Gefaehrlich schoener Fremder
Kontrollabteilung."
Logan lachte leise auf. Im Mienenspiel seines Freundes spiegelte sich deutlich Abscheu, und Logan konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sich Jamie hinter einem Schreibtisch gefühlt hatte, wo er Fälle überprüfen musste, die nicht zu den erwünschten Ergebnissen geführt hatten. „Da warst du bestimmt Feuer und Flamme, was?"
„Bin fast aus der Haut gefahren. Darum war ich auch so geladen, als der Bericht über Johnsons Tod auf meinen Schreibtisch kam."
Johnson war, das wusste Logan, der letzte Agent, der im Dienst gestorben war.
„Du glaubst nicht an einen Unfall?"
Ein schiefes Lächeln verzog den vollen, breiten Mund seines Freundes.
„Agenten leben gefährlich, das wissen wir beide. Da geschehen immer mal Unfälle. Aber es kam mir doch zu merkwürdig vor, dass in den letzten drei Jahren drei unserer Leute unter Umständen gestorben sind, die nichts mit ihren Aufträgen zu tun hatten." Jamie zog eine Schulter hoch. „Johnson war ein fähiger Mann. Er hat mir einmal das Leben gerettet."
Das zerklüftete Gesicht verhärtete sich. „Er
war nicht leichtsinnig. Im Gegenteil. Darum ging es mir einfach nicht in den Kopf, dass er sich in einen kaputten Wagen gesetzt haben soll."
„Du bist also der Sache nachgegangen."
„Ich holte mir die Akten von Kelly und Randall hinzu und fand einige interessante Übereinstimmungen."
„Zum Beispiel?"
„Alle drei standen kurz davor, ihre Aufträge erfolgreich abzuschließen. Alle drei kamen bei scheinbar harmlosen Unfällen ums Leben, die in keiner Beziehung zu ihrer Arbeit standen. Bei der Obduktion wurden bei allen dreien große Mengen von Kaffee gefunden."
„Da kam dir der Verdacht, dass die drei verheizt worden sind?"
„Kelly hatte ein Magengeschwür, Logan."
Logan beugte sich vor. „Musste er nicht auf Kaffee verzichten?"
„Er ist auf Milch umgestiegen, obwohl er das Zeug hasste."
Rückfällig geworden? Bei dem Stress, der ewigen Angst vor Enttarnung, denen Geheimagenten ständig ausgesetzt sind, hätte man denken können, dass so ein Mensch seine Gesundheit zum Teufel wünscht und sich einen Genuss gönnt, auch wenn er von dessen Schädlichkeit weiß. Jeder würde das tun - außer Kelly, dachte Logan grimmig. Der kleine, dünne Mann war ein Gesundheitsapostel gewesen.
Aus Angst vor Krebs hatte er nicht geraucht, aus Angst vor einem Herzanfall kein gebratenes und nur wenig rotes Fleisch gegessen. Trotz eines Magengeschwürs Kaffee zu trinken, das war bei einem Hypochonder wie Kelly undenkbar.
„Also, was hast du getan?"
Jamie hob beide Hände, die Handflächen nach vorn. „Das einzig Mögliche. Ich ging zu Garibaldi. Ich hatte nur eine Ahnung und tausend Vermutungen, aber keinen Beweis."
„Und Garibaldis Reaktion?"
„Er hörte höflich zu, stellte ein paar gezielte Fragen und schickte mich zurück", antwortete Jamie trocken.
Typisch der Boss, dachte Logan bitter. Ray Garibaldi war die gefühllose Maschine von einem Menschen mit einem auf verschlagenen Wegen arbeitenden Computer als Gehirn.
„Zwei Wochen später", fuhr Jamie langsam fort, „rief er mich wieder in sein Büro. Er erzählte mir von einem Riesenschlamassel, der unten in Panama stattgefunden habe."
Jeder Muskel in Logans Körper spannte sich. „Also hat er deinen Verdacht doch ernst genommen."
Unwillkürlich zog sich etwas kalt in Logan zusammen. Der böseste Alptraum eines jeden verdeckt arbeitenden Agenten ist, dass seine Tarnung auffliegt und er schutzlos den gegnerischen Angriffen ausgesetzt
ist. Nichts kann ihm mehr Angst einjagen als der Gedanke, jemand verrate bewusst seine Legende - eben das, was ihn schlagkräftig macht und sein Leben schützt.
Allein die Vorstellung, dies könne der eigene Vorgesetzte getan haben - der Mensch, dem man vollkommen vertrauen muss -, ließ Logan das Blut in den Adern gefrieren.
„Weißt du, wer es ist, Jamie?"
„Nein, aber es gab nur drei Männer, die wussten, dass du unten in Panama warst, und die dich hätten ans Messer liefern können."
„Pennington, Garibaldi und du", brachte Logan Jamies Aussage auf den Punkt.
„Ja, die Verbindungsglieder zwischen unseren beiden Abteilungen und der Boss selbst. Doch dass Pennington am Abend unserer Verabredung beim Scafferschen Haus auftauchte, macht ihn zum Hauptverdächtigen."
Logan riss den Kopf herum. „Du warst da? Du hast Pennington gesehen?"
„Natürlich war ich da. Habe ich dich jemals versetzt, Mann?"
„Ich habe nach dir Ausschau gehalten, Jamie, aber
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