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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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erwähnten sie dich, die Erbin. Du weißt kaum etwas von dieser Welt und dir fehlt ein Mentor.«
    »Und deshalb tauchen Sie so mir nichts, dir nichts auf und bieten sich an?« Das kam ihr spanisch vor. Niemand handelte derart uneigennützig.
    »Anna, ich glaube, dass womöglich ein Zusammenhang besteht. Der Tod meines Mannes und die Ermordung deiner Tante, das sind keine Zufälle. Am Telefon sagte Eva zu mir, Frank sei der vierte Begabte, der einfach verschwunden ist und sein Talent weitergereicht hat. Irgendetwas geht hier vor und womöglich hat deine Tante herausgefunden, was.«
    »Und was soll ich jetzt tun? Wollen Sie, dass ich Ihnen helfe? Ich will mit diesen Dingen nichts zu tun haben, ich will das bescheuerte Talent nicht!« Ihre Stimme überschlug sich. Es wühlte sie auf, es auch nur in Erwägung zu ziehen. Alles, wonach sie sich sehnte, war, zu vergessen.
    »Du kannst nicht davonlaufen, du hast den Letzten Willen mit deinem Blut unterschrieben.« Die Hexe klang plötzlich scharf, als duldete sie keinen Widerspruch.
    Unweigerlich erinnerte sich Anna an den Tag, an dem ihre Tante ihr das Testament unter die Nase gehalten hatte. Zwei blutige Fingerabdrücke, von jedem von ihnen … sie besiegelten Evas Vertrauen.
    »Ich verstehe nichts von diesen Sachen, ich wäre keine große Hilfe. Ich kann mein Talent nicht steuern. Ich schaffe es kaum, es zu unterdrücken.« In ihr stiegen Tränen auf, die Last wog auch so schwer genug.
    »Und deshalb bin ich hier und biete dir meine Hilfe an. Du schaffst das nicht allein, Anna. Magie kann gefährlich sein.«
    »Ich reise heute ab, zurück zu meinem Vater. Selbst wenn ich wollte, mir fehlt die Zeit, um Sie anzuhören.«
    »Ich wohne nicht weit von Köln entfernt. Hier.« Sie hielt ihr einen Zettel entgegen und Anna faltete ihn auseinander. Er enthielt eine Telefonnummer.
    »Ruf mich an, wenn du Hilfe benötigst, jederzeit. Unsereins ist füreinander da und ich habe das Gefühl, dass die kommenden Zeiten gefährlich für uns werden.«
    Anna überlegte einen Moment, steckte das Papier aber ein.
    Marla nickte ihr zu. »Machs gut, Anna. Und pass auf dich auf.«
    »Machs gut«, antwortete sie zögerlich, und als sie bemerkte, dass sie das Sie vergessen hatte, war es bereits zu spät. Die Hexe marschierte mit großen Schritten über die Wiese, die deutlich aussagten, dass sie überzeugt war, Anna wiederzusehen.
    In was war sie da bloß hineingestolpert? Magie konnte gefährlich sein? Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was Marla damit meinte, glaubte sie ihr die Aussage aufs Wort. Bei Eva hatte alles immer so leicht gewirkt, fast wie ein Spiel. Aber jemand hatte sie getötet. Vielleicht sollte Anna also auf das Angebot der Hexe eingehen? Wenn Eva doch nur bei ihr wäre … auf ihr Urteil hatte sie sich stets verlassen können.

6. Kapitel
    Rachegeister
    I hre Mutter parkte den Wagen vor dem Einfamilienhaus, in dem Paps mit Sally wohnte. Sie hatten die lange Autofahrt nach Hause hauptsächlich schweigend hinter sich gebracht.
    Anna blieb sitzen. Sie zerbrach sich den Kopf über den Abschied. Wie sollte sie es angehen lassen? Seit ihre Mutter in der Schweiz lebte, hatten sie sich voneinander entfernt. Auch in den vergangenen Tagen hatten sie nicht wieder zueinandergefunden, obwohl Anna immer gedacht hatte, dass solch ein Erlebnis verbinden würde.
    »Du hast das Haus deiner Tante geerbt, es …«, unterbrach ihre Mutter die Stille.
    Scharf schnitt sie ihr das Wort ab. »Ich will es nicht, verschenk es an einen Dorfbewohner.« Das Verhalten war typisch für ihre Mutter. Sie betrachtete alles ganz nüchtern, obwohl Anna wusste, wie es in Wirklichkeit in ihr aussah.
    »Anna, auch wenn es jetzt zu früh ist, darüber nachzudenken. In der heutigen Zeit ist es unglaublich wertvoll, eine Immobilie zu besitzen. Wir lassen es erst mal leer stehen. Wenn du Ende dieses Jahres volljährig wirst, kannst du entscheiden, was du damit anfangen willst.«
    Da sich Anna unmöglich mit noch einem Testament auseinandersetzen wollte, wechselte sie das Thema. »Kommst du noch mit rein?«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Lieber nicht, oder schaffst du es nicht allein?«
    »Doch, klar.«
    Die Wahrheit aber hieß, sie schaffte es nicht. Sie schaffte es kaum, zu überleben. Aber sie musste da wohl durch, so schwer das Atmen auch fiel. Schmerz gehörte zum Leben, oder?
    Ihre Mutter zog sie in die Arme und drückte sie. »Pass auf dich auf, Anna. Wäre schön, dich an Weihnachten wiederzusehen.«
    »Ich

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