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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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du willst, dass ich Geschenke kaufe, dann musst du sie besorgen, und ich zahl’s dir dann später zurück.«
    »Ja, schon gut«, sagte Dee, drängte sich an ihm vorbei und ging in Richtung Wohnzimmer.
    In der Tür blieb sie stehen, stellte ihre Tasche ab, zog die Jacke aus und schaute den Baum in der Ecke an, den Dad, Scott und ihre Großeltern mit einer bunten Mischung aus Kugeln, wollenen handgestrickten Schneemännern und der Lichterkette schmückten, die schon, solange Dee denken konnte, zum Baum ihrer Großeltern gehörte. Es sah toll aus! Erfrischend anders als die perfekt symmetrischen »Themenbäume«, auf die Lauren immer bestanden hatte. Und das Beste war, Dad und Scott so mittendrin im Geschehen zu sehen. Lachend, Dad lachte tatsächlich. Aber Gran sah so ernst aus, besorgt, als sie sich umwandte und Dee erblickte.

    »Hast du Hunger?«, fragte Gran und kam zu ihr herüber. »Ich hab dir noch ein bisschen Lasagne im Ofen gelassen.«
    »Ich hab den ganzen Abend so vor mich hingenascht«, sagte Dee. »Aber Lasagne klingt gut. Ist schon okay, ich kann’s mir selber holen.«
    Gran folgte ihr in die Küche und stand herum, während Dee die Lasagne aus dem Ofen holte.
    »Du weißt ja, dass wir heute einkaufen waren«, sagte Gran und setzte sich Dee gegenüber, als diese anfing zu essen.
    Dee schluckte hart und fürchtete, die Lasagne könnte ihr im Hals stecken bleiben. Hatte Dad wieder eine seiner Panikattacken gehabt? War es das, worauf Gran hinauswollte? War der Fortschritt doch nicht so gut, wie es schien? War es ein Fehler gewesen, dass er einen Teil der Antidepressiva abgesetzt hatte?
    »Also«, fuhr Gran fort. »Ich hatte etwas Geld, das ich in einer Dose auf meinem Schminktisch aufbewahre. Du weißt ja, wie ich bin. Ich stecke da alles rein, was ich jede Woche übrig habe. Das summiert sich schnell.«
    Dee hörte auf zu essen und schaute Gran an.
    »Und?«, fragte sie.
    »Nachdem ich letzte Woche die Geschenke für die Jungs gekauft hatte«, sagte Gran, »waren noch etwas über zweihundert Pfund übrig. Das weiß ich genau, weil ich es gezählt habe. Aber als ich es heute Morgen holen wollte, waren es nur noch hundertfünfzig. Und da habe ich mich gefragt …«

    »Ob ich es genommen habe?«, unterbrach Dee.
    »Um Himmels willen, nein!«, sagte Gran. »Was ich sagen wollte, war, ob du eigentlich jemals deine Geldbörse wiedergefunden hast?«
    »Nein«, sagte Dee nachdenklich. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Tut mir leid«, meinte Gran. »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Vielleicht ist es nur ein Zufall. Vielleicht habe ich mich auch verzählt. Anders kann es ja eigentlich nicht sein, oder?«, fügte sie hinzu, als suchte sie nach Bestätigung. »Und sag nichts, ja? Weder zu Granddad noch zu sonst jemandem.«
    »Gran«, sagte Scott, der in der Tür erschien. »Die Lichterkette ist gerade ausgegangen, und Granddad will wissen, wo die Ersatzbirnchen sind.«
    Dee wartete, bis alle wieder im Wohnzimmer waren, stellte ihre Lasagne zurück auf den untersten Rost im Ofen und ging nach oben in Kierans Zimmer.
     
    Tom führte Abbie durch das geschäftige Hotel und zum Hinterausgang hinaus, über den Hof zu den zweistöckigen, modernen Gebäuden, in denen ein Teil der Angestellten wohnte.
    »Was tun wir hier?«, wollte Abbie wissen.
    »Ich hab doch gesagt, es ist eine Überraschung«, erwiderte Tom. »Jetzt mach die Augen zu.«
    Gehorsam schloss Abbie die Augen und ließ sich von Tom führen. Sie hörte das Klicken von mehreren Türen, und als sie schließlich die Augen wieder öffnen durfte,
befand sie sich in einem kleinen Zimmer mit einem Einzelbett, das an eine gelb gestrichene Wand geschoben war, und in dem ansonsten noch ein Einbauschrank, ein paar Regale und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen standen. Keine Bücher, Kleider oder sonstige persönliche Gegenstände. Kein Bettzeug oder Handtücher. Kein Zeichen, dass jemand hier wohnte.
    »Na?«, sagte Tom. »Gefällt’s dir?«
    »Ja, ist ganz nett, warum?«
    »Es gehört dir. Ich dachte, deine Eltern wären vielleicht etwas glücklicher, wenn du dein eigenes Zimmer hast. Das wirkt irgendwie anständiger, oder?«, meinte er. »Obwohl ich kaum glaube, dass du hier besonders viel Zeit verbringen wirst. Mein Zimmer ist viel, viel schöner«, fügte er hinzu, legte die Arme um sie und zog sie an sich.
    Abbie versuchte zu lächeln. Sie wollte sich freuen. Sie freute sich ja auch irgendwie. Es war so typisch für Tom, dass er sich solche Gedanken

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