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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und kam erst zu dem Punkt, den sie wirklich ansprechen wollte, als Abbie kurz davor war zu gehen.
    »Was diese Geschichte angeht, dass du da oben im Hotel wohnen willst«, hatte sie gesagt, »ich meine, du bist sowieso schon so oft da oben, und du und Tom, ihr habt offensichtlich …«
    »Mum!«, hatte Abbie gewarnt.
    »Ich weiß, dass du jetzt siebzehn bist, Abbie, aber ich will einfach nur sicher sein, dass du aufpasst.«
    Gott, was mussten Eltern immer so peinlich sein! Also, wie fänden sie es denn, wenn jemand ihr Sexleben unter die Lupe nehmen und ihnen Ratschläge zur Verhütung geben würde, so als wären sie total, total bescheuert!
    Abbie steckte die Hände in die Taschen, weil ihr die Fingerspitzen abfroren. Wo, zum Teufel, blieb Tom? Sie war schon fast zu Hause, als sein Wagen leise neben ihr an der Straße hielt.

    »Tut mir leid, dass ich so spät bin«, sagte er, als sie sich auf den Beifahrersitz gleiten ließ. »Bin aufgehalten worden. Oh, du Arme«, fügte er hinzu, drehte die Heizung auf und rubbelte ihre Schulter. »Du bist ja eiskalt und deine Nase ist ganz rot, sieh nur!«
    »Macht nichts«, sagte Abbie und schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn.
    Das Wetter, die Schule, ihre Freunde, ihre Eltern - nichts spielte mehr eine Rolle. Sie lockerte ihren Griff um Toms Hals, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und lächelte ihn an.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts«, sagte sie, als er langsam anfuhr. »Du machst mich einfach nur glücklich, das ist alles.«

ACHT
    Hazel stellte einen großen Pappkarton mit Weihnachtsschmuck auf einen Stuhl im Gemeinschaftsraum, nahm sich ein Stück silbernes Lametta oben heraus und drapierte es wie einen Heiligenschein auf ihrem Kopf.
    »Wie findet ihr das?«, fragte sie ihre Freunde.
    »Sieht dumm aus«, bemerkte Abbie. »Gott, was bist du manchmal für ein Kindskopf.«
    »Na und?«, fragte Hazel. »Wo bleibt deine Festtagslaune?«
    »Die kommt in genau drei Tagen zum Vorschein, wenn ich für immer aus diesem Loch hier rauskomme.«
    »Dann hast du dich jetzt also endgültig entschieden?«, fragte Dee.
    »Jep«, sagte Abbie. »Ich hab genau das getan, was alle wollten. Ich hab abgewartet. Bis Weihnachten. Und es ist immer noch der gleiche Scheiß. Also höre ich auf und bin hier weg.«
    Hazel schüttelte den Kopf und fing an, in der Kiste herumzukramen. Klar, Abbie hatte nachgegeben. Nachdem ihre Eltern einen Riesenaufstand gemacht hatten und alle Lehrer und Freunde auch, hatte sie zugestimmt, dass sie weiter zu Hause wohnen blieb und bis Weihnachten weiter zur Schule ging. Aber sie hatte der Schule keine
echte Chance gegeben, hatte ständig im Unterricht gefehlt oder sogar ganze Tage freigenommen, hatte mit dem Chor aufgehört und sich nicht mal mehr den Anschein gegeben, als würde sie irgendetwas für die Schule tun. Jetzt war es vermutlich ohnehin schon zu spät, selbst wenn sie es sich noch einmal anders überlegen würde, was nicht der Fall war.
    »Was machst du da eigentlich?«, fragte Abbie.
    »Mr Cotton hat Dee und mich gebeten, die Aula für die Party von den Siebtklässlern heute Abend zu dekorieren.«
    »Oohhh, wie süüß.«
    Hazel musste der Versuchung widerstehen, ihr mit einer Ohrfeige das verächtlich überhebliche Grinsen à la Tom aus dem Gesicht zu fegen.
    »Hilfst du mir?«, fragte sie stattdessen.
    »Von mir aus«, meinte Abbie, gähnte und streckte sich beim Aufstehen. »Gott, bin ich kaputt.«
    »Du hättest mehr Energie, wenn du mal was essen würdest«, sagte Hazel, während Abbie in den Spiegel schaute, ihre Haare zurechtzupfte und die Zähne bleckte.
    »Tom meint, ich sollte mir die Zähne professionell bleichen lassen«, sagte sie. »Was meinst du?«
    »Ich finde, sie sehen gut aus, wie sie sind«, sagte Hazel, schnappte sich die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck und drückte die Tür damit auf. »Aber du machst es vermutlich sowieso.«
    »Mmmm«, machte Abbie abwesend. »Ich schicke Tom nur noch schnell’ne SMS. Ich komm dann gleich nach.«

    Hazel konnte auf dem Weg in die Aula noch ein halbes Dutzend andere Helfer gewinnen, sodass es keine Rolle spielte, dass Abbie erst zehn Minuten vor dem Ende der Mittagspause auftauchte und sich auch dann nur auf die Kante der Bühne setzte und ihre Fingernägel lackierte. Was allerdings eine Rolle spielte, war der Ausdruck auf ihrem Gesicht. Dieser Ausdruck, der sie schon seit Wochen nicht verließ. Eine Art Mischung aus Langeweile und Angst. So nervös und angespannt hatte sie Abbie noch

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