Gedrillt
geben, fügte sie hinzu: »Diese Hosen gehören nicht zu diesem Anzug. Die neue Dame in deinem Leben kümmert sich nicht genug um dich, Liebster.« Sie war jetzt kühl und entspannt, die grauenhaften Erinnerungen wieder hinter Schloß und Riegel.
»Danke, mir fehlt nichts.«
»Bügelt sie dir die Hemden? Du warst immer so penibel mit deinen Hemden. Manchmal, seitdem ich weg bin, habe ich mich dabei erwischt, mir Sorgen über deine Wäsche zu machen. Ist das nicht idiotisch?« Da war Bitterkeit. Ein bißchen von der wahren Fiona kam zum Vorschein. Alles Spaß natürlich, die Wäsche und diese versteckten Fragen nach anderen Frauen. Alles war Spaß, bis Fiona zur Abfahrt pfiff
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und der Spaß aufhörte. »Sie ist anständig, sie ist loyal, und sie liebt mich«, stieß ich, von Fionas Sarkasmus gereizt, hervor.
Kaum hatte ich es gesagt, bedauerte ich es, aber es war, was sie wollte. Sobald ich meine Gefühle offenbart hatte, war Fiona bereit weiterzumachen. »Wieviel haben sie dir gesagt?« fragte sie noch einmal.
»Nichts«, sagte ich. »Sie haben mir gar nichts gesagt.« Ich dachte zurück an Stowes gerunzelte Stirn und seine zurückhaltenden Antworten. Offensichtlich hatte man auch Stowe nichts gesagt. Ich fragte mich, wer zum Teufel überhaupt genau wußte, was hier lief.
»Armer Liebling, aber vielleicht war es doch am besten so.«
»Du kommst raus jetzt«, sagte ich, mit meinen Worten bestätigend, was meinen Augen schwerfiel zu glauben. »Ich hatte recht, nicht wahr?« Selbst jetzt war ich noch nicht fraglos sicher, daß sie die ganze Zeit über für London gearbeitet hatte.
»Bald jedenfalls«, sagte sie.
»Du gehst doch nicht nach Berlin zurück?«
»Nur für ein Weilchen.«
»Warum?«
»Du weißt doch, wie es ist … Es gibt da andere Leute, die in Gefahr wären. Ich muß noch verschiedene Sachen in Ordnung bringen. Ein paar Wochen, mehr nicht. Vielleicht nur Tage.«
Ich antwortete nicht. Der Hund auf dem Hof bellte, als käme ein Fremder. Fiona sah auf ihre Uhr. Ich erinnerte mich plötzlich, wie sehr ich mich immer darüber geärgert hatte, daß Fionas Hingabe an das Department für sie vor allem anderen rangierte. Mit ihrer Karriere zu konkurrieren war schlimmer, als es mit einem unwiderstehlichen Liebhaber aufnehmen zu müssen. Sie muß mir diese Gefühle angesehen haben, denn sie sagte: »Keine Vorwürfe, Bernard. Nicht jetzt jedenfalls.«
Da wußte ich, daß ich die ganze Sache falsch angefaßt hatte.
In grotesker Fehleinschätzung hatte ich sie so genommen, wie sie sich gab. Alle Frauen hassen das. Ein anderer Mann hätte
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sie überrumpelt, hier und jetzt mit ihr geschlafen und auf die Konsequenzen gepfiffen. Eine andere Frau hätte mir vielleicht dazu Gelegenheit gegeben. Aber wir waren wir: zwei Profis, die sich wie von Mann zu Mann über technische Probleme unterhielten. Sie trat einen Schritt zurück und sagte, indem sie prüfend ihren Ehering betrachtete: »Nur ich allein kann eine derartige Entscheidung treffen, und ich sage, ich muß zurück.«
»Aber warum bist du dann hergekommen? Warum dieses Risiko eingegangen?« fragte ich. Ich bin sicher, daß sie einen überzeugenden Vorwand für dieses Treffen mit dem Gegner gefunden hatte, aber es war der reine Wahnsinn, daß sie sich mit mir traf und ihr Leben aufs Spiel setzte. Ich erinnerte mich so vieler guter Männer, die wegen solcher Dummheiten draufgegangen sind. Männer, die unbedingt eine Freundin noch mal sehen mußten. Männer, die der Versuchung nicht widerstehen konnten, zum Essen in ihre Stammkneipe zu gehen. Oder Männer wie der alte Karl Busch, der mich drei furchtbare Tage lang in Weimar versteckte und dann, nachdem wir davongekommen waren, nach Hause zurückkehrte, um seine Briefmarkensammlung zu holen. Da warteten sie schon auf ihn. Karl Busch wurde nach Leipzig in die Kaserne gebracht, und man hat nie wieder was von ihm gehört. »Oh, Bernard!« Ein Seufzer.
»Warum?«
»Wegen dir. Sei doch nicht so schwer von Begriff.«
»Wegen mir?«
»Du hast doch alles durchstöbert … über mich …« Sie machte eine Geste der Verzweiflung mit der offenen Hand.
»Willst du mir erzählen, daß du diesen tollkühnen Ausflug nur gemacht hast, um mir zu sagen, daß ich aufhören soll, nach Tatsachen zu buddeln?«
»Die Londoner Zentrale hat alles versucht, dich zu beruhigen, und du hast trotzdem weitergemacht.«
»Sie haben alles versucht, außer mir einfach die Wahrheit zu
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sagen«, sagte ich mit
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