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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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beschlich ein vertrautes Gefühl. Dieser Mann war nicht dement, die Leere in seinem Blick deutete auf etwas ganz anderes hin. Charles war verflucht …
    »Mr. Smith, ich spüre einen Fluch auf Ihnen lasten.« Langsam trat er auf das weiße Bett zu. Die Mimik des alten Jägers spiegelte die Panik aus seinem Innersten wider. »Haben Sie keine Angst. Ich weiß nicht genau, welcher Zauber bei Ihnen eingesetzt wurde, aber ich werde versuchen, ihn zu brechen.«
    Die Muskulatur des Alten spannte sich an, zumindest, sofern das der alte Körper ermöglichte. Er erkannte ihn, keine Frage. »Ich werde Ihnen nichts tun, ich komme in Freundschaft«, wiederholte Sebastian.
    Es gab tausend Flüche, die auf dem alten Hunter lasten konnten, und Sebastian war gewillt, jeden einzelnen Gegenfluch auszuprobieren. Er brauchte Informationen. Es ging um sein Leben und noch viel wichtiger: Es ging um Anna.

    *
    Für gewöhnlich schlief Anna nicht besonders fest, diesmal ratzte sie wie ein Murmeltier. Sie schrak hoch, als sie feststellte, dass der große Zeiger der Uhr schon fast elf anzeigte. Himmel, sie musste noch die Kerzen besorgen!
    Mit Elan schwang sie die Beine aus dem Bett und schlich aus dem Zimmer. Es wäre mehr als ungünstig, wenn jemand sie hörte. Kerzen gab es im Speisesaal. Sie standen zum Essen auf den Tischen. Die Romantik, die der Beirat versuchte, in die gemeinschaftlichen Dinner zu legen, war absolut ironisch. Das Wort Henkersmahlzeit schlich ihr mehr als einmal durch den Kopf.
    Die untere Etage lag verlassen da, ein unheimliches Gefühl kroch ihre Glieder empor. Ohne Beleuchtung wirkten die düsteren Gemäuer noch Angst einflößender, als sie es schon bei Tageslicht taten. Einige Vitrinen standen in dem sonst recht kahl möblierten Raum und sie tastete sich durch die Reihen. Sie wünschte sich, eine Taschenlampe zu besitzen. Aber es ging auch ohne, denn als sie bemerkte, wie umständlich sie es sich machte, die Kerzen zu suchen, kam ihr die Idee, einfach die gebrauchten vom Tisch zu nehmen. Sie durften nur nicht vergessen, sie später wieder zurückzustellen, damit ihnen im Nachhinein nicht noch jemand auf die Schliche kam.
    Fünf lange, weiße Kerzen in edlen Haltern standen zur Verfügung. Sie packte die schweren Gegenstände. Es gelang ihr so gerade, sie allesamt zu tragen. Zudem steckte sie sich einen Salzstreuer in die Hosentasche. Sie wandte sich ab, um zurück nach oben zu flitzen, dabei lief sie in eine Gestalt hinein.
    »Uah!« Fast hätte sie reflexartig einen der Ständer als Waffe benutzt.
    »Gott, Anna! Mach nicht so einen Radau. Ich bin’s doch nur.«
    »Musst du dich benehmen, als wärst du ein Gespenst?« Obwohl sie kaum die Hand vor Augen sah, bemerkte sie, dass Jenny grinste.
    »Du warst nicht in deinem Zimmer, und weil ich hoffte, dass du dich nicht aus dem Staub gemacht hast, dachte ich, ich sehe mal hier unten nach.«
    »Ich hab fast verschlafen. Hier, nimm mir mal zwei ab. Aber Vorsicht, die sind sauschwer.«
    Jenny stöhnte, als Anna ihr zwei der Kerzenhalter gab. »Notfalls würden die wohl ausreichen, um einen von den Arschlöchern den Schädel einzuschlagen.«
    »Jenny!«
    »Was denn?«
    Leise begaben sie sich die Treppe hinauf. Jenny zog die Tür sachte ins Schloss und knipste das Licht an.
    »Ich hab das noch nie ohne deine Mutter gemacht.« Zweifel schlichen sich in den Plan. Was taten sie, wenn sie versagte?
    »Ich kann sie holen, aber ich bezweifle, dass sie eine Hilfe ist.«
    »Nein, lass sie schlafen.«
    »Der Beirat könnte den Fluch von ihr nehmen, aber sie tun es nicht.« Jennys Miene verdunkelte sich.
    »Was?«
    »Ja, wir wussten das auch nicht. Aber die Bibliothek hier steht voll mit Flüchen und Gegensprüchen. Es muss nicht derselbe Magier sein, der den Fluch gesprochen hat, der ihn bricht.«
    Noch ein Grund, die alten Miesepeter zu hassen. Klar hatten sie Marla nicht befreit, dann hätten sie zwei Kämpfer weniger gehabt. Und wer brauchte in einem Krieg schon alle Tassen im Schrank? Das wäre ja auch zu fair … Anna ärgerte sich, nicht doch einen Blick in die Bücher geworfen zu haben, anscheinend beinhalteten sie ein paar hilfreiche Informationen.
    »Ich habe nur ein bisschen Lavendel gefunden. Die Tasche hat meine Oma gepackt, meine Mutter war nicht in der Lage dazu.«
    »Es müsste sogar ohne gehen. Ich hoffe, ich krieg das hin.«
    »Du bist stark, Anna. Du schaffst das. Ich zähl auf dich, denn hey! Wenn du versagst, stecken wir ganz schön tief in der Tinte.«
    Genau das

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