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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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weitergereichten Talente. Allerdings gibt es nur noch sehr wenige Magierfamilien und sie halten sich eher im Untergrund auf. Man sollte ihnen nicht zu nahe kommen.«
    Marla hatte ihr Interesse wieder und sie versuchte angestrengt, den Blick nicht erneut abschweifen zu lassen.
    »Wenn sie so gefährlich sind, wieso unternimmt der Beirat dann nichts gegen sie?«
    »Weil er nicht die Kraft hat. Magier sind stark und im direkten Kampf hätten wir keine Chance gegen sie. Außerdem gibt es kein Talent, das man ihnen entziehen könnte, und offiziell haben sie sich auch lange nichts zuschulden kommen lassen. Mehr oder weniger leben wir jetzt in Frieden miteinander.« Marla schenkte Eistee in die Gläser.
    »Ich hab gehört, du willst gleich eine Kostprobe deiner Hexenkünste geben?«, fragte Sebastian mit einem Zwinkern in den Augen.
    »Hast du uns belauscht?« Empört stemmte sie die Arme in die Hüften.
    Sebastian grinste frech. »Na, so etwas lass ich mir doch nicht entgehen.«
    »Na dann, ich bin gleich zurück.« Marla verschwand im Haus, Sebastian und Anna blieben allein zurück.
    »Wieso tust du das dauernd?«, fragte er neugierig.
    »Was denn?« Die Frage verwirrte sie und sie wagte einen Blick in sein Gesicht. Das eisige Blau brannte sich in ihren Verstand.
    »Jedes Mal, wenn du mich anschaust, beginnt dein Herz zu rasen und du vergisst zu atmen. Ich spüre deine Gefühle, aber ich verstehe sie nicht.«
    »Willst du mich verarschen? Die Blöße, dir das zu erklären, werde ich mir mit Sicherheit nicht geben.« Anna hörte ihr Blut in den Ohren rauschen und ihr Gesicht fing an zu brennen.
    »Du bist niedlich, wenn du so bist.«
    Ihr Herz machte einen Freudensprung, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Natürlich sinnlos, der Typ war schließlich ein Empath. Die nächsten Minuten verbrachten sie mit Schweigen, aber sein Blick ruhte auf ihr. Ihr Körper bebte vor Anspannung.
    »Bereit für ein außergewöhnliches Erlebnis?« Endlich kam Marla zurück auf die Veranda. Sie trug einen dunkelblauen Umhang.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte Sebastian in sarkastischem Tonfall und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
    Marla schüttelte sich vor Lachen. »Na, wenn ich schon mal eine Aufführung gebe, dann richtig und in passendem Outfit. Oder, Anna?« Sie drehte sich im Kreis, damit sie von allen Seiten bewundert werden konnte.
    »O nein, Mama ist schon wieder peinlich.« Jenny betrat die Terrasse und schüttelte den Kopf. »Du hast ´nen Knall.« Es schien nichts Neues für sie zu sein, ihre Mutter albern zu erleben.
    Marla zog drei Stühle vor und stellte sie in eine Reihe. »Ich werde es regnen lassen, setzt euch.«
    Anna schnappte sich den erstbesten Stuhl, Jenny ließ sich neben sie plumpsen. Gut, so musste sie wenigstens nicht neben dem halb nackten Sebastian sitzen. Die Notaufnahme im Krankenhaus hätte andernfalls sicher einen Herzinfarktpatienten auf dem Tisch liegen gehabt.
    Marla stellte sich mitten auf den Rasen. Sebastian eilte zu ihr und wandte sich dem Publikum zu. Die Hexe hob den Arm über ihren Kopf und der lange Umhang verdeckte ihr Gesicht. Anna gewann den Eindruck, dass sie das schon hundertmal so gemacht hatte.
    »Ladys, ich freue mich, Sie hier heute begrüßen zu dürfen.« Sebastian verstellte die Stimme, klang allerdings eher nach dem Nachrichtensprecher der Tagesschau als nach einem Showmaster. »Extra eingeflogen aus dem entferntesten Kaff Deutschlands, die unglaubliche Regentänzerin … Marla!« Ihren Namen zog er künstlich in die Länge.
    In Annas Ohren hörte es sich wie die schlechteste Michael-Buffer-Nachahmung aller Zeiten an. Nur schwer verkniff sie sich ein Lachen. Es passte überhaupt nicht zu ihm, sich für einen solch kindischen Witz zur Verfügung zu stellen, aber er hatte sichtlich Spaß. Seine Augen blitzten noch heller auf als gewöhnlich, als er Anna ein Lächeln schenkte. Dieser Auftritt machte ihn ein bisschen menschlicher, bisher kam ihr eher das Wort Halbgott in den Sinn, wenn sie ihn ansah.
    Sebastian richtete die Arme präsentierend auf Marla und spurtete zu seinem Stuhl. Marla entblößte ihr Gesicht und Anna applaudierte wie die anderen beiden. Sie lachten. Zum ersten Mal seit Evas Tod fühlte sie sich unbeschwert. Mit den Flügeln der Zeit flog die Traurigkeit davon und zusätzlich beförderten sie Anna auf Wolke Sieben.
    Marla schritt in seltsamen Bewegungen über den Rasen und glich einem Storch im Salat. Sie schwang ein Regenrohr in der Hand und

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