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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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der Unredlichkeit bezichtigen? Wenn eine Fälschung verkauft wird, kriegen sie einen schönen Batzen Geld. Weisen sie dieselbe aber zurück, verlieren sie einen Kunden und machen sich einen Feind, und ihre Prozente verlieren sie auch.« Er verstummte plötzlich und aß ein Stück Kuchen. Zwei Männer, die an einem Tisch in der Nähe gesessen hatten, standen auf und gingen hinaus. Sie waren Amerikaner, nach ihren Kleidern und Stimmen zu urteilen, sauber gekleidet, mit frischen Gesichtern und blankgeputzten Schuhen.
    »Sie lassen sie alle als einen Haufen Gauner erscheinen«, sagte ich.
    »Das wollte ich nicht. Ich kenne Händler, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Aber es ist ein risikoreiches Geschäft«, sagte Hoffmann und lächelte, als sei es ihm gerade deshalb lieb. Ich hatte das Gefühl, daß die Vorstellung, Fälschungen zu verkaufen, ihn nicht so abstieß, wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen. Ich fragte mich, ob er irgendwas mit den Fälschungen zu tun hatte, die das Department von Zeit zu Zeit in Auftrag gab. Er bedachte mich mit einem weiteren listigen Lächeln, als läse er meine Gedanken.
    »Sind die Leute hier alle von der Branche?«
    Er sah sich in der grabesfeierlichen Halle um. Kellnerinnen in strengen, schwarzen Kleidern und weißen, gestärkten Schürzen gingen mit Tabletts voller Teegläser und Kuchenteller auf dem weißen Marmorboden schweigend hin und her. Die Männer, eine gemischte Sammlung, größtenteils jedoch in mittleren Jahren, wenn nicht schon älter, saßen

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    gebeugt, kritzelten Anmerkungen in ihre Kataloge und flüsterten verschwörerisch miteinander, genau wie wir es taten.
    »Ich kenne die meisten von ihnen«, sagte er.
    »Und alles Männer?«
    »Ja. Ich kenne keine einzige bedeutende
    Briefmarkenhändlerin. Es gibt praktisch auch keine weiblichen Sammler. Erbt eine Frau einmal eine Sammlung, verkauft sie die meist sofort. Davon kann man ausgehen.« Er entschied, daß sein Tee inzwischen hinreichend abgekühlt sein müsse, und versuchte ihn. Ich blätterte in dem Katalog.
    »Wie kommen sie zu den Schätzpreisen?« fragte ich.
    »Auf die kann man nicht viel geben«, sagte er. »Die sollen einem nur Appetit machen. Sie liegen immer weit unter dem Preis, den der Auktionator zu erzielen hofft.«
    »Wie weit?«
    »Auf die Frage gibt es keine einfache Antwort. Die Auktionshäuser verfahren da unterschiedlich. Es passieren auch verrückte Sachen. Manchmal kommen zu einer Auktion zwei Agenten mit Kauforder für die gleiche Partie.«
    »Was bedeutet Kauforder?«
    »Die Anweisung, zu jedem Preis zu kaufen.«
    »Zu jedem Preis?«
    »Die Begierde, die tollkühne Lust, mit der manche Sammler irgendeinem bestimmten Objekt nachjagen, ist schwer zu beschreiben. Manche Sammler verlieren dabei den Verstand, man kann es nicht anders sagen.« Er wischte sich sorgfältig die Finger an der Serviette ab und entnahm seiner Tasche eine kleine Mappe aus zähem, durchsichtigem Plastik. Darin befand sich ein Briefumschlag mit Marke. »Sehen Sie sich das an.« Er reichte mir einen weißen Briefumschlag, den eine ganze Menge Briefmarken und Poststempel schmückten. Zweimal war der verschmierte und verfärbte Umschlag umadressiert worden und so unansehnlich, daß ich ihn ohne zu zögern in den Papierkorb geworfen hätte, wäre er auf meinem Schreibtisch

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    gelegen. Er sagte mir gar nichts, aber ich betrachtete ihn jetzt mit dem ehrfürchtigen Staunen, das er offenbar von mir erwartete. »Sehr hübsch«, bestätigte ich.
    »Ein Mann ist dafür ins Gefängnis gegangen«, sagte Hoffmann. »Ein geachteter Mann, leitender Angestellter bei einer Versicherung. Er war mein Kunde. Fast fünfzig Jahre alt, drei Kinder, Pensionsberechtigung. Er hatte eine sehr nette kleine Sammlung. Viele von den Stücken hatte ich ihm besorgt. Auf seinem Spezialgebiet kannte er sich sehr gut aus.
    Er hielt regelmäßig Vorträge und verlieh seine Marken für Ausstellungen bei philatelistischen Gesellschaften. Dann hörte er, daß ein bekannter Sammler gestorben war, und er wußte, daß sich in dessen Sammlung dieser Umschlag befand. Das Juwel, das seine Sammlung vervollständigt hätte. Er bat mich zu ermitteln, wann er auf dem Markt sein würde. Er war entschlossen. Durch einen glücklichen Zufall wußte ich Bescheid. Ich vermutete, daß die Witwe alles zu Geld machen würde. Das tun sie schließlich immer. Man hütet sich natürlich, zu früh herumzuschnüffeln. Das ist der Familie lästig. Wenn man

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