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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Rücken. »Können wir das Thema wechseln?«, fragte sie, obwohl ihr Herz einen Salto nach dem anderen schlug. Es durchlief sie heiß, kalt, schwindelig, alles zur selben Zeit.
    »Wieso? Ist es dir unangenehm, wenn ich so etwas sage?«
    »Ja, das ist es. Ich bekomme in der Regel keine Komplimente von Halbgöttern.«
    »Von Halbgöttern?« Sebastian lachte los.
    Anna schlug die freie Hand vors Gesicht und wünschte sich, im Erdboden zu versinken. Musste sie denn dauernd sagen, was ihr durch das Hirn schoss? Das Talent brachte sie noch um Kopf und Kragen, die Totenbeschwörerei war ein Witz dagegen.
    Sebastian beruhigte sich wieder von seinem Lachanfall. »Okay, dann zurück zum anderen Thema. Wieso kannst du die Freundin deines Vaters nicht leiden?«
    Anna schluckte den letzten Bissen hinunter. »Na ja, sie hat die Ehe meiner Eltern zerstört und ist ein geldgeiles Miststück. Sie ist bloß halb so alt wie mein Vater.«
    »Und du denkst, wegen des Altersunterschiedes hat die Beziehung nichts mit Liebe zu tun?« Er stellte die Frage, als meinte er nicht Sally und ihren Vater.
    »Nein, aber sie ist einfach schrecklich. Ich kann es nicht erklären und jetzt wird er sie auch noch heiraten. Sie hat es mir heute Morgen erzählt. Eigentlich war der Tag da schon gelaufen.«
    »Ich finde, er endet ganz gut. Ich sitze schließlich neben dir.« Sebastian grinste.
    Seine selbstgefällige und irgendwie arrogante Art ging ihr so langsam auf den Wecker. Ständig fühlte sie sich klein. Die Idee, dass er es wirklich nett gemeint haben könnte, verfestigte sich nicht.
    »Noch ist er nicht zu Ende. Mich erwartet noch eine Diskussion, wie ich Sally nur so verletzen konnte …«
    »Wieso? Was hast du ihr getan? Mit einer Gabel die Augen ausgestochen?«
    »Ich habe ihr in Rage erzählt, was ich von ihr halte und ich schätze, das kam nicht sonderlich gut an.«
    »Ich begleite dich, dann wird es halb so schlimm.«
    Die Vorstellung, Sebastian mit nach Hause zu nehmen, bereitete ihr eine Gänsehaut. Sie lud nie Besuch ein und Jungs kamen überhaupt nicht infrage. Die Reaktion ihres Vaters auf diesen Umstand würde es noch interessanter machen.
    »Okay, dann auf!«
    Kopfschüttelnd erhob sich Sebastian und spurtete zum Wagen. Mit der Antwort hatte er anscheinend nicht gerechnet. Gentlemanlike öffnete er ihr die Beifahrertür und sie sank erneut in die Polster.
    Sebastian schien eine Leidenschaft fürs Autofahren zu haben, denn auf der Bahn spielte er mit seinem Gaspedal. Männer! Genervt verdrehte Anna heimlich die Augen.
    Sie parkten am Straßenrand. In der Küche brannte noch Licht. Vermutlich lag sie also richtig in der Annahme, man erwartete ihre Rückkehr, um ihr eine Standpauke zu halten. Sicher zog Sally wieder eine perfekte Show ab.
    Anna schloss die Haustür auf und schaltete die Flurbeleuchtung ein. »Paps? Sally? Ich bin zu Hause!«
    Natürlich erhielt sie keine Antwort. Für gewöhnlich kündigte sie auch nicht an, wenn sie nach Hause kam. Sebastian folgte ihr über den Korridor. Durch die offene Küchentür vernahmen sie hektisches Geplapper.
    »Hi.« Anna hob die Hand zum Gruß.
    Sally sah schrecklich aus, ihre Augen waren verquollen. Drama-Queen …
    »Anna, bitte komm rein. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Ich habe Besuch mitgebracht, es ist etwas ungünstig.« Sie hielt den Atem an, als Sebastian die Küche betrat.
    »Guten Abend. Ich wollte nicht stören, sondern nur Anna sicher zu Hause absetzen.« Er reichte ihrem Vater die Hand und bot sie Sally freundlicherweise auch an. Sein Gesichtsausdruck blieb beim Anblick der Blondine neutral.
    Ein Stein fiel Anna vom Herzen.
    »Sebastian«, fügte er hinzu, bevor er ihr heimlich zuzwinkerte.
    Anstand hat er ja, schoss es ihr durch den Kopf und sie unterdrückte ein Grinsen.
    Sally verfiel seinem Charme wie vermutet sofort. Verlegen wischte sie sich die Krokodilstränen aus dem Gesicht. Paps wirkte eher überrumpelt, es hatte ihm die Sprache verschlagen.
    Sebastian überging die Situation. »Glückwunsch übrigens, zur Verlobung. Anna hat mir von dem freudigen Ereignis berichtet.«
    »Vielen Dank.« Ihr Vater warf Sally einen undefinierbaren Blick zu, ihr Affentheater geriet böse ins Schwanken.
    »Anna und ich haben schon überlegt, wie romantisch der Tag wird. Sie ist wirklich froh, dass Sie eine so bezaubernde Lebenspartnerin gefunden haben.« Er lächelte Sally an, doch der verging schlagartig das Grinsen.
    Spätestens jetzt hätte ihrem Vater ein Licht aufgehen müssen, aber

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