Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
diskutieren.«
    »Ich muß einfach wissen, ob Fiona übergelaufen ist oder ob sie da drüben noch immer für das Department arbeitet.« Frank starrte mich an. Sein Gesicht war wie Stein, verriet mit keinem Schimmer Empfindung.
    Ich sagte: »Na gut, amtlich kannst du’s mir nicht geben, und das verstehe ich, Frank. Aber sie ist meine Frau. Ich muß Bescheid wissen.«
    Ich ließ ihm Zeit, eine Antwort zu formulieren, die seinem Gefühl für das Schickliche und Mögliche entspräche, wartete aber vergebens.
    »Fiona ist rübergeschickt worden, stimmt’s? Sie arbeitet noch immer für uns?« Franks Gesicht war das desselben Frank, den ich seit meiner Kindheit kannte, aber diese mitleidlosen Augen offenbarten einen Frank, dessen Existenz ich immer bestritten hatte. Dieser zähe, unnachgiebige Widerstand gegen

    - 84 -
    mein Fragen machte ihn mir nicht verhaßt. Ganz im Gegenteil wünschte ich mir deswegen seine Hilfe und Unterstützung nur um so mehr. Das war natürlich das Geheimnis von Franks Erfolg über so viele Jahre hinweg; es hatte nur lange gedauert, bis ich dahinterkam. »Stimmt’s?« Ich glaubte, Zustimmung in seinen Augen zu lesen. Ich war überzeugt, daß Frank mir nicht gestatten würde, den gefährlichen Glauben an Fionas Unschuld weiter zu kultivieren, wenn sie wirklich unsere entschiedene Gegnerin wäre.
    Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, sagte Frank: »Ich verbiete dir, dich mit mir oder sonst jemandem über Fiona zu unterhalten. Ich habe dir schon versprochen, mein Bestes zu tun, um aufzuklären, was du wissen willst.
    Inzwischen mußt du striktes Stillschweigen bewahren. Schlage sie dir aus dem Kopf.«
    »Okay.«
    »Es ist mir ernst.«
    »Ich sagte, okay.«
    Frank entspannte sich ein wenig. Er sagte: »Ich nehme an, du willst so schnell wie möglich nach London, nicht?« Ich nickte. »Du wirst dort eine Menge zu erledigen haben.« Er sah mich einen Augenblick an, ehe er die Hand in die Tasche steckte und einen großen weißen Umschlag vor mich auf den Tisch legte.
    Ich sah ihn an und lächelte. Er hatte mich geschlagen und war seines Erfolges so sicher gewesen, daß er mir das Flugticket gleich mitgebracht hatte. »Schach matt in drei Zügen, was, Frank?« Ich lächelte und bemühte mich, meine Erbitterung zu verbergen.
    »Ich dachte, du würdest Gloria und die Kinder so schnell wie möglich wiedersehen wollen.« Er berührte das Ticket und schob es ein kleines Stückchen näher an mich heran. »Du wirst schon heute abend bei ihnen sein. Geh morgen ins Büro und arbeite wie gewöhnlich. Ich rufe dich zu Hause an und erzähle

    - 85 -
    dir, wie es weitergeht.« Sorgfältig vermied er jeden Ausdruck von Selbstzufriedenheit. Wer ihn sah und reden hörte, mußte uns für Leidensgefährten halten, die das gleiche Mißgeschick ertrugen.
    »Danke, Frank«, sagte ich und nahm das Ticket. »Was ist unserem Kollegen Teacher heute dazwischengekommen?«
    »Du wirst es nicht bereuen, Bernard. Ich gebe dir gute Ratschläge, die dein Vater dir hätte geben können.« Eine Pause, in der er tief Luft holte und sich zweifellos zu der Gelegenheit gratulierte, endlich das Thema zu wechseln.
    »Teacher. Ja. Dumme Sache«, sagte Frank, nahm seine Pfeife und führte sie an die Lippen. »Seine Frau ist abgehauen.
    Furchtbar nettes Mädchen. Außerordentlich intelligent.
    Clementine, ein hinreißend aussehendes Geschöpf.
    Wunderbare Figur. Kennst du sie?«
    Ich nickte. Frank hatte ein scharfes Auge für
    begehrenswerte junge Weiblichkeit mit wunderbarer Figur.
    Seine Augen schweiften in die Ferne, während er sich ihrer erinnerte. »Sie ist mit einem großspurigen Yankee-Filmproduzenten weg. Hatte ihn erst vor zehn Tagen kennengelernt. Frauen sind so impulsiv, findest du nicht? Wie kommt eine jungverheiratete Frau zu einer solchen Tollheit?«
    Der Wind hatte sich gelegt, der Himmel war dunkler geworden. Jeden Augenblick konnte es anfangen zu regnen.
    »Der arme alte Teacher«, sagte ich. »Er schien sie sehr gern zu haben.« Jetzt verstand ich, weshalb die schöne Clemmie sich so aufgeregt hatte, als mich am Sonntag ihr Mann zum Essen mitbrachte. Ein Ausgestoßener sei ich, hatte sie geschrien, schön und gut, aber jetzt vermute ich, daß sie dachte, das Department hätte Wind von ihren Plänen gekriegt und mich geschickt, ihr nachzuspionieren.
    »Dieser elende Amerikaner hat sie zu einem Filmfestival nach Warschau mitgenommen. Warschau! Hat das einen Alarm ausgelöst! Ich kann dir sagen. London hat

Weitere Kostenlose Bücher