Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
in eine egoistische Kuh«, hatte Joe etwas grober formuliert. »Ich meine, Mitgefühl war ja noch nie ihre Stärke, oder?«
    Aber Joe war wirklich immer zu streng, wenn es um Abbie ging, er behauptete immer, sie wäre oberflächlich und eitel, und beachtete ihre guten Seiten gar nicht.
    »Sie benutzt dich nur, Hazel«, hatte er gesagt, als er sich ganz besonders mutig gefühlt hatte. »Bei Abbie ist das alles immer einseitig, ich, ich und noch mal ich.«
    Also da hatte er unrecht. So war es nicht. Abbie war eine gute Freundin. Die beste. Es war immer lustig mit ihr. Sie gehörte zu den Leuten, die einfach durch ihre Anwesenheit gute Laune verbreiten. Bis vor Kurzem natürlich. Bis Tom aufgetaucht war.
    »Machst du jetzt deine Geschenke auf oder was?«, fragte Sarah.
    »Ach so, ja, natürlich!«, sagte Hazel und griff nach einem der Päckchen.

    Vielleicht würde es nach heute Abend besser werden, wenn sie Gelegenheit bekamen, Tom richtig kennenzulernen. Die Male, wo sie ihn gesehen hatte, hatte er ein bisschen herablassend gewirkt, beinahe arrogant, aber, um ehrlich zu sein, hatte sie auch noch kein richtiges Gespräch mit ihm geführt oder so. Und wenn Abbie ihn so sehr mochte, dann musste er doch in Ordnung sein, oder? Es gab also keinen Grund, warum sie alle zusammen nicht miteinander auskommen sollten, oder?
     
    »Wo fahren wir hin?«, fragte Abbie, als Tom links aus ihrer Straße abbog anstatt rechts.
    »Zurück zum Hotel«, sagte Tom. »Paige arbeitet bis zehn, also gehen wir einfach noch auf einen Drink rein und warten, bis sie fertig ist. Dann können wir später vielleicht in einen Club unten in Lancaster fahren.«
    »Moment mal«, sagte Abbie. »Heute ist Hazels Geburtstag.«
    »Und?«
    »Und da sollten wir hingehen.«
    »Das hättest du mir aber sagen müssen«, sagte Tom. »Ich liebe Kindergeburtstage. Wackelpudding und Eis, lecker!«
    »Es ist keine Kinderparty«, sagte Abbie. »Es ist ein Essen im The Silver Lantern . Und ich hab’s dir gesagt. Wir haben darüber gesprochen, und du hast versprochen, dass du mitkommst.«
    »Nein«, sagte Tom und wandte sich lächelnd zu ihr. »Das ist völlig neu für mich.«

    »Können wir trotzdem gehen?«, bettelte Abbie. »Nur für eine Stunde oder so. Dann können wir uns später noch mit Paige und Leo treffen, wenn du willst.«
    »Es ist nur Paige«, sagte Tom. »Leo ist mal wieder auf einer seiner Touren. Und wenn wir zuerst ins The Lantern gehen, dann sind wir danach nicht mehr so drauf, dass wir uns mit Paige treffen können, oder? Dann sind wir nämlich in der Notaufnahme. Mit Lebensmittelvergiftung. Das ist das letzte Loch!«
    »Ist es nicht«, sagte Abbie. »Es hat neue Besitzer und ist jetzt ganz toll. Mum und Dad waren neulich da. Bitte«, fügte sie hinzu. »Es ist wichtig.«
    »Gut«, sagte Tom, und sein Lächeln verschwand, während er das Auto wendete. »Ich setze dich beim The Lantern ab, wenn du das unbedingt willst. Wenn du lieber mit deinen albernen Freunden zusammen bist als mit mir. Wir wollten doch die ganze Woche zusammen verbringen, falls du dich erinnerst. Deswegen hab ich mir schließlich freigenommen.«
    Abbie hätte ihn darauf hinweisen können, dass er seinen Teil der Verabredung jedenfalls nicht eingehalten hatte und dass sie sich jeden verdammten Tag mit Paige und Leo getroffen hatten. Aber das hatte keinen Sinn. Tom würde nur anfangen, auf sie loszugehen, dass sie kindisch wäre und ständig jammern würde, und seine Meinung über Hazels Party würde er sowieso nicht ändern. Dann musste sie eben alleine hingehen. Und sich irgendeine Entschuldigung für Tom ausdenken.
    »Ist schon okay«, sagte Tom. »Ich bin sicher, dass Paige
und ich etwas finden werden, womit wir uns vergnügen können.«
    Das meinte er nicht so. Er wollte sie nur ärgern, sie aufziehen. Sie musste sich wegen Paige keine Sorgen machen. Tom und Paige waren nur Freunde. Das hatte er ihr gesagt.
    »Sie flirtet mit jedem«, hatte er gesagt. »Da musst du nicht so ein Geschiss deswegen machen! Ich liebe dich. Das weißt du doch.«
    Aber wusste sie das wirklich? Klar sagte er ihr fast jeden Tag, dass er sie liebte. Und er sagte, sie wäre anders als alle seine Exfreundinnen. Behauptete, sie wäre etwas Besonderes. Dass er vom ersten Augenblick an, als er sie im Café gesehen hatte, gewusst hätte, dass sie beide eine Zukunft hätten. Und das fühlte sie auch: dieses wilde, verrückte Gefühl, das immer noch da war, jedes Mal wenn er sie anschaute, sie anlächelte.

Weitere Kostenlose Bücher