Gefaehrlich begabt
die Art und Weise, wie Sie die Menschen behandeln und darum, dass Sie ahnungslose Kinder in einen Todeskampf schicken. Es sind bereits genug Unschuldige gestorben, aber Sie müssen noch einen draufsetzen. Wie kommen Sie eigentlich darauf, sich für besser zu halten, als es die Fingerless sind? In meinen Augen sind Sie noch schlimmer.«
»Wir sind nicht da, um die Herzen der Menschen für uns zu gewinnen, sondern dazu, über die Gaben zu wachen. Sie verstehen das nicht, Anna. Aber es ist richtig, wie es ist, denn jemand Außenstehendes muss das Ganze nüchtern betrachten.«
»Es wäre Ihre Aufgabe. Wenn die Magier und Sie von der gleichen Spezies abstammen und alles, was Sie unterscheidet, Ihre Ansichten sind, dann wäre es Ihr Job, sich ihnen zu stellen.«
»Aber es ist nicht unser Volk, das bedroht wird, sondern eures.«
Anna sah ihm in das faltige Gesicht. Eine kochend heiße Welle pulsierte durch ihren Körper und sie ballte die Hand zu einer Faust. Wenn Pearson etwas bemerkte, dann zeigte er es nicht.
»Wir treffen uns in wenigen Minuten unten, bis später.«
Anna schnaubte. Jedes Wort wäre seiner nicht würdig. Es gab doch nichts über ein paar anständige Feinde. Falsche Freunde besaß sie genug.
Sie beschloss, ihm gleich zu folgen und ließ die Wutattacke ausfallen. Die Blicke der anderen, wenn sie wieder zuletzt den Raum betrat, wollte sie sich ersparen. Die vergangenen Tage zerrten an ihren Kräften, es kostete Überwindung, sich aufzuraffen. Sie zählte in Gedanken bis zehn, sprang auf die Beine und spurtete die Treppe hinunter.
Der Konferenzsaal lag verlassen vor ihr, aber der Beirat hatte ihn bereits vorbereitet. Unterlagen türmten sich auf dem Rednerpult. Sie erhaschte einen Blick darauf.
Fotos, Kriegsbilder der vergangenen Jagd. Das erste Bild zeigte einen jungen Mann, der ganz offensichtlich gegen Jonathan Fingerless antrat. Die eisblauen Augen des Magieroberhauptes jagten ihr einen Schauder über den Rücken, sie erinnerten sie an Sebastian. Ein Schildzauber wehrte auf dem Bild einen Magierfluch ab, der Mann verzog vor Anstrengung das Gesicht. Auf dem zweiten Bild traf ihn der Fluch.
Sie haben fotografiert, wie er stirbt, und haben nicht eingegriffen ! Widerlich.
Es folgten eine Anzahl ähnlicher Fotografien, fast alle in Schwarz-Weiß gehalten. Beim vorletzten Foto zog sich ihr Herz zusammen. Es präsentierte Sebastian. Sie erkannte sofort, dass ihn ein Zauber lähmte. Ein Mann mittleren Alters grinste ihm hämisch ins Gesicht. Sebastians Ausdruck erinnerte an den, den er auch beim Kampf gegen Kira aufgesetzt hatte.
Aussichtslos. Auf dem letzten trug er einen Sack über den Kopf gestülpt. Er krümmte sich vor Schmerzen. Annas Nackenhärchen richteten sich auf, Übelkeit überkam sie.
»Ich sehe, Sie machen sich bereits mit den Gaben vertraut.«
Aldwyn Eltringham kam, auf seinen Stock gestützt, durch den Raum, dicht gefolgt von Robert Pearson. Der Beiratsvorstand ließ mit keiner Miene auf das Gespräch von eben schließen. Er trug sein falsch-freundliches Lächeln.
»Anhand der Bilder wollen wir Ihnen eine Übersicht darüber geben, was die einzelnen Talente ausrichten können und wozu sie dienen. Wir möchten, dass Sie bestmöglich vorbereitet werden.«
Anna starrte konzentriert den Tisch an. Sie setzte sich auf einen Platz in der vordersten Reihe und schluckte ein paar Beleidigungen hinunter, die ihr auf der Zunge lagen. Gott sei Dank betrat der Rest ihrer Truppe kurz danach den Konferenzsaal. Lange hätte sie sich nicht mehr beherrscht. Niemand blickte sie an.
»Hallo zusammen. Wir reichen gleich einige Bilder durch. Auf den Fotografien sehen Sie den Einsatz möglicher Talente, die Ihnen beim Kampf gegen die Fingerless hilfreich sein könnten. Zudem wollen wir heute Ihre Stärken und Schwächen herausfinden. Morgen wird es an die Verteilung der Fähigkeiten gehen, um im Anschluss daran mit dem Training zu beginnen. Jeder von Ihnen wird einen Mentor zur Seite bekommen, damit Sie in kürzester Zeit die neue Gabe beherrschen.« Robert hielt Anna die ersten Bilder hin. »Hier sehen Sie eine Auswahl von Hexenkünsten. Bedenken Sie bitte, dass jede Hexenformel nur in Verbindung mit der speziellen Kräutermischung gelingt. Die Anwendungen werden Sie aber in Nullkommanichts draufhaben.«
Anna reichte die Fotos direkt an Sally weiter, sie hatte genug gesehen. Das Prozedere ging sehr schleppend voran. Die Bilder unterteilten sich in die verschiedenen Talente. Sie fuhr sich mit der Hand
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