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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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mit ihr verabreden. Er wollte nur wissen, ob sie da sein würde, weil er vermutlich hoffte, Abbie eifersüchtig zu machen. Genau wie Abbie gesagt hatte.
    »Ich weiß nicht.« Was Besseres fiel Dee nicht ein. »Vielleicht.«
     
    Am Donnerstagmorgen ging Hazel direkt ins Klassenzimmer. Den Gemeinschaftsraum konnte sie nicht ertragen. Eigentlich konnte sie die ganze Schule nicht ertragen, aber ihre Mutter hatte darauf bestanden.
    »Ich will nicht, dass du was verpasst und deine Prüfung verhaust«, hatte Mum gesagt.
    Als ob Hazel sich hätte konzentrieren können! Als wenn das alles noch eine Rolle spielte. Aber sie war gegangen,
weil sie zu Hause nicht noch mehr Stress anhäufen wollte. Vor allem nicht nach der Reaktion ihrer Schwester. Sarah war total durchgedreht im Krankenhaus am Dienstag, als der Arzt die »Anomalie« erklärt hatte, als Sarah der Wahrheit ins Gesicht sehen musste. Es ging ihr so schlecht, dass sie nicht einmal mehr Auto fahren konnte. Mum war gefahren! Mum war fantastisch gewesen, total unglaublich, hatte ihnen die Sachlage erklärt, ganz ruhig, fast gelassen.
    »Es ist nur ein kleiner Knoten«, hatte sie gesagt. »Sie glauben, dass er bösartig ist, hoffen aber, dass sie ihn früh genug erwischt haben, sodass er noch keine Metastasen gebildet hat.«
    Bösartig. Das Wort hatte sich in Hazels Kopf festgesetzt, so als wären die Silben, die Buchstaben selbst ein Krebsgeschwür, das sich ausbreitete und alles mit Schwarz überzog und alle normalen, vernünftigen Gedanken verdrängte. Sie bemerkte kaum, dass sich das Klassenzimmer füllte und der Lehrer kam. Sie sollte es ihm sagen oder ihm die Entschuldigung geben, die ihre Mutter geschrieben hatte.
    »Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn sie es erfahren«, hatte Mum gesagt.
    Hazel stand auf und legte den Brief auf Mr Jensons Tisch. Dann ging sie zurück und setzte sich wieder. Vermutlich würden es früher oder später sowieso alle erfahren.
    »Muss das eigentlich sein?«, fragte Abbie spitz.
    »Was?«

    »Dass du mich so schneidest? Ich meine, was ist eigentlich los mit dir in der letzten Zeit?«
    »Nichts.«
    »Es ist wegen Tom, oder?«
    »Nein.«
    »Ja, ist es doch!«, sagte Abbie, wobei sie die Stimme hob und damit die Aufmerksamkeit der halben Gruppe erregte. »Es ist so, seit ich dir von Tom erzählt hab. So als wärst du eifersüchtig, weil ich nicht mehr mit euch zusammen bin. Ich kann schließlich nichts dafür, wenn in meinem Leben jetzt was passiert. Ich meine, wenn du mich in der Schule total ignorierst, dann hilft das auch nicht weiter, oder?«
    Hazel schüttelte den Kopf. Sie konnte nichts sagen und hoffte nur inständig, Abbie würde endlich aufhören. Sie hielt das alles nicht mehr aus. Sie wollte nur in Ruhe gelassen werden, aber Abbie war nicht zu stoppen.
    »Versuch gar nicht erst, es zu leugnen. Sei nicht so kindisch und benimm dich nicht länger so albern.«
    Mr Jenson stand auf und steckte den Brief, den er gelesen hatte, zurück in den Umschlag.
    »Jetzt lass mal gut sein, Abbie«, sagte er leise.
    »Warum?«, fragte Abbie, die Hazels Tränen noch nicht einmal bemerkte. »Sie hat doch angefangen. Dass sie sich mir gegenüber so kindisch und beleidigt benimmt, nur weil…«
    »Hör auf«, sagte Hazel. »Sag’s nicht. Es geht nicht um Tom. Es hat nichts mit deinem verdammten Tom zu tun. Es geht um meine Mutter. Sie hat Krebs.«

    »Oh mein Gott!«, hauchte Abbie.
    Hazel stand auf. Sie spürte Übelkeit in sich aufsteigen und fühlte, wie die Blicke ihr folgten, hörte Schritte hinter sich, als sie zur Tür ging. Sie kam nicht weit. Draußen auf dem Gang kreischten ein paar jüngere Kids und kicherten nervös, als sie sich gegen die Wand lehnte und sich übergab.
    »Es tut mir leid«, hörte sie Abbie sagen. »Hazel. Es tut mir so leid.«
    »Gut«, sagte Mr Jenson. »Dann mach jetzt mal was Nützliches. Du und Tasha, ihr scheucht jetzt die anderen Schüler aus diesem Gang und seht zu, dass sie draußen bleiben. Joe, hol den Hausmeister. Dee, sieh zu, ob du Hazel auf die Toilette oder in den Sanitätsraum bringen kannst. Ich rufe ihre Eltern an, damit jemand kommt und sie abholt.«
    »Nein!«, sagte Hazel. »Tun Sie das nicht. Es geht mir schon wieder gut.«
     
    Im Sanitätsraum war viel los, und nach zehn Minuten oder so verkündete Hazel, ihr ginge es etwas besser, und sie wollte in die Bibliothek gehen, wo es ruhiger war.
    »Ich komme mit«, sagte Dee, »wenn das okay für dich ist.«
    Die Bibliothek war leer mit Ausnahme

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