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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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verklagt, und am Schluss sind wir da mit einem halben Dutzend Taschen mit Sachen ganz umsonst rausgekommen!«
    Und dann fuhr Abbie fort mit einer detaillierten Beschreibung der Kleider für alle, die sich dafür interessierten. Sie beschrieb jeden Saum, jeden Verschluss und jeden Stich.
    »So faszinierend das ist«, flüsterte Hazel Dee zu. »Ich gehe jetzt trotzdem und nehme die Deko in der Aula ab. Kommst du mit?«

    Dee nickte und rieb sich die Arme, um warm zu werden, während sie Hazel, Sanjay und Joe folgte.
    »Mannomann«, sagte Sanjay, als sie in die Aula kamen. »Ich dachte im ersten Augenblick, dass Tom sie geschlagen hat!«
    »Ich glaube, das sollten wir auch denken«, meinte Joe. »Mal wieder typisch Abbie. Je dramatischer, desto besser!«
    »Und glaubt ihr, dass die Geschichte wahr ist?«, fragte Sanjay und jagte Dee damit wieder einen Kälteschauer den Rücken hinunter. »Glaubt ihr nicht, dass sie damit irgendwas vertuschen will oder so?«
    »Nee«, sagte Joe. »So blöd ist doch nicht mal Abbie, oder? Wenn Tom sie geschlagen hätte, dann hätte sie was unternommen.«
    »Vermutlich«, sagte Sanjay. »Was meinst du, Hazel?«
    »Ich weiß nicht und es ist mir auch ziemlich wurscht.«
    »Mir auch«, meinte Sanjay. »Aber es war irgendwie zu detailliert, als dass es alles gelogen sein könnte. Ich meine, man würde sich doch keine so komplizierte Geschichte ausdenken, nur um etwas zu vertuschen, oder?«
    Oh doch, das würde man. Dee versuchte, tief ein- und auszuatmen, während sie die Girlanden von der Bühnenkante abriss. Wie oft hatte sie schon solche Geschichten gehört?
    »Im einen Augenblick hab ich noch die Küchendecke gestrichen, und ehe ich mich’s versehe, liege ich da auf dem Küchenfußboden und mein Arm verdreht unter mir und die Leiter auf mir drauf.«

    »Ich dachte, ich geh nach der Arbeit noch kurz einen trinken, aber so weit ist es gar nicht gekommen. Weil nämlich so ein Riese mit einem Drachentattoo auf dem Arm da rausgetorkelt kommt und direkt in mich rein.«
    »Ich weiß eigentlich gar nicht, wie es passiert ist. Wahrscheinlich ist mir von dem vorbeisausenden Verkehr irgendwie ein bisschen schwindelig geworden und dann bin ich vom Bordstein gerutscht und direkt vor ein Fahrrad. Was für ein Glück, dass es kein Laster war.«
    Nur dass es nie irgendwelche Schwindelanfälle oder Drachentattoos oder riesige Typen, die aus der Kneipe kamen, gegeben hatte. Dee spürte plötzlich einen scharfen Schmerz im Daumen, schaute hinab und sah einen Tropfen Blut hervorquellen. Jetzt hatte sie sich auch noch eine Reißzwecke in den Finger gebohrt. Schnell und entschlossen zog sie die Reißzwecke hinaus. Nur weil sie solche Entschuldigungen und Geschichten schon früher gehört hatte, musste das ja noch lange nicht bedeuten, dass so etwas auch jetzt geschah. Abbie sagte vermutlich die Wahrheit.
    »Also, ich bin dann weg«, sagte Abbie vom Eingang der Aula her. »Wozu sollte ich hier noch länger rumhängen. Bin eigentlich eh nur gekommen, um meine restlichen Sachen abzuholen.«
    Alle drehten sich zu ihr um, aber keiner machte Anstalten, zu ihr zu gehen, also stellte Abbie ihre Tasche ab und kam auf sie zu. Sie küsste Joe und Sanjay, bevor sie ihre Arme um Hazel schlang.
    »Du wirst mir fehlen«, sagte Abbie, während sich
Hazels Schultern anspannten. »Das meine ich ehrlich«, fügte sie hinzu und trat einen Schritt zurück. »Und ich komme über Weihnachten mal bei dir vorbei, ja? Um zu hören, wie es Sarah und deiner Mum und so geht, ja? Ich meine, deiner Mum geht’s doch jetzt wieder richtig gut, oder?«
    Hazel nickte, sagte aber nichts.
    »Okay«, sagte Abbie und fuhr sich mit den Fingern über die geschwollene Seite ihres Gesichts. »Bis dann.«
    »Ich komme ein Stück mit dir mit«, sagte Dee spontan. »Ich muss mal aufs Klo.«
    Es war dumm. Dumm, sich da einzumischen. Aber sie musste es versuchen. Sie musste sichergehen. Abbie warf ihr einen fragenden Blick zu, als sie am Mädchenklo vorbeigingen, aber sie sagte nichts, bis sie nach draußen kamen.
    »Alles okay?«, fragte Abbie.
    »Äh, ja, alles bestens«, sagte Dee. »Und, freust du dich auf das alles? Den neuen Vollzeitjob und so?«
    »Na und wie!«
    »Und zwischen dir und Tom ist jetzt alles wieder klar, oder?«
    »Natürlich«, sagte sie, als wollte sie möglichst schnell weg.
    »Weil du doch erzählt hast, dass ihr Streit hattet.«
    »Na und?«, sagte Abbie. »Jeder hat mal einen Streit, oder? Bestimmt geht dir auch Sanjay manchmal

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