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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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zu haben, und war offensichtlich wegen seiner einschlägigen Kenntnisse ausgewählt worden.
»Und jetzt werde ich Ihnen was zu trinken bestellen«, sagte er, schloß das innere Fenster und prüfte mit der Hand die Temperatur des Heizkörpers. Er meinte eine Tasse schwachen Tee. Weil er sein Geld in der Gesäßtasche aufbewahrte, ein dickes Bündel Scheine, das von einem Gummiband zusammengehalten wurde, hatte er die verwirrende Angewohnheit, sich auf den Hintern zu klopfen, um zu prüfen, ob sein Geld noch da war. Er tat dies jetzt.
Während wir in der Halle des Hotels saßen, instruierte er mich. Es war ein höhlenartiger Raum mit einer Himmelskuppel, in der Engel umhertollten und ein imponierender Kristallkronleuchter hing. Entlang der Wände standen Topfpflanzen zwischen kleinen Tischen und weichen Sesseln, wo andere Gäste des Hauses, nicht gewillt oder nicht imstande, sich dem Gedränge auf den Straßen auszusetzen, saßen und aus hohen Gläsern Tee mit Zitrone tranken und dazu die üppigen Torten oder die gargantuesken Erfindungen aus Sahneeis und Früchten verzehrten, die den langen österreichischen Tag gliedern. Er bestellte zwei Tee und eine Rumkugel. Sie seien hier ganz köstlich, erzählte er mir, aber ich bemühte mich, Rumkugeln seinzulassen.
»Bei der Auktion werden fast ausschließlich österreichische und deutsche Werte versteigert«, erklärte er mir. »Der größte Markt dafür ist natürlich in Österreich und Deutschland, aber es werden auch amerikanische Händler da sein und so hoch bieten, wie es ihnen der gegenwärtige Kurs des Dollars gestattet. Auch Landsleute von Ihnen aus London werden dasein. London ist ein bedeutender Umschlagplatz für philatelistisches Material, und es gibt noch immer viele bedeutende deutsche und österreichische Sammler dort. Die meisten sind Emigranten, die vor den Nazis flüchten mußten und später in England geblieben sind.« Die Kellnerin brachte uns umgehend das Bestellte. Der Tee wurde in einem Glas serviert, von dessen kunstvoll gestaltetem versilberten Halter an einer Klammer ein Löffel hing. Sie stellte zwei große Zitronenstücke auf den Tisch und goß großzügig eine alkoholische Flüssigkeit über den glänzenden Biskuitkuchen mit Sahnehaube. »Wollen Sie nicht vielleicht doch …?« erkundigte Hoffmann sich noch einmal. Ich schüttelte den Kopf. Die Kellnerin schrieb eine Rechnung, legte diese auf den Tisch und eilte davon.
»Und was mache ich hier?« fragte ich, ohne die Stimme zu erheben.
Er runzelte die Brauen. Dann, als er verstand, zuckte er mit der Nase. Auf dem Tisch vor ihm lagen zwei schöne Kataloge. Einen davon reichte er mir. Er war einen Zoll dick und sah mit seinem farbigen Umschlag, dem ausgezeichneten Kunstdruckpapier und den vorzüglich gedruckten Illustrationen eher wie ein teures Kunstbuch aus als ein Verkaufskatalog. Seine Herstellung mußte ein Vermögen gekostet haben. Er schlug das Buch auf und zeigte mir Abbildungen von Briefmarken und alten Briefumschlägen. Wenn irgend etwas seine Aufmerksamkeit erregte, klopfte er auf die Seiten. »Die meisten wirklich guten Sachen sind aus den alten deutschen Staaten. Württemberg, Braunschweig, dazu ein paar Raritäten aus Oldenburg, Hannover und so weiter. Hier sind auch ein paar ausgesuchte Dinge aus ehemaligen deutschen Kolonien: Post aus China, Marokko, Neuguinea, Togo, Samoa.«
Beim Durchblättern des Katalogs verlor Herr Hoffmann den Faden der Unterhaltung. Seine Augen hefteten sich auf eine Seite. »Einige dieser Togo-Umschläge scheinen wirklich wunderbar zu sein«, sagte er ehrfurchtsvoll und las die Beschreibungen mit so großer Konzentration, daß seine Lippen dabei bebten. Doch riß er sich schließlich von den wunderbaren Angeboten los und zeigte mir das auf die Innenseite des Katalogdeckels gedruckte Programm der Auktion. Darauf waren die Zeiten angegeben – acht Uhr früh bis gegen drei Uhr nachmittags, eine Stunde Mittagspause –, zu denen die verschiedenen numerierten Angebote aufgerufen werden würden. Mehrere tausend Objekte wurden angeboten, die Auktion sollte insgesamt fünf Tage dauern. »Manche reiche Sammler schicken Agenten auf die Auktionen, die den Auftrag haben, bestimmte Sachen für sie zu erwerben. Die Agenten erhalten eine anständige Provision. Sie werden ein solcher Agent sein.«
»Weshalb bieten sie nicht per Post?«
Er grinste flüchtig. »Manche Sammler mißtrauen diesen Auktionen. Wenn man per Post bietet, wird die Summe, die auszugeben man den

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