Gefaehrlich schoener Fremder
das alles war Teil unserer Kindheit. " Sein Lächeln wurde tiefer, fast verschmitzt.
„Und mein alter Herr würde mich mit einem Tritt in den Hintern von hier bis nach China befördern, wenn ich mich verirre und eine Lady allein ihrem Schicksal überlasse."
Logan drückte einen leichten Kuss auf ihre zuckenden Lippen. „Ich komme zurück, Emily, darauf kannst du dich verlassen."
Logan hielt sich im felsigen Gelände rechts vom Colorado-River, als er durch die stockdunkle Nacht schlich.
Dicke schwarze Wolken bedeckten die Mondsichel. Donnergrollen überdeckte die Geräusche, die Logan verursachte, während er sich seinen Weg durch dorniges Buschwerk bahnte.
Er galt eigentlich eher als Experte für den Asphaltdschungel, für die kriegszerissenen Ruinen von Beirut, für das weltoffene Paris, für die Slums von Managua. Aber er war auch vertraut mit Wüsten, dem Hochgebirge und der wildrauen Schönheit der nordpazifischen Küste.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sich auf die jährlichen Trips mit seinem Bruder Tyler in die kanadische Wildnis gefreut. Wie jung und selbstherrlich sie damals gewesen waren!
Trotz aller Vorsicht stolperte Logan fast in das Lager in der einsamen Bergschlucht. Jamies Schlaf sack lag vor einem Felsvorsprung unter einem kleinen Baum ausgebreitet. Die herabhängenden Zweige boten ihm einen gewissen Schutz vor den Naturgewalten, und jeder ungebetene Besucher, der ihn von oben überraschen wollte, musste sich durch ineinander verschlungene Äste und spitze Nadeln zwängen.
Von einem Zelt war nichts zu sehen, aber das hatte Logan auch nicht erwartet.
Für eine solche falsche Sicherheit hatte Jamie nichts übrig. Er wollte immer sehen und hören können, was sich ihm näherte - sei es auf zwei oder auf vier Beinen.
Diese Vorliebe teilte Logan mit ihm. Auch er hielt sich möglichst an einem Platz auf, der offene Sicht und mindestens eine Fluchtmöglichkeit bot.
Ruhig umkreiste Logan das Lage r, betrachtete es aus jedem Blickwinkel. Er hatte kein gutes Gefühl. Seine feingeschliffenen Instinkte schrien ihn förmlich an, von diesem Ort zu verschwinden.
Plötzlich hörte er ein leises Geräusch, das seine Nackenhaare aufrichtete und seinen Puls hämmern ließ.
„Du hast dich ja nicht gerade beeilt hierher zu kommen, alter Freund."
Logan atmete auf, als er den singenden Akzent hörte. Mit seinem roten Borstenhaar und den verschleierten blauen Augen sah Jamie O'Connel aus, als wäre er gerade von der Grünen Insel gekommen. In Wirklichkeit hatte er noch nie einen Fuß auf irischen Boden gesetzt.
„Jamie?"
„Ja, ich bin's."
Logan trat einen Schritt vor.
„Keine Bewegung!"
Bei dem barschen Komandoton seines ehemaligen Partners stellte sich Logans innere Gefahrenantenne sofort auf höchste Alarmbereitschaft. Dabei überhörte er ein leises Rascheln, das seine Aufmerksamkeit von der vor ihm aufragenden dunklen Gestalt abzulenken drohte.
Im stillen nannte sich Logan einen siebenfachen Trottel, während er beobachtete, wie Jamie eine Hand hob. Alle seine Muskeln spannten sich, als er direkt in die Mündung eines Revolvers starrte.
Es war erdrückend heiß im Wagen. Emily war zum Schreien zumute. Das Donnergrollen am bedrohlich schwarzen Himmel reizte ihre Nerven, und ihre Kiefern schmerzten, so fest biss sie die Zähne aufeinander.
Sie konnte beim besten Willen nicht die Zeit erraten, wusste nicht einmal, wie lange Trace fort war. Wenige Minuten? Eine Stunde? Ihrem Gefühl nach war eine Ewigkeit vergangen.
Trotz Traces Versicherungen, bestimmt zurückzukommen, hatte sie sich die ganze Zeit alle möglichen schrecklichen Sachen eingebildet. Mit ihren inneren Augen sah sie ihn durch die pechschwarze Dunkelheit schleichen, entdeckte verborgene Unebenheiten im Boden, Wurzelverästelungen, die aus dem Boden hervortraten, tödliche Schlangen, die lautlos auf ihn zuglitten. Und wie würde sie erfahren, wenn ihm etwas zugestoßen war?
Hör auf, schimpfte Emily stumm mit sich. Wenn du dir das Schlimmste vorstellst, wird das Warten auch nicht leichter.
Plötzlich wurden ihre schlimmsten Ängste bestätigt: In der Ferne knallte ein Schuss.
Emily kroch aus dem Wagen und raste blind in die Richtung, aus der ihrem Gefühl nach geschossen worden war, ohne auf die kratzenden Büsche zu achten, die nach ihren Kleidern griffen und ihre nackte Haut aufrissen. Dir einziger Gedanke war, sie musste Trace finden.
Während sie durch die Dunkelheit stolperte, vergaß sie Wölfe, Bären, Schlangen
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