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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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überreagiert. Der

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    Telex lief heiß. ›Tu dies; laß das; Kommando zurück; melde gegenwärtigen Aufenthalt‹. So in der Art. Glücklicherweise scheint es Mrs. Teacher bewußt gewesen zu sein, daß sie uns einigen Ärger machte. Sie rief mich aus ihrem Hotel in Warschau an und erklärte mir in vorsichtigen Wendungen, daß sich’s nur um ein Ehedrama handle. Sie habe sich, sagte sie, zum erstenmal in ihrem Leben wirklich verliebt. Tiefe Seufzer und alles. Sagt, sie wird nie zu ihrem Mann zurückkehren. Sie planen, zu irgendwelchen Filmfestspielen in Japan weiterzufliegen und dann nach Amerika. Sie möchte in Beverly Hills wohnen. Sie sagte, ich solle mir keine Sorgen machen.«
    Frank blies seine Pfeife durch und lächelte mich besorgt an.
    »Also mache ich mir keine Sorgen.«
    Das war’s also, was die Duchess und ihre Freunde so aufgeregt hatte. Sie hatten von den Teachers geredet, nicht von mir und Fiona. »Und London?«
    »Die Londoner Zentrale hat Leute, die sich von Amts wegen über alles Sorgen machen. Aber wir können schließlich doch von unseren Leuten nicht verlangen, daß sie ihre Frauen in die Besenkammer einsperren, während sie ihrer Arbeit nachgehen, oder?« Er begann, seine Pfeife zu stopfen. »In gewisser Hinsicht ist’s ja ein Jammer, daß wir’s nicht können.« Sanft begann jetzt der Regen ans Fenster zu klopfen. Anfänglich waren es nur große Tropfen, die in gemessenen Abständen kamen, aber bald tröpfelten sie heftiger, vermischten sich, bildeten Bäche und verbogen die Bäume und verzerrten die Welt draußen zur Unkenntlichkeit.

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6
    Ich leide nicht an Verfolgungswahn. Das heißt, nicht in dem Grade, jedem Menschen in meiner Umgebung zu mißtrauen.
    Nur einigen. Als ich am nächsten Morgen ins Büro ging, schien da alles normal zu sein: zu normal. Als ich mir angesehen hatte, was auf meinem Schreibtisch lag, wurde ich nach oben zitiert. Dicky Cruyer, der Chef des Deutschland-Referats und mein unmittelbarer Vorgesetzter, war in einer seltsamen Stimmung, die ich fast als leutselig charakterisieren könnte.
    »Guten Morgen, Bernard!« sagte er und lächelte. Er war ein schlanker, knochiger Mann mit blasser Haut und wild gelocktem Haar, das er sich, wie ich vermutete, regelmäßig in Dauerwellen legen ließ.
    Während der paar Wochen rauhen Lebens in Berlin hatte ich mich mit der Vorstellung abgefunden, daß ich dieses Büro nie wiedersehen würde. Daß ich England nie wiedersehen würde.
    Also sah ich mich jetzt in Dickys Büro um und staunte es an, als sähe ich’s zum erstenmal. Von neuem betrachtete ich den prachtvollen Tisch aus Rosenholz, den Dicky anstatt eines Schreibtischs benützte, und die Fotos an der Wand dahinter, die größtenteils Dicky zeigten. Ich musterte den mit weichem schwarzem Leder bezogenen Eames-Stuhl, die dazu passende Fußbank und das leicht räudige Löwenfell am Boden, das er, wie ich bemerkte, an eine weniger auffällige Stelle verschoben hatte. All das sah ich mir mit Staunen an.
    »Ich hoffe, du bist aufgelegt zu harter Arbeit«, sagte Dicky.
    »Jetzt, wo dein Urlaub vorbei ist, gibt es eine Menge zu tun.«
    Er lehnte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch mit sich berührenden Fingerspitzen. Er war in Hemdsärmeln mit leuchtendroten Hosenträgern und trug eine geblümte Fliege.
    Der Deputy hatte an Dickys Jeans und Lederklamotten Anstoß genommen, und jetzt trug Dicky im Dienst Anzüge. Doch die schreienden Farben der neuerworbenen Krawatten und die

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    leuchtenden Hosenträger waren eine subtile Unterwanderung dieser amtlichen Beschränkung.
    Ich sah ihn an. »Ja, durchaus.« Er lächelte. Glaubte er wirklich, ich hätte Urlaub gemacht? Von seinem warmen, entspannten, freundlichen Lächeln konnte ich nichts ablesen.
    Doch verrieten die rasch aufeinanderfolgenden
    Stakkatoschläge, mit denen er seine Fingerspitzen aneinanderstieß, mir durchaus seine unterdrückte Nervosität.
    »Der Deputy Controller Europe hat für zehn Uhr dreißig ein Palaver angesetzt. Du solltest vielleicht auch dabeisein. Mach dir Notizen.«
    »Worüber?« Der Deputy Controller Europe war ein Australier namens Augustus Stowe. Dicky wußte seinen Neid auf Stowe nur unvollkommen zu verbergen und nannte ihn gewöhnlich bei seinem vollen Titel in einem sarkastischen Ton, der zu verstehen gab, daß natürlich die Fähigkeiten des Mannes der Stellung, die er innehatte, gänzlich unangemessen waren. Diese Einstellung zu Stowe, die sich auch in geflüsterten Zweifeln an

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