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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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aus ihr hinaus. Der Gedanke, allein neben ihm im Wagen zu sitzen, machte sie nervös.
    »Sei nicht albern.«
    Aber Anna zwang sich, standhaft zu bleiben. »Nein, wirklich. Ich muss den Tag erst mal verarbeiten.«
    »Kommst du morgen zum Üben?« Es klang nach einer Bitte, nicht wie eine Frage.
    Anna nickte. »Ja, wann soll ich da sein?«
    »Komm gegen Abend. Sebastian will mit Jenny ins Kino, das heißt, wir sind ungestört.«
    Anna umarmte Marla zum Abschied und hob grüßend die Hand in Richtung der beiden anderen.
    »Mach’s gut, Anna«. Wieder hörte es sich besonders an, wie Sebastian ihren Namen aussprach.
    Wenn dich jemand liebt, sagt er deinen Namen anders , erinnerte sich Anna an Evas Worte. Obwohl sie damals noch nicht mal das Schulalter erreicht hatte, erschien es ihr, als wäre es gestern gewesen. Sie beherrschte sich, nicht vor Freude in die Luft zu hüpfen, und verließ eilig das Haus. Was für ein Tag!

9. Kapitel
    Schattenwelt
    A ls Anna aufwachte, stellte sie fest, dass sie die Nacht ohne Zwischenfälle hinter sich gebracht hatte. Zudem erinnerte sie sich nicht daran, geträumt zu haben. Das Salzkreuz an ihrem Hals zahlte sich aus.
    Dabei war ihr Weltbild böse ins Schwanken geraten. Grundsätze und Prinzipien verschoben sich und eine Realität, von der sie zwar wusste, aber sie nicht fühlte, stellte plötzlich ihr gesamtes Leben dar. Nach dem Besuch bei Marla hatte sie nicht geglaubt, überhaupt einschlafen zu können.
    Anna streckte die Glieder und stieg aus dem Bett. Sie musste den Wecker im Schlaf ausgestellt haben, denn die Sonne stand bereits im Süden. Ein Zeichen, dass es auf Mittag zuging. Ihr Körper sehnte sich nach einem Kaffee, deshalb lief sie gleich in die Küche.
    »Anna?« Sally bequemte sich aus dem Wohnzimmer und warf die blonden Locken über die Schulter. Sie hielt ein Buch in der Hand.
    Ein dumpfes Gefühl breitete sich in Anna aus und mühselig versuchte sie, den Ärger hinunterzuschlucken. Paps fuhr in der Regel sehr früh zur Arbeit und öffnete seine Arztpraxis vor vielen anderen Kollegen. Er gehörte zu den Fleißigen. Sally ging keiner Arbeit nach. Sie ließ sich gut und gern aushalten.
    »Was gibt´s?«
    »Ich möchte etwas mit dir besprechen, hast du mal fünf Minuten?«
    Auf Tage, die so schlecht begannen, verzichtete sie nur zu gern. Frauentratsch mit Sally … Der liebe Gott kannte kein Erbarmen. »Wenn es sein muss?«
    Sie schnappte sich eine Tasse und setzte sich an die Küchenbar. Sally kletterte auf den Hocker gegenüber. Sie spielte mit einer Haarsträhne und Denkfalten bildeten sich auf ihrer Stirn. Nachdenklich hob sie den Blick.
    Anna hoffte, es ging um den üblichen Versuch, ihre Freundschaft zu erwerben.
    »Anna, ich weiß, ich bin nicht gerade die Frau, die du dir an der Seite deines Vaters wünschst«, begann die blonde Zicke ungewohnt unsicher.
    »Schön, dass du das weißt.«
    »Aber es ist nun mal, wie es ist. Ralph und ich, wir lieben uns. Dein Vater hat mich gefragt, ob ich seine Frau werden möchte und ich habe Ja gesagt.«
    Anna verschluckte sich fies an ihrem Kaffee und hustete ihren Frust hinaus. »Das ist nicht dein Ernst?«
    Sally legte ihre linke Hand auf den Tisch. Ein protziger Ring, verziert mit einem unbekannten Edelstein, schmückte ihren Ringfinger.
    »Findest du das richtig?« Sie klang unfair. So direkt sagte sie Sally die Meinung sonst nicht ins Gesicht. Aber einmal musste es ausgesprochen werden. Sie wollte schließlich keine Schuld daran tragen, wenn ihr Vater in sein Verderben rannte.
    »Ob ich das richtig finde? Ich habe mich sehr gefreut, aber ich hatte auch Angst vor deiner Reaktion. Wie ich sehe, war sie berechtigt.« Sally blickte sie aus traurigen Kulleraugen an, aber Anna fiel nicht darauf rein.
    Schlimm genug, dass sich der Verstand aller Männer ausschaltete, sobald Barbie den Raum betrat. »Ich meine nicht den Antrag meines Vaters. Ich meine das alles hier. Du tauchst aus dem Nichts auf und zerstörst die Ehe meiner Eltern. Du setzt dich ins gemachte Nest und lässt dir von meinem Vater alles bezahlen. Angefangen von teuren Designerschuhen bis hin zum luxuriösen Fünfsterneurlaub! Findest du nicht, du hast ihn lange genug ausgebeutet?«
    Sally stiegen Tränen in die Augen. »Das ist sehr gemein, Anna. Ich habe deinen Vater nie um etwas gebeten. Im Gegenteil. Mir ist es immer unangenehm, wenn er mir Geschenke macht.«
    »Und wieso suchst du dir dann nicht einfach einen Job? Hast du Angst, dir könnte ein ach so perfekt

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