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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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tragen,
    Sechs andre nebenher,
    Dann folgen drei von der Hagen
    Und drei von Häseler.
     
    Ein Ribbeck, ein Stechow, ein Zieten,
    Ein Rathenow, ein Quast,
    Vorüber an Scheunen und Mieten
    Auf den Schultern schwankt die Last.
     
    Um den Kirchhof her ein Blitzen
    Von Herbstessonnenschein,
    Die roten Berberitzen
    Hängen über Mauer und Stein.
     
    Eine dreizehner Landwehrfahne
    Der alte von Bredow trug,
    Und Hans Rochow von Rekahne
    Schloß ab den Trauerzug.
4. Siegesbotschaft
     
    (Am Abend des 18. April 1864)
     
    Tanz
    Ist heut' im Kruge zu Vehlefanz.
    Oben, auf rotgestrichner Empore,
    Sitzt die Musik in vollem Chore:
    Klarinette, Geigen, Contrebaß,
    Und vor jedem ein Pult und ein Weißbierglas.
    Und unten drehn sich, in Schott'schem und Walzer,
    Die Paare, dazwischen ein Juchzer, ein Schnalzer,
    Und Zug und Hitze und blakende Lichter,
    Am Fenster neugierige Kindergesichter,
    Ein Rempeln und Rennen, ein Stoßen und Stemmen,
    Und mit eins: »Da kommt ja der Neumann aus Cremmen.
    Der Laatsche-Neumann. Was will denn der?
    Laatsche-Neumann, hierher, hierher,
    Er bringt was, stillgestanden, stramm,
    Ich wett', er bringt ein Telegramm.«
    Und Neumann, plötzlich steht er oben,
    Sie haben ihn auf den Tisch gehoben.
     
    »Lesen ...«
    »Muß erst zu Puste kommen ...«
    »Lesen ...«
    »
Düppel ist genommen;
    Wir
Schanze fünf, Garde Schanze sieben,
    Feldwebel Probst beim Sturme geblieben.
    Verluste wenig. Danske viel ...«
     
    Alles sich in die Arme fiel,
    Und zu wissen, wie's eigentlich gewesen,
    Muß Neumann es immer wieder lesen.
     
    Dem aber will es nicht mehr zu Sinn.
    »Vehlefanzer, wo denkt ihr hin,
    Habe noch andre gute Bekannte ...«
     
    »Welche denn, welche?«
    »Muß noch nach Schwante.«
     
    »Schwante, die lumpigen tausend Schritt,
    Hurra, Neumann, da kommen wir mit.«
     
    Und hinein in die laue Frühlingsnacht
    Ganz Vehlefanz hat sich aufgemacht.
    Neumann laatscht nach.
     
    Schwante lag schon in Schlaf,
    Als aber die Siegesbotschaft es traf,
    Ward's wach.
     
    Der Mond am Himmel stand,
    Und in Jubel stand das Havelland.
     
     

Am Jahrestag von Düppel
     
    (18. April 1865)
     
    Des Frühlings erste Spitzen
    Umsäumen Baum und Strauch,
    Im Blau die Wolken blitzen,
    Die Ströme blitzen auch;
    Ein Keimen allenthalben,
    In jedem Mauerriß,
    Und kommen nicht heute die Schwalben,
    So kommen sie morgen gewiß.
     
    Und Frühling kam und Friede
    Auch über den Schleswig-Strand,
    Wo donnernd die Feuerschmiede
    Am Düppeltage stand;
    Und wo bei Blitz und Wolke
    Erzitterte der Grund,
    Ziehn Möwen in flatterndem Volke
    Hin über den Alsen-Sund.
     
    Ein Friede über den Wellen
    Und Friede in Feld und Flur;
    Unter all den stillen Stellen
    Ist eine stillere nur:
    Bei Sturmmarsch-Trommeln und -Blasen
    Mußten sie schlafen ein,
    Nun grünt der erste Rasen
    Über ihren Stein.
     
    Ruht sanft; in eurem Grabe
    Sei euch die Erde leicht!
    Des Lebens beste Habe
    Hat euch der Tod gereicht:
    Um Sieg und Himmel werben,
    So war es euch beschert;
    Ihr mußtet frühe sterben,
    Doch war es Sterbens wert
.
     
     

Berliner Landwehr bei Langensalza
     
    (27. Juni 1866)
     
    Berliner Landwehr, Gewehr in Hand,
    Steht bei Langensalza im Sonnenbrand,
    Ein Staub, eine Hitze, es perlt der Schweiß,
    Berliner Landwehr, wird dir's zu heiß?
    »Is nich!«
     
    Die Hannoveraner sprengen heran,
    Zweitausend gegen achthundert Mann,
    Zweitausend Reiter sprengen her:
    Ergib dich, Landwehr, streck das Gewehr!
    »Is nich!«
     
    Zweitausend Reiter haben gesiegt,
    Was hilft's, Hannover unterliegt.
    »Trink mit, Kamerad, aus meinem Glas!«
    »Wir dachten, ihr trügt uns einen Haß!«
    »Is nich!«
     
     

Die Gardemusik bei Chlum
     
    (3. Juli 1866)
     
    »Was fechten kann, rückt vor auf Chlum,
    Unsre Garde dürstet nach neuem Ruhm,
    Sie zieht
voran
und stürmt und ficht –
    Wir schleichen
nach
, 's gefällt mir nicht,
    Musik ist nie so recht dabei,
    Wenig Wolle und viel Geschrei.«
     
    Kapellmeister spricht's. Da blitzt es drunt'
    Aus staubiger Wolke, golden und bunt.
    »Ung'rische Husaren, wenn recht ich seh';
    Ihr Chok gilt
uns
. Kameraden: Karree!«
     
    Karree. Da springen, ohn' Unterschied,
    All die großen Bläser ins erste Glied,
    Janitschar und Pauke schließen sich an,
    Obo, Klarinette, Mann für Mann,
    Fagott und Tuba – mehr, immer mehr,
    Und nun Kommando: »Fällt das Gewehr!«
    Und die Baßposaune, voll kriegrischem Zorn,
    Streckt ihre Züge weithin nach vorn.
     
    Zu rechter Zeit. Denn schon sind sie da.
    »Ergib dich,

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