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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Auktionator ermächtigt, als das höchste Angebot betrachtet, bis zu dem man mitzubieten willens ist. Das Auktionshaus verpflichtet sich, einem nicht mehr zu berechnen als eine Stufe über das nächsthöchste Gebot hinaus.« Er quetschte Zitrone in seinen Tee und jagte mit dem Löffel nach einem Kern, fand aber, nachdem er das Glas mit den Fingerspitzen geprüft hatte, den Tee noch zu heiß zum Trinken.
»Und?«
Das listige Grinsen kehrte wieder. Sein Gesicht nahm diesen Ausdruck so mühelos an, daß nicht leicht zu sagen war, ob er wirklich belustigt war oder nicht. »Jedesmal, wenn ich per Post geboten habe, hat scheinbar auf geheimnisvolle Weise jemand bis auf eine Stufe unter meinem Höchstgebot mitgeboten. Ich stellte fest, daß ich immer mein Höchstgebot bezahlen mußte.« Er nahm seine Gabel und betrachtete seinen Kuchen mit der Konzentration eines Sprengmeisters, der überlegt, wo am besten die Dynamitladungen anzubringen seien. »So haben die Sammler Agenten, die überwachen, daß Bieter und Angebote nicht nur vorgetäuscht sind?« sagte ich. »Genau. Aber selbst auf die Weise ist es nicht leicht, jedem Schwindel auf die Spur zu kommen. Manchmal nimmt ein Bevollmächtigter des Auktionators Kaufgebote am Telefon entgegen, und dem Auktionator liegen die postalischen Gebote vor. Es ist nicht leicht festzustellen, was eigentlich vor sich geht.« Die bisherige Unterhaltung hatte immer wieder streckenweise sein kleines Lächeln begleitet, jetzt aber, als er seine Gabel ergriff und ein Stück seiner Rumkugel aß, wurde er ernst. »Der Chef der Konditorei ist Wiener«, vertraute er mir an, während er es genoß.
»Und was hat der Agent sonst noch zu tun?«
»Er sollte sich natürlich die Partien, für die er bieten wird, genau angesehen und sich vergewissert haben, daß sie nicht beschädigt, repariert oder gefälscht sind.«
»Gibt es denn viele Fälschungen?«
»Es gibt einige Stücke auf dieser Auktion, deren Schätzpreis um die hunderttausend US-Dollar liegt. Das ist jedenfalls eine ganze Menge Geld. Viele Leute bezahlen weniger Pacht für das Haus, in dem sie wohnen.«
»Ich sehe, was Sie meinen, Herr Hoffmann«, sagte ich. »Aber haben diese Auktionshäuser nicht Experten? Wissen sie denn nicht genug über Briefmarken, um eine Fälschung zu erkennen?«
»Natürlich schon. Aber Auktionshäuser kriegen ihre Prozente vom Verkaufspreis. Welche Veranlassung haben sie also, Fälschungen zu entdecken? Und was sollen sie in dem Fall tun? Ihre Kunden der Unredlichkeit bezichtigen? Wenn eine Fälschung verkauft wird, kriegen sie einen schönen Batzen Geld. Weisen sie dieselbe aber zurück, verlieren sie einen Kunden und machen sich einen Feind, und ihre Prozente verlieren sie auch.« Er verstummte plötzlich und aß ein Stück Kuchen. Zwei Männer, die an einem Tisch in der Nähe gesessen hatten, standen auf und gingen hinaus. Sie waren Amerikaner, nach ihren Kleidern und Stimmen zu urteilen, sauber gekleidet, mit frischen Gesichtern und blankgeputzten Schuhen.
»Sie lassen sie alle als einen Haufen Gauner erscheinen«, sagte ich.
»Das wollte ich nicht. Ich kenne Händler, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Aber es ist ein risikoreiches Geschäft«, sagte Hoffmann und lächelte, als sei es ihm gerade deshalb lieb. Ich hatte das Gefühl, daß die Vorstellung, Fälschungen zu verkaufen, ihn nicht so abstieß, wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen. Ich fragte mich, ob er irgendwas mit den Fälschungen zu tun hatte, die das Department von Zeit zu Zeit in Auftrag gab. Er bedachte mich mit einem weiteren listigen Lächeln, als läse er meine Gedanken.
»Sind die Leute hier alle von der Branche?«
Er sah sich in der grabesfeierlichen Halle um. Kellnerinnen in strengen, schwarzen Kleidern und weißen, gestärkten Schürzen gingen mit Tabletts voller Teegläser und Kuchenteller auf dem weißen Marmorboden schweigend hin und her. Die Männer, eine gemischte Sammlung, größtenteils jedoch in mittleren Jahren, wenn nicht schon älter, saßen gebeugt, kritzelten Anmerkungen in ihre Kataloge und flüsterten verschwörerisch miteinander, genau wie wir es taten.
»Ich kenne die meisten von ihnen«, sagte er.
»Und alles Männer?«
»Ja. Ich kenne keine einzige bedeutende Briefmarkenhändlerin. Es gibt praktisch auch keine weiblichen Sammler. Erbt eine Frau einmal eine Sammlung, verkauft sie die meist sofort. Davon kann man ausgehen.« Er entschied, daß sein Tee inzwischen hinreichend abgekühlt sein müsse, und

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