Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)
Wahrheit sagen sollen, als ich ihm damals zum ersten Mal begegnet bin? Hätte ich nicht einfach bleiben und ihm von Ben erzählen können? Hätte es einen Unterschied gemacht? In meinem Kopf dreht sich alles, und ich habe das Gefühl, mich noch einmal übergeben zu müssen.
Wieder lächelt Xander traurig, und seine Augen sind glasig, als er von seinem Bruder zu mir herüberblickt. »Dahlia, es tut mir leid. Ich hatte einen Scheißtag, und du musstest jetzt darunter leiden.«
Dann sieht er wieder River an und legt ihm die Hand auf die Schulter, aber River macht einen Schritt zurück. »Ich ruf dich morgen an.« Und damit lässt er uns alleine.
River kommt auf mich zu, und meine Augen füllen sich wieder mit Tränen. Ich wische mir mit den Händen über die Wangen. »Du hättest mir das erzählen sollen, nicht er!«, rufe ich und zeige auf die Tür. Ich bin nicht sauer, aber traurig.
River bleibt kurz vor mir stehen und schluckt. Zitternd atmet er aus, dann legt er mir die Hände auf die Oberarme und sagt: »Dahlia, ich wollte nicht, dass unsere Beziehung so beginnt.« Doch ich reiße mich von ihm los, ehe er weiterreden kann. Ich will nicht, dass er mich berührt oder mich mit seinem Charme einwickelt und mein Urteilsvermögen trübt.
Er zuckt zusammen. Seine Augen haben ihren Glanz verloren. »River«, sage ich etwas leiser. Ich muss ihm klarmachen, dass eine Auslassung auch eine Art Lüge ist. »Ich will auch nicht, dass unsere Beziehung so beginnt, aber Sachen vor mir zu verheimlichen … So eine Art von Beziehung will ich nicht führen. Aber was noch viel wichtiger ist … Was bedeutet diese Sache für uns?« Mir tun meine Worte leid, aber eine Lüge ist nun einmal eine Lüge, egal, warum sie erzählt wurde oder warum etwas verheimlicht wurde. Das weiß ich nur zu gut. Ich habe das mit Ben schon einmal mitgemacht, und damals ist unsere Beziehung beinah daran zerbrochen. Aber dieses Mal, bei River, mache ich mir mehr Sorgen darüber, was dieses Geheimnis für unsere Beziehung bedeutet, als über das Geheimnis selbst.
Kopfschüttelnd steht er da. »Ich wollte es dir sagen, aber es gab einfach noch nicht den richtigen Augenblick dafür.«
Ich wende den Blick ab, atme tief durch und sage: »Ich brauche frische Luft.«
Ich lasse ihn stehen und gehe durch den schummrig beleuchteten Club und hinaus in die kalte Nacht. Ein kühler Wind weht, und ich bekomme eine Gänsehaut. Doch als ich mich ohne Ziel in Bewegung setze, weiß ich, dass die Gänsehaut nichts mit der Kälte zu tun hat, sondern mit dem, was River vor mir geheim gehalten hat.
Es sind immer noch viele Leute auf den Straßen unterwegs. Den Straßen, die wir am frühen Abend noch so glücklich entlanggeschlendert sind. Doch das Glück, das ich vorhin noch empfunden habe, ist nicht mehr da. Auch die anderen Leute scheinen es jetzt eiliger zu haben. In kleinen Grüppchen kommen sie aus den Restaurants und drängen in die Clubs.
Normalerweise ist der November in Kalifornien nicht so kalt, aber die feuchte Luft ist wohl ein Zeichen für den bevorstehenden Regen. Ich blicke in den Nachthimmel hinauf, in der Hoffnung, dort in den Sternen etwas Licht und eine Antwort zu sehen, aber dicke Wolken bedecken den Himmel. In einer Wolkenlücke erkenne ich die schmale Sichel des Mondes, der mir leider auch nicht den Weg weist. Ich gehe weiter und schlinge die Arme um mich. Warum muss das Leben nur so kompliziert sein?
»Hier, zieh die an«, sagt River, zieht seine Jacke aus und legt sie mir über die nackten Schultern. Er geht dicht neben mir her, aber berührt mich nicht. »Wenn du nach Hause willst: das Auto steht in der anderen Richtung.« Vielleicht bin ich doch noch nicht wieder so nüchtern, wie ich dachte .
Ich bleibe stehen und sehe ihn an. Wir stehen uns ganz nah gegenüber. Mit Tränen in den Augen sage ich die Worte, die ich nicht wirklich sagen will, aber ich muss es tun. »River, ich glaube, ich sollte langsam wieder zurück nach Hause.«
Er schließt die Augen und flüstert: »Nein. Nicht so. Nicht, bevor wir darüber gesprochen haben.«
Es tut mir in der Seele weh, aber ich weiß, dass ich gehen muss. »Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken, River. Und hier kann ich das nicht.«
Er reißt die Augen auf, und seine Stimme überschlägt sich vor Wut, als er sagt: »Was mit meiner Schwester passiert ist, hat nichts mit uns zu tun. Und auch wenn du nach Hause gehst und darüber nachdenkst, wird sich daran nichts ändern, und du wirst es dadurch
Weitere Kostenlose Bücher