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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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zufriedenzustellen, dafür zu sorgen, dass Lauren glücklich war. Weil nur Dad das Geheimnis kannte damals. Nur Dad wusste, was geschehen konnte, wenn Lauren nicht glücklich war.
    Dee sprang auf. Warum hatte er nichts unternommen und darauf bestanden, dass sie Hilfe holten, zum Arzt gingen? Sie kannte natürlich die Antworten. Und ihr war
sogar klar, dass die irgendwie einen Sinn ergaben. Aber das half auch nicht weiter. Sie ging zu ihrer Kommode hinüber, zog eine Schublade auf und fing an, zwischen Socken und Unterwäsche zu kramen, auf der Suche nach der verschwundenen Geldbörse. Darauf wollte sie sich konzentrieren. Und endlich aufhören, an diese verdammte Lauren zu denken!

SIEBEN
    Der Gemeinschaftsraum verfiel in Schweigen, als Mrs Felby um Viertel vor neun am Montagmorgen nach den Herbstferien hereinkam.
    »Abbie?«, sagte Mrs Felby und schaute dabei Hazel an. »Hat sie jemand gesehen?«
    »Ich glaube, sie ist noch nicht da«, sagte Hazel.
    »Welche Überraschung«, sagte Mrs Felby verärgert. »Also, falls sie auftaucht, dann kannst du sie vielleicht daran erinnern, dass sie um halb neun mit ihrer Arbeit vor meinem Zimmer sein sollte!«
    Soll doch jemand anders Abbie erinnern, dachte Hazel, nachdem Mrs Felby wieder hinausgestürmt war. Sie würde es jedenfalls nicht tun. Sie wollte mit Abbie wirklich gar nichts mehr zu tun haben. Nicht nur war Abbie bei ihrer Party nicht aufgekreuzt und hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihr wenigstens eine Geburtstagskarte zu schicken, es war auch alles andere. Alles andere, was sie bislang versucht hatte zu erklären, zu entschuldigen, zu begründen! Dass Abbie sich in den vergangenen Wochen kaum einmal nach Hazels Mum erkundigt oder sich dafür interessiert hatte, was eigentlich los war. Abbies Eltern waren in den Herbstferien wieder da gewesen, um Hazels Mum zu besuchen, hatten Blumen geschickt, als sie im
Krankenhaus war, und gefragt, ob es irgendetwas gab, was sie für sie tun konnten, aber von Abbie kaum ein einziges Wort. Joe hatte recht. Abbie war egoistisch und es wurde von Minute zu Minute schlimmer.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte Hazel und schaute zu Dee auf. »Und du? Hast du deinen Geldbeutel gefunden?«
    »Nein«, sagte Dee. »Ich habe eben in meinem Schließfach nachgesehen, aber nix. Ich kann mir nicht erklären, was ich damit gemacht habe. Na ja, ich bin sicher, der taucht irgendwann auf. Glücklicherweise war meine Bankkarte nicht da drin, sonst hätte ich nicht mal Sanjay sein Geld geben können und …«
    Der Rest des Satzes ging im Klingeln der Glocke unter, und als das aufhörte, ging die Tür auf, und Abbie kam herein. Die Leute, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatten, erstarrten, und Hazels Entschluss, sie zu ignorieren, brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
    »Wahnsinn!«, sagte Hazel. »Was ist denn mit deinen Haaren passiert?«
    »Hab sie schneiden lassen!«, sagte Abbie und vollführte eine affektierte Drehung.»Gefällt’s dir?«
    »Äh, ja«, sagte Hazel. »Es ist, äh, sehr kurz. Aber gut. Kleiner Schock, das ist alles.«
    »Ich bin mit Paige mitgegangen«, sagte Abbie. »Zu ihrem Friseur in Manchester. Megateuer, aber Tom hat gezahlt. Er sagt, wenn man so eine drastische Veränderung macht, muss man den besten Schnitt haben. Also, wie findet ihr’s?«

    Diese Frage richtete sie an den ganzen Raum, da ihr Hazels Zustimmung alleine nicht reichte. Die Leute murmelten pflichtschuldig, nickten, lächelten. Es sah gut aus. Alles würde an Abbie gut aussehen. Aber besser? Hazel war sich nicht sicher. Zu Abbie gehörten irgendwie lange Haare.
    »Mrs Felby will dich sprechen«, sagte Joe zwischen all den Kommentaren über ihre Frisur.
    »Ja, ich weiß«, sagte Abbie. Sie klammerte sich an Hazels Arm und hielt sie zurück, bis die anderen hinausgegangen waren. »Hör mal, hast du die Hausaufgaben? Irgendwas, was ich abschreiben und ein bisschen verändern kann? Nur irgendetwas, damit ich sie mir vom Hals halten kann. Das Zeug in Englisch?«
    Da gab es mindestens ein Dutzend Aufgaben, die Abbie nicht gemacht hatte, und Hazel hatte sie alle auf ihrem Laptop gespeichert, aber sollte sie es Abbie geben? Wenn Mrs Felby das herausfand, würde sie großen Ärger bekommen. Und warum sollte sie Abbie überhaupt aus der Patsche helfen? Es war wirklich sehr mühsam gewesen, alle Schularbeiten durchzuziehen und den Anschluss nicht zu verlieren, während ihre Mum krank war. Sie hatte es geschafft - irgendwie hatte sie es

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