    Ein Lied ich singen will.
    Vom achtzehnten – alle Wetter ja,
    Das gab mal wieder ein Gloria!
    Ein »achtzehnter« war es, voll und ganz,
    Wie bei Fehrbellin und Belle-Alliance,
    April oder Juni ist all einerlei,
    Ein Sieg fällt immer in Monat Mai.
     
    Um vier Uhr morgens der Donner begann!
    In den Gräben standen sechstausend Mann,
    Und über sie hin sechs Stunden lang
    Nahmen die Kugeln ihren Gang.
    Da war es zehn Uhr. Nun alles still,
    Durch die Reihen ging es: »Wie Gott will!«
    Und vorgebeugt zu Sturm und Stoß
    Brach das preußische Wetter los.
     
    Sechs Kolonnen. Ist das ein Tritt!
    Der
Sturmmarsch
flügelt ihren Schritt;
    Der Sturmmarsch, – ja tief in den Trancheen
    Dreihundert Spielleut' im Schlamme stehn.
    Eine Kugel schlägt ein, der Schlamm spritzt um,
    Alle dreihundert werden stumm –
    »Vorwärts!« donnert der Dirigent,
    Kapellmeister Piefke vom Leibregiment.
     
    Und »vorwärts« spielt die Musika,
    Und »vorwärts« klingt der Preußen Hurra;
    Sie fliegen über die Ebene hin,
    Wer sich besänne, hätt's nicht Gewinn;
    Sie springen, sie klettern, ihr Schritt wird Lauf –
    Feldwebel Probst, er ist hinauf!
     
    Er steht, der erst' auf dem Schanzenrück,
    Eine Kugel bricht ihm den Arm in Stück:
    Er nimmt die Fahn' in die linke Hand
    Und stößt sie fest in Kies und Sand.
    Da trifft's ihn zum zweiten; er wankt, er fällt:
    »Leb wohl, o Braut! leb wohl, o Welt!«
     
    Rache! – Sie haben sich festgesetzt,
    Der Däne wehrt sich bis zuletzt.
    Das macht, hier ficht ein junger Leu,
    Herr Leutnant
Anker
von Schanze zwei.
    Da donnert's: »Ergib dich, tapfres Blut,
    Ich heiße Schneider, und damit gut!« –
    Der preußische Schneider, meiner Treu,
    Brach den dänischen Anker entzwei.
     
    Und weiter, – die Schanze hinein, hinaus
    Weht der Sturm mit Saus und Braus,
    Die Stürmer von andern Schanzen her
    Schließen sich an, immer mehr, immer mehr,
    Sie fallen tot, sie fallen wund, –
    Ein Häuflein steht am Alsen-Sund.
     
    Palisaden starren die Stürmenden an,
    Sie stutzen; wer ist der rechte Mann?
    Da springt von achten einer vor:
    »Ich heiße
Klinke
, ich öffne das Tor!« –
    Und er reißt von der Schulter den Pulversack,
    Schwamm drauf, als wär's eine Pfeif' Tabak.
    Ein Blitz, ein Krach – der Weg ist frei –
    Gott seiner Seele gnädig sei!
    Solchen
Klinken
für und für
    Öffnet Gott selber die Himmelstür.
     
    Sieg donnert's. Weinend die Sieger stehn.
    Da steigt es herauf aus dem Schlamm der Trancheen,
    Dreihundert sind es, dreihundert Mann,
    Wer anders als Piefke führet sie an?
    Sie spielen und blasen, das ist eine Lust,
    Mit jubeln die nächsten aus voller Brust,
    Und das ganze Heer, es stimmt mit ein,
    Und darüber Lerchen und Sonnenschein.
     
    Von Schanze eins bis Schanze sechs
    Ist alles deine, Wilhelmus Rex;
    Von Schanze eins bis Schanze zehn,
    König Wilhelm, deine Banner wehn.
    Grüß euch, ihr Schanzen am Alsener Sund,
    Ihr machtet das Herz uns wieder gesund! –
    Und durch die Lande, drauß und daheim,
    Fliegt wieder hin ein süßer Reim:
    »Die Preußen sind die alten noch,
    Du Tag von
Düppel
lebe hoch!«
     
     

Märkische Reime
     
1. Gruß
    Blaue Havel, Grunewald,
    Grüß' mir alle beide,
    Grüß' und sag', ich käme bald,
    Und die Tegler Heide.
     
     
2. Vom Fehrbelliner Schlachtfeld
    Blumen, o Freundin, dir mitzubringen
    Von diesem Feld, es wollt' nicht gelingen.
     
    Hafer nur, soweit ich sah,
    Hafer, Hafer nur war da.
     
    Märkische Rosse gewannen die Schlacht,
    Haben das Feld berühmt gemacht.
     
    Und das Feld, es zahlt mit Glück
    Alte Schulden in Hafer zurück.
     
     
3. Adlig Begräbnis
    Ein Zugwind ging durch die Stuben,
    Auf standen Hall' und Tor,
    Als die Mittelmärk'schen begruben
    Ihren alten Otto von Rohr.
     
    Sechs Rohrsche Vettern ihn

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