Gefaehrlich begabt
besuchen.«
Abschätzend musterte ihn der Sicherheitsbeauftragte. Vermutlich hielt er ihn für einen Einbrecher, von wegen unsichtbar …
»Unsere Besuchszeiten sind bereits beendet, bitte kommen Sie morgen wieder.«
»Ich bin den weiten Weg von Deutschland gereist, es wäre wichtig«, antwortete Sebastian und fügte noch ein »Bitte« hinzu.
»Tut mir leid, unsere Patienten legen großen Wert auf ihre Privatsphäre. Dies macht unsere Einrichtung aus, Sir.«
Zeit war Gold und sie rann ihm durch die Finger. Die Gedankenmanipulation kostete Kraft, aber seine Sorgen trieben ihn an. Mit einer Handbewegung lähmte er den Mann durch einen Fluch und trat langsam an ihn heran. »Sie haben eine Ausnahme gemacht. Ich darf Mr. Smith heute noch besuchen. Den Rest vergessen Sie.« Sein Blick bohrte sich in den Verstand des dicklichen Sicherheitsbeamten.
»Selbstverständlich, ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrem Besuch.«
Der Fluch fiel von ihm. Sebastian nickte dem Mann zu und verschwand, diesmal den Kiesweg nutzend, in Richtung des Eingangs.
Er zog an der Tür. Offen. Aber eine grimmig aussehende Krankenschwester schnitt ihm den Weg ab. Musste denn alles so kompliziert sein?
»Wohin wollen Sie? Sie können hier nicht einfach reinspazieren.«
Schwester Rabiata stemmte die Hände in die üppigen Hüften. Mit ihr war offensichtlich nicht gut Kirschen essen. Sebastian wusste, wie sein Charme gewöhnlich auf Frauen wirkte und diese Zimtzicke schien es sowieso besonders nötig zu haben.
»Schwester …?«
»Angela.«
»Schwester Angela, bitte hören Sie kurz zu. Ich bin den weiten Weg von Deutschland gereist, um Mr. Charles Smith einen Besuch abzustatten.«
»Das können Sie gewiss auch morgen bei Tageslicht tun.«
»Ich bin nur bis morgen in der Stadt, und wenn Sie heute einmal Gnade vor Recht walten lassen, würde ich mich freuen, wenn ich Ihnen und mir den Tag morgen versüßen könnte und Sie vor meiner Abreise zum Essen einladen dürfte?« Seine Worte begleitete ein leichter Zauber, der der Krankenschwester sofort das Misstrauen nahm.
»Vielleicht können wir eine Ausnahme machen, allerdings muss ich erst nachsehen, ob Mr. Smith nicht vielleicht schon schläft. Zudem sollten Sie sich nicht zu viel von diesem Besuch versprechen …«, lenkte Schwester Rabiata ein.
Seine Masche funktionierte immer. In solchen Situationen genoss er es, dass Magie durch sein Blut strömte. Schon gleich würde sie seinen Besuch vergessen haben.
»Wieso nicht zu viel versprechen?«, fragte er.
»Mr. Smith hat kein Wort gesprochen, seitdem er bei uns wohnt. Er scheint sehr dement zu sein.«
»Verstehe. Würden Sie trotzdem nachsehen, ob er noch wach ist?«
»Natürlich. Wen darf ich ankündigen?«
»Sagen Sie ihm, Sebastian Fingerless möchte ihn sprechen.«
»In Ordnung. Warten Sie hier.« Angela verschwand in einem benachbarten Flur.
Hoffentlich hörte Charles ihn an und verfiel nicht in Panik, wenn die Krankenschwester ihn ankündigte. Er hielt es für unangemessen, zu lügen, schließlich brauchte er Informationen von dem alten Jäger. Deshalb nannte er seinen korrekten Namen.
Er ließ den Blick durchs Foyer schweifen. Die riesige Eingangshalle hatte nichts mit einem typischen Pflegeheim gemeinsam, eher erinnerte sie an ein sehr teures Hotel. Viele Fotos von scheinbar großen Wohltätern schmückten die Wände, die Mitte der Halle zierte ein Springbrunnen. So ließ es sich im Alter leben …
»Sie haben Glück, Mr. Smith ist noch wach. Außerdem scheint Ihr Name etwas in ihm ausgelöst zu haben. Er blickte mich plötzlich sehr klar an. Sind Sie verwandt?« Die vormals griesgrämige Krankenschwester bedeutete ihm, ihr zu folgen. Nach wenigen Schritten stoppte Angela vor einer dunklen Holztür. »Mr. Smith liegt im Bett. Das tut er immer. Er braucht seinen Schlaf, also bitte, machen Sie nicht zu lang. Ich warte vorn.« Sie klimperte ihn mit ihren spärlichen Wimpern an.
Sebastian nickte und weil sie wartete, bis er das Zimmer betrat, blieb keine Zeit, sich die Worte sorgsam zurechtzulegen. Er klopfte an die schwere Tür und öffnete sie mit einem Knarren. Charles Smith sah alt aus, uralt. Er musste jenseits der neunzig sein. Er lag in einem edel ausgestatteten Zimmer. Lediglich das Pflegebett erinnerte daran, dass er sich in einem Seniorenheim befand.
»Mr. Smith? Mein Name ist Sebastian Fingerless und wir haben vor vielen Jahren gegeneinander gekämpft.«
Charles fixierte ihn aus aufgerissenen Augen, aber Sebastian
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