Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
Vom Netzwerk:
brauchte sie. Jemand, der ihr sagte, dass alles von ihr abhing … Super, nahm ihr doch glatt die Nervosität.
    Jenny zog allerhand Fotos und Zettelchen aus ihrer Hosentasche. »Hier, ich habe drei Bilder vom Team. Ich hab die Namen abgekürzt auf die Rückseite geschrieben. Auf den Zetteln findest du die vollständigen.«
    Anna nickte. »Hilf mir bitte, den Kreis aufzubauen.«
    Jenny hatte eine Menge von ihrer Mutter gelernt. Sie brauchte keine Anleitung und in weniger als einer Minute stand der Zirkel. »Wir haben das Salz vergessen«, stellte sie fest.
    Anna schüttelte den Kopf und zog den kleinen Salzstreuer aus der Tasche. »Das muss reichen, zur Not hab ich ja den Anhänger.« Sie griff zu dem Salzkreuz, es begleitete sie jeden Tag. Da es von Sebastian stammte, versuchte sie sich einzureden, dass es zusätzlich Glück brachte.
    Jenny zündete die Kerzen an und schaltete das Licht aus. Anna setzte sich in die Kreismitte, bevor Jenny neben sie stieg. »Kann ich was tun?«
    »Halt meine Hand«, antwortete Anna.
    »Bringt das was?«
    »Nein, aber ich hab Angst.«
    Jenny grinste. »Ich dachte an diesen hier, James.«
    Anna sah auf das Foto. Jenny dachte mit, denn es war der Mann, den der Beirat beim Sterben fotografiert hatte. Ein dicker Kloß in ihrem Hals versuchte, die Luftzufuhr abzuschneiden.
    »Ich dachte, der ist ganz sicher tot. James Black.«
    Auf der Fotorückseite hatte Jenny den Mann mit J.B. gekennzeichnet. Ihre Namenslegende schien allerdings nicht nötig. Jenny kannte sie offenbar auswendig.
    »Also. Los geht’s.« Anna schloss die Augen. Ohne Schwierigkeiten betrat sie augenblicklich die Schattenwelt. Die Teelichter, die sie sonst verwendeten, strahlten nicht ganz so hell wie die langen Kerzen. Sie sah weiter als gewöhnlich. Jennys Hand lag klamm in ihrer, sie schwitzte. Trotzdem ließ sie nicht los. Viele Schattenwesen wanderten durch das Halbdunkel. Die vertraute Wärme umhüllte ihre Sinne. Sie hatte die Trips vermisst.
    Sie rief sich das Bild von James Black ins Gedächtnis. »James Black? Ich suche den Kämpfer James Black. Ich hab noch nie dringender Hilfe gebraucht als jetzt!«
    Selbst ihre geistige Stimme klang verzweifelt. Unruhig bewegten sich die Seelen vor ihr her. Sie versuchte, einen Blick vorbei zu erhaschen. Woher kamen die vielen Schattenwesen? Brach eine verdammte Epidemie aus?
    »James Black? Mir fehlt die Zeit, ewig zu warten. Ich weiß, das klingt nicht nett. Aber der Beirat hat meine Mutter entführt!«
    Im Augenwinkel sah sie, wie ein Licht aufhellte, ziemlich weit entfernt. Den Beirat erwähnt zu haben, hatte also gewirkt … falls es Black war, der da kam.
    Die Schattenwesen gaben das Blickfeld frei und verdünnisierten sich an den Rand der Dunkelheit. Nichts weiter geschah. Das Licht blieb in weiter Ferne.
    »James Black?«, fragte Anna erneut.
    »Anna?«
    Ihr Herz zog sich eisig zusammen, sie erkannte die schwache Stimme sofort. Sie hatte die Gedanken an Eva lange Zeit ausgeblendet. Wieso ausgerechnet jetzt?
    »Eva?«, rief sie in die Finsternis. Es kostete Kraft, zu antworten.
    »Ruf mich zu dir, Anna. Leg das Salz zur Seite.«
    Die Konturen des Plans verwischten. Was sollte sie tun?
    »Ich werde dir nichts tun, versprochen.«
    Die Worte klangen ehrlich, sofern sie einem Rachegeist wohl Glauben schenken mochte. Sollte sie einfach die Augen öffnen und aufgeben? Dem hier war sie nicht gewachsen, noch immer nicht. »Ich suche James Black«, sagte sie fest und ignorierte Eva.
    »Anna, ich kann helfen. Wenn du mir nicht traust, dann komm du hierher.«
    Selbst die Melodie ihrer Begabung, die leise durch die Schatten schallte, legte einen Zahn zu. Angespornt von ihrem Herzschlag, summte sie gehetzt vor sich hin.
    »Eva, geh weg. Ich muss meine Mutter retten«, antwortete sie, ihre Stimme bebte. Verzweifelt rief sie nach dem toten Jäger. Zwecklos. James Black hatte nicht vor, aufzutauchen. Und jetzt? Anna hatte nicht gewusst, dass sich ein Geist auch sträuben konnte.
    »Anna?«, rief Eva. Sie spürte ihre Anwesenheit und die Ignoranz ließ sie genervt klingen.
    Anna hatte keinen besseren Plan, absolut nicht. Aber sie durfte nicht mit leeren Händen aus den Schatten tauchen. »Eva, ich brauche Hilfe!« Die Worte hallten durch die Dunkelheit.
    »Dann komm …«
    »Wie?« Ihre Stimme brach an dem einzigen Wort.
    »Folge meinen Worten.«
    Anna vergewisserte sich, dass Jenny immer noch anwesend war, und drückte kurz ihre Hand. Dann gab sie sich den letzten Ruck.
    Obwohl sie sich

Weitere Kostenlose Bücher