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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Bernard.«
    »Ich habe nichts Unehrenhaftes getan. Das wissen sie.
    Jesus! Als Fiona abgehauen ist, haben das
    Verteidigungsministerium und das Cabinet Office mich auf Herz und Nieren geprüft. Ohne Befund. Und daran hat sich seitdem nichts geändert. Ich bin sauber. Deshalb haben sie den idiotischen Plan, mich zu verhaften, fallengelassen. Die Anwälte haben ihnen klargemacht, daß gegen mich nicht mal Anklage erhoben werden kann. Nicht mal hier im besetzten Berlin, wo sie sich die Gesetze praktisch selber machen können. Wenn sie mich in England verhaftet hätten, wäre das sofort in die Schlagzeilen gekommen, und inzwischen würde das Department ganz schön dumm dastehen.«
    »Naja«, sagte Frank mit so etwas wie einem Seufzer. »Ich habe tatsächlich gehört, daß der Deputy über dich und den Haftbefehl gegen dich mit jemandem von der
    Generalstaatsanwaltschaft gesprochen hat.«
    »Und danach ging ihm der Arsch auf Grundeis, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, was gesagt wurde.« Er senkte den Blick und schien seine Aufmerksamkeit ganz auf seinen Tabaksbeutel zu konzentrieren. Franks Stellung als Berliner Resident hatte ihm schon viele Kontroversen mit der Londoner Zentrale eingebracht. Und so konnte er nicht ganz das Vergnügen verbergen, das er angesichts des Durcheinanders empfand, das London aus der ganzen Geschichte gemacht hatte. Daß man ausgerechnet ihn gebeten hatte, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, gab sicherlich dem Vergnügen noch einen zusätzlichen Reiz.
    »Ich kündige nicht«, sagte ich. »Ich werde während des kommenden Jahres weiterarbeiten, wie sie mir vorschlagen,

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    aber nur, wenn sie mir den Job lassen, den ich jetzt habe. Und wenn das Department nach zwölf Monaten noch immer hinter meinem Skalp her ist, können wir uns über eine angemessene Entschädigung immer noch unterhalten.«
    »Ich sehe da keinen Unterschied, Bernard.«
    »Wirklich nicht, Frank? Der Unterschied ist der: Wenn ich jetzt kündige, kommt das dem Eingeständnis irgendeiner Schuld gleich, gebe ich praktisch zu, daß ich an eine fremde Macht Staatsgeheimnisse verscherbelt oder Bürobleistifte mit nach Hause genommen habe. Wenn sie mich ein weiteres Jahr lang normal beschäftigen, kommt das dem Eingeständnis gleich, daß ich zu Unrecht beschuldigt worden bin.«
    »Die Antwort wird ihnen nicht gefallen«, sagte Frank. »Sie wollen die Sache so schnell wie möglich vom Tisch haben.«
    Wieder stieß der Wind zu, diesmal heftiger. Wenn er nachließ, würde es anfangen zu regnen.
    »Darauf wette ich. Also schön, wenn’s denn unbedingt sein muß, können wir die Sache im Handumdrehen bereinigen. Ich faxe einfach meine Story an die New York Times.«
    Franks Reaktion ließ einen Augenblick auf sich warten.
    Dann rieb er sich das Gesicht und sagte: »Mach nicht solche Witze, Bernard. Mich schaudert bei dem Gedanken an den Schaden, den du uns allen zufügst, wenn du so was Dummes machst.«
    »Meinetwegen, Frank. Ich höre auf, solche Witze zu machen, und du bestellst in London, daß der Handel zu meinen Bedingungen geht oder gar nicht.«
    Seine Stimme blieb leise und gemessen. »Ich kenne niemanden mit deiner Kenntnis der hiesigen Verhältnisse und deinem Gespür für das, was hier läuft. Deine Erfahrung als Agent im Außendienst im Verein mit der beim Deutschland-Referat in London macht dich zu einer Schlüsselfigur und auch zu einer erstklassigen Zielscheibe. Du hast die Arbeit des Departments schließlich schon kennengelernt, als du noch auf

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    den Knien deines Vaters geritten bist. Du wirst also doch wohl verstehen können, weshalb sie sich solche Sorgen machen.«
    »Ja, Frank. Also sag in London Bescheid, daß es so läuft, wie ich sage, oder gar nicht.«
    »Die lassen sich nicht drohen, Bernard.«
    »Das klingt ganz schön drohend, Frank.«
    »Wirklich? Dann tut es mir leid, nichts lag mir ferner, als dir das zu vermitteln. Ich wollte dir nur zu verstehen geben, daß ich dein Vorgehen für unklug halte. Das Angebot, das sie dir machen, ist ehrlich gemeint. Meinst du wirklich, daß du es ihnen vor die Füße werfen solltest?«
    »Ich kündige nicht.«
    »Geh nach London zurück. Ich werde alles arrangieren. Geh ins Büro und mach deine Arbeit wie gewöhnlich. Lassen wir die Frage der Kündigung auf sich beruhen, bis ich mit dem Alten gesprochen habe.«
    »Da bleibt noch die Frage nach Fiona«, sagte ich. Frank zuckte zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
    »Wir können nicht über deine Frau

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