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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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mich, mal einem jungen Anfänger namens McKenzie erzählt zu haben, daß, je beiläufiger man instruiert wird, desto gefährlicher die Operation zu werden verspricht, auf die man zusteuert. Das war die Sorte oberflächliche Lebensweisheit, mit der man jungen Leuten wie diesem McKenzie, die einem an den Lippen hingen und alles genauso machen wollten, wie sie’s in der Schule gelernt hatten, auf billige Weise imponierte. Ich sollte aber noch viel Zeit haben, die tiefe Wahrheit dieser Erklärung zu bedenken. Als ich mir später überlegte, wie ich in die Wiener Operation verwickelt worden war, neigte ich zu der Ansicht, daß Stowe keine Alternative gehabt hatte. Daß man ihn angewiesen hatte, mich zu schicken.
    Diese Operation hieß »Fledermaus«, nicht »Operation Fledermaus«, weil man entschieden hatte, daß die Häufigkeit des Wortes »Operation« und die Weise, wie ihm stets ein Codename folgte, den mit Computern arbeitenden Codeknackern der Gegenseite zu gute Chancen gab.
    Im Department wurde jedenfalls »Fledermaus« streng geheimgehalten. Diese IBA(Instruktionen bei Ankunft)-Jobs machten mich immer ein bißchen nervös, weil ich mich dabei auf die von mir erwartete Arbeit nicht vorbereiten konnte. Anscheinend hatte die Absicht, diese Aufgabe vor den Amerikanern geheimzuhalten, zu einer Informationsbeschränkung, Funkdisziplin und Behutsamkeit des Vorgehens geführt, die, wenn kein größeres Ziel angestrebt wurde, als die Sache vor dem KGB geheimzuhalten, nur selten gelangen.
    Ich flog nach Salzburg. Das ist eine glitzernde Spielzeugstadt, überragt von einer Festung aus dem elften Jahrhundert, für deren Folterkammer viel Reklame gemacht wird. Die engen Straßen der Stadt sind zwölf Monate im Jahr mit Rucksacktouristen vollgestopft, und Postkarten, Speiseeis und Andenken sind überall erhältlich. Mein Hotel – wie beinahe überall anderswo in Österreich auch – lag nicht weit von einem Haus, in dem der anscheinend rastlose Wolfgang Amadeus Mozart einst wohnte. Meine Ankunft war auf das Datum einer wichtigen philatelistischen Auktion gelegt worden, und gemeinsam mit einem Dutzend oder noch mehr Briefmarkenhändlern, die mit der gleichen Maschine gekommen waren, gelangte ich im Hotel an. Ihre Eintragungen im Hotelregister zeigten, daß sie an den verschiedensten Orten zu Hause waren, unter anderem in Chicago, Hamburg und Zürich. Auf dem Empfangspult stand eine Pappfigur der jugendlichen Julie Andrews mit ausgestreckten Armen, die singend für »Meine Lieder, meine Träume« Reklame machte: »Visit the places where the film was shot.« Hinter dem Empfangspult saß ein zerbrechlich aussehender alter Mann in schwarzem Anzug mit steifem Kragen. Er benutzte eine Feder, die in ein Tintenfaß getaucht werden mußte, und wiegte einen altmodischen Löscher nach jedem Eintrag. Das Hotel war düster, geräumig und bequem. Es war eines jener altmodischen Grandhotels, die in Österreich noch an vielen Orten zu finden sind, und der süße synthetische Geruch von Möbelpolitur hing in der Luft: ein Hinweis auf Handarbeit. Ein altertümlicher Aufzug, aus Messing und Mahagoni gearbeitet, rutschte mit einem keuchenden Geräusch und plötzlichem Klappern in einem Käfig aufwärts, was mich ermahnte, während meines Aufenthalts besser die Treppe zu benützen. Es gab sogar einen Mann in schwarzer Weste und grüner Schürze, der mir den Koffer trug.
    Ein Österreicher namens Otto Hoffmann hatte mich vom Flughafen abgeholt und dafür gesorgt, daß ich ein gutes Zimmer bekam. »Nach hinten mit Blick auf den Fluß«, pries er es mit hartem österreichischem Akzent, und ein kalter Luftzug fuhr mich an, als er das Fenster öffnete und hinaussah, um sich zu vergewissern, daß das Wasser noch da war. »Kein Verkehrslärm, keine Küchendüfte, kein Lärm aus dem Terrassencafé.
    Geben Sie dem Dienstmann zehn Schilling Trinkgeld.« Ich gehorchte.
Hoffmann war ungefähr vierzig Jahre alt, ein kleiner hyperaktiver Mann mit fröhlichen kleinen Augen, Stupsnase und lächelndem Mund. Sein Benehmen und sein Aussehen – die hohe Stirn, die blasse, glatte Haut, die Art, wie seine Gesichtszüge in den kugelrunden Kopf eingepaßt waren, dazu das spärliche Haar – ließen ihn irgendwie den Eindruck eines betrunkenen Babys machen. Ich weiß nicht, wieviel man Hoffmann von »Fledermaus« erzählt hatte, aber er nannte diesen Namen nie. Er wußte, daß ich mich als Briefmarkenhändler ausgeben mußte, ohne von dem Geschäft die blasseste Ahnung

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